Kreidezähne bröckeln, der Zahnschmelz ist sehr weich. Sie sind empfindlich und schmerzhaft. Mittlerweile sind davon mehr Kinder betroffen als von Karies. Eine Heilung gibt es bislang nicht.
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Kreidezähne sehen recht unschön aus. Ästhetik spielt aber bei dieser Erkrankung eine eher untergeordnete Rolle. Das weitaus größere Problem ist, dass der Zahnschmelz sehr weich ist. Kreidezähne entstehen meist, wenn sich nach den Milchzähnen die zweiten Zähne bilden. Jedes dritte Kind im Alter von 12 Jahren hat diese Erkrankung.
Die Ursachen seien nicht eindeutig geklärt, sagt Zahnärztin Alexandra Wolf. "Es könnten Faktoren sein, die schon vor der Geburt einen Einfluss darauf haben, ob Kreidezähne entstehen." Aber Genaues wissen die Forscherinnen und Forscher nicht.
Wenn der Entwicklungsprozess gestört ist und sich der Zahnschmelz nicht richtig bildet, können sich Kreidezähne bereits im achten Schwangerschaftsmonat entwickeln. In dieser Phase aber können sie nicht erkannt oder gar behandelt werden. "Auch Sauerstoffmangel während der Geburt kann zu dieser Erkrankung führen", ergänzt Wolf. Die vorderen Backenzähne und die Schneidezähne sind dabei am häufigsten betroffen.
Nicht nur eine Frage der Ästhetik
Perfekte Zähne stehen für Schönheit und Gesundheit. Weiß sollen sie sein, möglichst gleichmäßig und gerade im Mund gewachsen - das sorgt für ein strahlendes Lächeln. Bei Kreidezähnen geht es aber nicht vorrangig um das Aussehen. "Die Kinder haben oft auch eine Hypersensibilität, sprich: ihre Zähne tun weh, wenn etwas Kaltes, etwas Heißes oder Luft an diese Zähne kommt. Auch Zähneputzen kann dabei schmerzhaft sein", erklärt Wolf.
Unser Zahnschmelz besteht aus Mineralsalzen wie Fluor, aus Phosphat und aus Kalzium. Das macht den Zahnschmelz widerstandsfähig und ermöglicht es uns, auch harte Lebensmittel zu kauen. Diese Konsistenz haben Kreidezähne nicht, sie bröckeln leicht, ihr Zahnschmelz ist wesentlich weicher als der von gesunden Zähnen.
Ein erster Schritt, einem Kind mit Kreidezähnen zu helfen, ist die Sensibilität zu verringern. "Wir können den Kindern hochprozentige Fluoride auf die Zähne applizieren. Das bewirkt, dass die Mineralschicht etwas stärker wird und die Sensibilität abnimmt. Wir können die Eltern instruieren, bei der Mundhygiene besser mitzuhelfen", rät Wolf. "Wir können auch Präparate mit speziellen Mineralien anbieten. Diese können die Kinder zuhause täglich auf ihre Zähne aufbringen."
In der Medizin sind Kreidezähne unter der Bezeichnung Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) bekannt. Es ist nicht dasselbe wie Fluorose, bei der es zu eindeutig weißen Flecken auf den Zähnen, vor allem auf den Schneidezähnen, kommt. Fluorose entsteht - anders als Kreidezähne - wenn Zähne mit zu viel Fluorid in Kontakt kommen.
Ursachen weiterhin unbekannt
Noch immer können Forschende nicht ganz genau sagen, woran es liegt, dass Kinder Kreidezähne entwickeln. Es gibt eine ganze Palette möglicher Ursachen, die aus verschiedenen medizinischen Bereichen kommen. "Dazu gehören etwa Infektionserkrankungen, die in den ersten drei Lebensjahren auftreten. Die Gabe von Antibiotika, wie beispielsweise Amoxicillin, kann ein Grund sein, aber auch der Mangel an Vitamin D kann einen Einfluss haben", erklärt Wolf.
Bisphenol A(BPA), ein in Kunststoffen vorkommender Weichmacher, steht ebenfalls auf der Liste möglicher Ursachen. Das gilt auch für Dioxin, das sich in Muttermilch findet. Sie ist wegen ihres hohen Fettgehaltes relativ stark mit Dioxinen belastet. Diese Organochlorverbindungen reichern sich im Körperfett und auch in der fetthaltigen Muttermilch an. Der größte Teil, 90 bis 95 Prozent, gelangt über die Nahrung in unseren Körper.
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Was ist möglich?
Ist der Zahnschmelz noch nicht sehr weich, können Zahnärztin oder Zahnarzt die Zähne zunächst einmal mit herkömmlichen Methoden behandeln. Dabei geht es darum, die sogenannten Fissuren, also Vertiefungen und Rillen im Zahn, zu versiegeln. So kann zum Beispiel verhindert werden, dass sich Bakterien einnisten und der Zahn anfälliger für Karies wird.
