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Menschenhandel in Birma

Rodion Ebbighausen19. März 2012

Er ist einer der erfolgreichsten Popstars in Birma. Normalerweise verdreht er jungen Mädchen den Kopf mit Liebesliedern. Seit kurzem setzt sich R Zarni zusammen mit dem Musiksender MTV gegen Menschenhandel ein.

Birmanischer Rockstar R Zarni
Bild: R Zarni

Anfang März präsentierte Popstar R Zarni in Rangun einen Dokumentarfilm über Menschenhandel. R Zarni moderiert Geschichten von Opfern, zum Beispiel Mädchen, die für wenig Geld verkauft wurden, und Tätern, die diese Mädchen als Prostituierte oder Haushaltssklavinnen vermitteln. Dichte, emotionale Bilder, authentische Töne und die direkte Ansprache sollen vor allem junge Zuschauer für das Thema Menschenhandel sensibilisieren.

Der Dokumentarfilm ist Teil der Kampagne 'MTV Exit' gegen Menschenhandel und Ausbeutung. Es gibt bereits verschiedene Kurzfilme zum Thema in verschiedenen südostasiatischen Landessprachen. Die Dokumentationen werden von Stars der jeweiligen Region präsentiert, um ein möglichst großes Publikum zu erreichen. Der Musiksender MTV hat die Kampagne 2004 ins Leben gerufen. Sie wird vom Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN), den USA, Australien, mehreren NGOs und den Vereinten Nationen unterstützt. Es gibt eine Facebookseite mit mehr als 90.000 Followern und einen eigenen Kanal bei twitter. Das Projekt wird in allen Sprachen Südostasiens präsentiert.

Birma als Drehscheibe des Sklavenhandels

"Erst infolge des Reformprozesses seit 2010 ist es in Birma möglich geworden, so offen über den Menschenhandel zu sprechen. Aung Sun Suu Kyi hat das Problem Menschenhandel in Birma bei einer Rede zum ersten Mal offen angesprochen", berichtet Julia Marip von der Kachin-Frauenunion in Thailand, die sich um Betroffene aus der Grenzregion zwischen Thailand und Birma kümmert. Die Kachin sind eine ethnische Minderheit in Birma.

Das seit Jahrzehnten geschundene Land spielt eine traurige Hauptrolle im asiatischen Menschenhandel. Es ist sowohl Ursprungs- als auch Transitland, wie der Menschenhandels-Report des US-amerikanischen Außenministeriums von 2011 feststellt. Die Opfer werden nach Thailand, China, Bangladesch, Pakistan, Malaysia, Südkorea und Macau verschleppt. Opfer aus Bangladesch für den thailändischen und chinesischen Markt nehmen ihren Weg in der Regel durch Birma. Das birmanische Militär verdient seinen Teil an den Transporten. "Das Militär und die Beamten profitieren vom Menschenhandel durch Bestechung. Sie verschließen die Augen. Die Hauptprobleme bei der Bekämpfung des Menschenhandels sind das Fehlen von Rechtsstaatlichkeit und die Korruption", sagt Marip.

Auch beim Menschhandel innerhalb des Landes haben die Militärs und Beamten ihre Finger im Spiel. Angehörige ethnischer Minoritäten werden in andere Landesteile verschleppt, wo sie als Zwangsarbeiter für Infrastruktur- und Agrarprojekte der Regierung eingesetzt werden. In kaum einem anderen Land der Welt ist der Einsatz von Kindersoldaten so weit verbreitet wie in Birma.

Schwer zu tragen: Birmaninnen dienen als Zwangsarbeiterinnen in den NachbarländernBild: AP

Ausbeutung im Nachbarland Thailand

Allein in Thailand arbeiten zurzeit 100.000 Birmaninnen als Hausangestellte. Es herrschen widrigste Bedingungen, wie Awatsaya Panam vom Institut für Bevölkerungs- und Sozialstudien der Mahidol Universität in Thailand sowie eine Studie der thailändischen Frauenorganisation Palang belegen.

Die Berichte beschreiben auch, unter welchen Bedingungen die Arbeiter aus Birma in thailändischen Fabriken arbeiten. Sie erhalten einen minimalen Lohn, dürfen das Fabrikgelände nicht verlassen, hausen in überfüllten, lichtlosen Verschlägen und werden regelmäßig Opfer von sexueller Gewalt.

In den vergangenen Jahren hat die birmanische Regierung einige mäßig erfolgreiche Schritte unternommen, um den Handel von Sexsklavinnen in der Grenzregion zu Thailand zu unterbinden. Keinerlei Fortschritte gibt es allerdings bei der Bekämpfung von Zwangsarbeit und der Rekrutierung von Kindersoldaten. "Die Situation ist unverändert. Der Reform- und Demokratisierungsprozess hat keinen Einfluss auf den Menschenhandel, der vor allem ein Problem der Armut und Arbeitslosigkeit ist. Und die entstehen durch das Missmanagement der Regierung", so Julia Marip von der Kachin-Frauenunion.

Mit Pop gegen Menschenhandel

Um den Verhältnissen in Birma wenigstens etwas entgegenzusetzen, nutzt die Initiative MTV Exit die neu entstandenen journalistischen Freiräume in Birma. Popstar R Zarni sagt: "Das Schreckliche am Menschenhandel ist, dass die scheinbar Stärkeren die Schwäche anderer Menschen ausnutzen." Auch die birmanische Sängerin Phyu Phyu Kyaw Thein, die sich für das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) einsetzt, unterstützt die MTV Exit Kampagne erneut. Bereits 2009 hatte sie sich gegen den Menschenhandel engagiert. Marip freut sich: "Eine birmanische Version ist sehr gut für die Menschen. Die Gesetze reichen nicht aus. Die Menschen müssen auch ein Bewusstsein für das Problem entwickeln. Ein Film in Birmanisch ist wirklich sehr gut und er unterstützt unsere Arbeit sehr."

Im Einsatz: Popstar Phyu Phyu Kyaw Thein und Larry Dinger, ehemaliger US-DiplomatBild: AP