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Popmusik im Sprachenmix

Andreas Zimmer7. Februar 2014

Im späten 17. Jahrhundert soll es auf Madagaskar eine Republik namens Libertatia gegeben haben, wo Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit keine Utopie waren. Ja, Panik aus Berlin bietet die musikalische Aufarbeitung.

Band Ja, Panik
Bild: picture-alliance/dpa

Knapp zehn Jahre gibt es Ja, Panik bereits. Zunächst als Quintett in Wien gegründet, dann als solches gemeinsam vor fünf Jahren nach Berlin umgezogen, inzwischen zum Trio geschrumpft. Dabei sehen sich die Mitglieder der Band aber nicht nur als Musiker sondern unter anderem auch als Wort- und bildende Künstler, als Gesamtkunstwerk. Das findet auch Ausdruck in der Pressemitteilung zur Veröffentlichung des neuen Albums "Libertatia", die grafisch dem Cover angepasst ist, und in der das Trio manifestartig und ironisch auf die Vorzüge der neuen CD hinweist. Chefdenker Andreas Spechtl verweist denn auch auf zahlreiche Nebenprojekte - Nebenprojekte, die nicht zwangsläufig etwas mit Musik zu tun haben. Zumindest nicht beim verbliebenen Ja, Panik Trio. Bassgitarrist Stefan Pabst erläutert einen weiteren wichtige Aspekt von Ja, Panik. Einen, den man bei drei Männern nicht unbedingt erwartet: "Wir haben so eine kleine Kollektion, unser Modelabel, wo wir aber auch Aschenbecher und Schnapsgläser mit Ornamenten gravieren. Oder allerhand Zeug nähen."

Cover "Libertatia", Ja, Panik

Keine Piratenromantik

Ihr mittlerweile fünftes Album haben Ja, Panik "Libertatia" genannt und dafür mindestens ein Jahr im Studio verbracht. Die drei Endzwanziger klingen als Trio jetzt anders als zuvor. Nicht nur runder und durchhörbarer, sondern auch direkter, schneller auf den Punkt kommend. Vor ungefähr zwei Jahren sei die Band auf "diese seltsame Geschichte über diese anarchistische Piratenkommune im 17. Jahrhundert gestoßen." Einerseits eine schöne Wortschöpfung, andererseits lud die Idee dahinter auch ein, diese weiterzuentwickeln, so dass es auf dem neuen Album nicht mehr ausschließlich um den historischen Ort geht. Auch wenn also der Titel "Libertatia" sehr nach Piratenromantik und "Fluch der Karibik" klingt, ist das neue Album von Ja, Panik weit davon entfernt. Rein musikalisch zumindest. Man stelle sich einen Falco vor, der auf die frühen Yazoo trifft. Viel 80er Retro-Elektro-Pop.

Sprachenmix als Spiegel der Gesellschaft

Durch die Alben vonJa, Panik zogen sich bisher immer wiederkehrende rote Fäden. Das war zum Teil sehr anspruchsvolle Musik mit Noise-Elementen, Geschrei statt Gesang und ausufernden englisch-deutschen Texten - bunt gemischt, durchaus auch in einem einzigen Song. Auf dem neuen Album "Libertatia" hat sich das geändert. Ja, Paniks Musik ist ruhiger, poppiger und breitenwirksamer geworden. Dafür ist der Sprachenmix jetzt wilder. Band-Texter Andreas Spechtl sieht den Alltag eines Deutschsprechenden erweitert durch "etwas Italienisches, was Französisches aber auch was Arabisches", was durchaus gelebte Realität auf den Straßen seiner Wahlheimat Berlin sei. Wenn er dort unterwegs sei, finde er es schön, wie sich dort "mal ein italienisches, ein spanisches Wort, Türkisch" und viele weitere Sprachen mischen. Für ihn ist es "eher so eine Zustandsbeschreibung, wie es in unseren Bars, in unserem Leben, auf unserer Straße" aussehe: eben gesamteuropäisch.

Andreas Spechtl, "Chefdenker" der BandBild: DW
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