1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Popstars in der Flammenhölle

Uli Anders10. September 2002

Während Terroristen mit entführten Flugzeugen in das World Trade Center flogen, hielten sich auch viele Musikstars in New York auf. Nicht nur Lenny Kravitz hat den Anschlag von seiner Wohnung aus live miterlebt.

Erlebte den Anschlag vom 11. September aus nächster Nähe: Lenny KravitzBild: AP

Es ist 8 Uhr 56 Ortszeit in New York als riesiger Lärm Lenny Kravitz aufschreckt: "Ich war fassungslos. Es war der reinste Albtraum. Ich bin durch das erste Flugzeug wach geworden, das ganze Haus hatte gewackelt. Denn die Maschine ist so tief geflogen und machte fürchterlichen Krach", erinnert sich Kravitz. Er versucht das Erlebte zu beschreiben: "Ich habe gesehen, wie die Flugzeuge ins World Trade Center flogen und wie die Türme in sich zusammen fielen. Es war Wahnsinn."

Auch Moby wohnt ganz in der Nähe des World Trade Centers. Als das erste Flugzeug in den nördlichen Tower fliegt, schläft der Sänger noch. Der 11. September ist sein Geburtstag. Ungefähr um zehn nach neun klingelt sein Telefon. Moby ist "echt sauer", wie er später erzählt: "Ich habe mich gefragt, warum mich jemand an meinem Geburtstag so früh anruft. Jeder weiß doch, dass ich immer bis mittags schlafe."

Totale Panik

Noch konnte er nicht ahnen, dass sein bester Freund Damian ihn warnen wollte. Der schrie in den Hörer: "Das World Trade Center wird attackiert, das World Trade Center wird attackiert". Kurze Zeit später hört Moby noch, wie das zweite Flugzeug in den Tower rast. Er sei darufhin sofort auf die Dachterrasse gerannt und habe gesehen, wie die Flammen aus den beiden Türmen schlugen.

Paul Waaktaar-Savoy, der Gitarrist von A-ha, wollte einfach nicht glauben, was er da im Fernsehen sah. Er hatte den Nachrichtenkanal CNN eingeschaltet, nachdem er die Einschläge gehört hatte. Erst als er auf der Mattscheibe die brennenden Wolkenkratzer sah, schaut der Musiker, der mit seiner Familie nur sieben Blocks entfernt wohnt, aus dem Fenster: "Die Menschen rannten aus den Gebäuden und schrien hysterisch. Es herrschte totale Panik", berichtet der Gitarrist.

Komponist und Sänger MobyBild: AP

Auf dem Weg zum Fotoshooting

Boygroup Natural

Von all dem bekommen die fünf Jungs von Natural zunächst nichts mit. Joshua Horn und seine Kollegen sind gerade mit dem Taxi unterwegs nach Downtown Manhattan, um ein Fotoshooting zu machen. Die ganze Band wundert sich zunächst , dass die Menschen panikartig in Richtung Norden rennen. Was sie zu dem Zeitpunkt nicht wissen: Die 110 Stockwerke des World Trade Centers fallen wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

"Die Menschen sahen aus wie Obdachlose. Sie schleppten ihre Klamotten und Koffer über die Straße", ruft Horn sich das Katastrophenszenario in das Gedächtnis. "Krankenwagen sind an uns vorbeigerauscht. Man konnte die Einschlaglöcher auf ihren Dächern sehen. Wir hatten Glück, dass der Wind den ganzen Rauch nicht in unsere Richtung geblasen hat."

"In den Häusern bleiben und beten"

Am abend sind die sonst so belebten Strassen wie leergefegt. "Die Menschen sollen in ihren Häusern bleiben und beten", ruft ein aufgewühlter Bürgermeister Guiliani den New Yorkern entgegen. Alle Flughäfen in New York und Umgebung sind gesperrt. Keiner kommt in den nächsten Tagen mehr rein oder raus.

Noch Wochen später durchzieht der beißende Geruch von Leichen und eingestürztem Beton und Stahl durch die Straßen Manhattans, wie A-ha-Gitarrist Paul Waaktaar-Savoy erzählt: "Überall war Rauch in der Luft, du konntest nur mit Gasmasken rausgehen. Es war grausam, vor allem, weil ich ja mit meinem zweijährigen Sohn nirgendwo hingehen konnte. Denn der weigerte sich, eine Gasmaske aufzuziehen."

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen