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Politik

Pompeo: Iran für Angriffe auf Schiffe verantwortlich

13. Juni 2019

Im Golf von Oman sind zwei Handelsschiffe schwer beschädigt worden. Die Hintergründe sind nach wie vor unklar. Doch der US-Außenminister sieht schon einen Schuldigen.

Golf von Oman Öltanker Front Altair
Auf dem Öltanker "Front Altair" brach nach mehreren Explosionen ein Feuer ausBild: picture-alliance/AP Photo/Tasnim News Agency

US-Außenminister Mike Pompeo hat dem Iran die Verantwortung für die mutmaßlichen Angriffe auf zwei Handelsschiffe im Golf von Oman zugewiesen. Nach Einschätzung der USA sei die Islamische Republik für die Angriffe verantwortlich, sagte Pompeo in Washington bei einem Kurzauftritt vor Journalisten. Er verwies dabei auf Geheimdienstinformationen, ohne konkrete Belege zu liefern.

Auf Twitter schrieb Pompeo, die Angriffe seien "eine Bedrohung für den internationalen Frieden und die Sicherheit und eine nicht hinnehmbare Eskalation der Spannungen durch den Iran".

Die beiden Schiffe hatten am Donnerstagmorgen Notrufe abgesetzt und wurden daraufhin evakuiert. Die Hamburger Reedereigruppe Bernhard Schulte Shipmanagement teilte mit, ihr Frachter "Kokuka Courageous" sei oberhalb der Wasserlinie beschädigt worden. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen traf mindestens ein Torpedo das Schiff auf der Steuerbordseite. Der Tanker sei evakuiert, eines der 21 Besatzungsmitglieder sei leicht verletzt worden, erklärte ein Sprecher. Die "Kokuka Courageous" war laut der Reederei unter der Flagge Panamas mit einer Ladung Methanol auf dem Weg von Saudi-Arabien nach Singapur und befand sich zum Zeitpunkt des Angriffs etwa 25 Kilometer von der iranischen Küste entfernt.

Bei dem anderen Schiff handelt es sich nach Angaben der norwegischen Seefahrtsbehörde um den Öltanker "Front Altair" der norwegischen Gesellschaft Frontline, die die weltweit größte Tankerflotte besitzt. Die Reederei sprach von drei Explosionen an Bord und einem anschließenden Feuer. Das Schiff sei aber nicht gesunken. Die Schifffahrtszeitung "Tradewinds" berichtete unter Berufung auf Branchenkreise, der Tanker sei von einem Torpedo oder von einer Seemine getroffen worden. Der 2016 gebaute Öltanker "Front Altair" fährt unter der Flagge der Marschallinseln. Er war auf dem Weg von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) nach Taiwan. 

Die iranische Nachrichtenagentur Irna meldete, ein iranisches Schiff habe 44 Seeleute der beiden beschädigten Tanker aufgenommen. Sie seien in einen Hafen des Irans gebracht worden.

US-Navy schickt Hilfe

"Wir wissen von dem gemeldeten Angriff auf Schiffe im Golf von Oman", erklärte die Fünfte Flotte der US-Navy. "Die US-Seestreitkräfte in der Region haben zwei verschiedene Notrufe um 6.12 Uhr Ortszeit und um 7.00 Uhr erhalten." 

Archivbild des Tankers "Kokuka Courageous", der einer Hamburger Reedereigruppe gehörtBild: Reuters/Kyodo

Im Konflikt mit dem Iran hatten die USA zuletzt ihre Militärpräsenz in der Golfregion verstärkt. Die Fünfte Flotte der USA ist im Golfemirat Bahrain stationiert. Sie ist unter anderem für den Persischen Golf, den Golf von Oman und das Rote Meer zuständig. 

Das iranische Außenministerium sprach von "dubiosen" Zwischenfällen. Besonders der Zeitpunkt
sei sehr verdächtig, sagte Außenamtssprecher Abbas Mussawi mit Blick auf das Treffen zwischen Irans Führer Ajatollah Ali Chamenei und Japans Ministerpräsidenten Shinzo Abe, das fast zur gleichen Zeit in Teheran stattfand. Dabei ging es um eine Deeskalation der Krisen am Persischen Golf.

Der Golf von Oman ist über die Straße von Hormus mit dem Persischen Golf verbunden

Die iranische Führung hatte in jüngster Zeit mehrfach über eine "Verschwörung ausländischer Elemente" spekuliert und angedeutet, dass ein Militärkonflikt in der Golfregion provoziert werden könnte. Mit "ausländischen Elementen" meint Teheran die beiden Erzfeinde USA und Israel. 

"Bedrohung für den Frieden" 

Der Vorfall sei "außerordentlich beunruhigend", sagte Außenminister Heiko Maas in Berlin. Dies seien Ereignisse, die zu einer Eskalation der Spannungen führen könnten. Sabotageakte seien generell eine Bedrohung für offene Handelswege und "aktuell auch eine Bedrohung für den Frieden".

UN-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich ebenfalls besorgt. Er verurteile "jeden Angriff gegen die zivile Schifffahrt", sagte Guterres in New York. Der UN-Chef forderte eine "Klärung der Tatsachen" und der "Verantwortung". Die Welt könne sich keine größere Konfrontation im Golf von Oman erlauben. Das höchste UN-Gremium will noch an diesem Donnerstag zu einem Sondertreffen zusammenkommen. 

Spannungen zwischen Iran und USA

Erst Mitte Mai waren vier Öltanker vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate attackiert worden. Saudi-Arabien machte den Iran und von ihm unterstützte Kräfte dafür verantwortlich. Der Iran wies die Vorwürfe zurück. Die genauen Umstände blieben jedoch unklar.

US-Sicherheitsberater John Bolton sprach später von Angriffen mit Seeminen, für die "fast sicher" der Iran verantwortlich sei. Beweise für seine Anschuldigung legte Bolton nicht vor. Die Regierung in Teheran sprach von "lächerlichen Behauptungen".

ni/se/jj (afp, dpa, ap, rtr)