Polizei lässt zahlreiche Scheinehen auffliegen
12. September 2017Wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten, wurden alleine in Berlin mehr als 40 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht. Drei weitere Durchsuchungen habe es in Potsdam, Görlitz und Frankfurt am Main gegeben. Für den Betrug verantwortlich sei eine nigerianisch-deutsche Schleuserbande, die vornehmlich für Nigerianer Scheinehen mit portugiesischen Frauen organisierte. Der Grund: Eine Aufenthaltsgenehmigung für die Europäische Union.
Über 70 bekannte Fälle
Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelte bereits seit November 2016. Mindestens 70 Fälle seien inzwischen bekannt. Es könnten aber noch mehr werden. In Berlin verhaftete die Polizei vier Frauen und einen Mann. Sie sollen die Anführer der Schleuserbande sein und die Kontakte nach Portugal unterhalten haben. Auch zehn Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung fielen der Polizei auf.
Ermittler von Bundespolizei, Berliner Polizei und Europol stellten zahlreiche Beweise sicher, darunter Pässe, EU-Aufenthaltskarten, Handys und Computer. Außerdem beschlagnahmten sie 300.000 Euro.
Teure Zukunft
Bis zu 13.000 Euro mussten die nigerianischen Männer laut Polizei an die Schleuserbande zahlen. Dafür habe die Bande gefälschte Heiratsurkunden aus Nigeria besorgt. Gleichzeitig seien in Portugal Frauen angeworben worden, die dann nach Berlin geflogen wurden. In Berlin sei das vorgebliche Ehepaar zur Berliner Ausländerbehörde gegangen, um sich eine Aufenthaltsbescheinigung ausstellen zu lassen. Die Portugiesinnen seien anschließend wieder zurück in ihre Heimat gereist.
Erst kürzlich hatte eine ähnliche Betrugsmethode für Aufsehen gesorgt. So war die Polizei im Juni dahinter gekommen, dass einige deutsche Männer die Kinder schwangerer Asylbewerberinnen etwa aus Vietnam anerkannt hatten. Auf diesem Weg erhielten die Frauen Bleiberecht in Deutschland - mussten dafür an die Männer allerdings mehrere tausend Euro zahlen. Die neugeborenen Kinder erhielten dann automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft. Viele der Männer wiederum zahlten keinen Unterhalt an die Frauen, weil sie arbeitslos waren. Das Bundesinnenministerium schätzte die Zahl der Fälle auf etwa 5000 pro Jahr.
nin/uh (dpa, afp)