"Bei der Entstehung der Karies müssen verschiedene Faktoren zusammenkommen. Wir brauchen viele Kohlehydrate, auch sehr süße, klebrige Nahrung. Wir brauchen Mikro-Organismen und Zeit. Wenn all das zusammenspielt, wird der Zahn sozusagen irgendwann aufgelöst. Er geht kaputt und dann haben wir eine Karies, also ein Loch im Zahn", erklärt Wolf.
Guter Rat ist teuer
Ein Loch im Zahn lässt sich allerdings relativ leicht reparieren. Da wird zunächst die faule Stelle durch Bohren entfernt und dann mit einer Füllung versehen. Bei Kreidezähnen ist es komplizierter. Ist die Erkrankung bereits fortgeschritten, kann eine Krone oder eine Teilkrone nötig werden.
Ist abzusehen, dass diese Verfahren keine Besserung bringen werden, muss in den meisten Fällen ein Kieferorthopäde hinzugezogen werden. Er wird den kranken Zahn dann möglicherweise entfernen und die so entstandene Lücke entsprechend schließen, etwa mit einem Implantat.
Warum gerade Kinder Kreidezähne entwickeln, ist nach wie vor nicht klar. Nicht nur an einer adäquaten und erfolgversprechenden Behandlungsmethode fehlt es bislang, auch eine speziell auf Kreidezähne zugeschnittene Prävention gibt es noch nicht. Die Zähne werden ein Leben lang empfindlich und anfällig sein. Die Zahnärzte können lediglich versuchen, den Zahn so gut es geht zu erhalten.
Obst, Gemüse, Getreide - rettet die alten Sorten!
Im letzten Jahrhundert gingen laut Welternährungsorganisation drei Viertel aller Nutzpflanzensorten verloren - schlecht für die Ernährungssicherheit. Denn alte Sorten punkten in Sachen Nährstoffe und Standort-Anpassung.
Bild: Miriam Schönbach/dpa/picture alliance
Gestatten, Gravensteiner - bekannt seit 1669
Gerade einmal sechs Sorten Äpfel findet man üblicherweise in deutschen Supermärkten - alle lange haltbar. Dabei gibt es allein in Deutschland rund 2000 regionale Apfelsorten. Alte Sorten werden von Allergikern meist besser vertragen - vermutlich weil sie viel sekundären Pflanzenstoff Polyphenol enthalten. Der ist in Supermarktäpfeln unerwünscht, denn er verursacht braune Stellen beim Anschneiden.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Bockwoldt
Tomaten in allen Formen und Farben
Ob rot, gelb, schwarz oder und grün - die Sortenvielfalt von Tomaten ist enorm. Moderne Züchtungen sind zwar lange haltbar und robust, aber ihr Geschmack ist oft fade. Eine Untersuchung zeigte, dass alte oder wilde Sorten deutlich mehr geschmacksrelavante Eigenschaften haben als neue Sorten. Vermutlich blieb der Geschmack bei der Züchtung immer größerer Früchte auf der Strecke.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte
Kartoffeln sind immer gelb? Mitnichten!
Das Bamberger Hörnchen ist länglich, die Rote Emmalie rot und Mayan Twilight hat eine gefleckte Schale. Doch die moderne Kartoffelzucht setzt auf nur wenige Sorten, die große Erträge versprechen und industriell gut verwertbar sind. Die meisten der rund 200 zugelassenen Kartoffelsorten in Deutschland sind relativ jung. In Frankreich dagegen ist die über 130 Jahre alte "La Ratte" noch immer beliebt.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Hübner
Viele Nährstoffe in historischen Maissorten
Mais, Weizen, Reis - rund die Hälfte der weltweiten Tageskalorien stammt aus nur drei Nutzpflanzen. Für hohe Erträge wird meist kommerzielles Saatgut verwendet. Doch der Zuwachs an Masse geht nicht mit dem an Mineralien einher. Studien zeigen eine geringere Mineralienkonzentration in Hochleistungssorten. So haben alte Maissorten oft mehr Magnesium, Kalium und Lutein, das für das Sehen wichtig ist.
Bild: DW/K. Döhne
Goldener Weizen - starkes Gluten
Eine hohe Konzentration bestimmter Komponenten kann auch unerwünschte Auswirkungen haben - beim Weizen etwa die Glutenunverträglichkeit. Gluten gibt dem Brot Elastizität. Zwar enthalten alte Sorten mehr Gluten. Doch an der Universität von Bologna fand man heraus: Die Stärke des Glutens in modernem Weizen ist bis zu siebenmal höher. Daher könnte es uns schwerer fallen, modernen Weizen zu verdauen.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Schmidt
"Urgetreide": Emmer, Einkorn und Kamut
Auch die Vorgänger der modernen Weizensorten enthalten das Kleber-Eiweiß Gluten. Wer an Zölliakie leidet, sollte auch "Urgetreide" wie Emmer, Einkorn und Kamut meiden. Von gluten-sensiblen Menschen werden sie jedoch oft besser vertragen. Einkorn punktet mit viel Vitamin A, Kamut dazu mit Magnesium. In allen "Urgetreiden" ist der Eiweißgehalt höher als bei Weizen. Ihre Erträge aber sind geringer.
Bild: www.transgen.de
Verlorene Reisvielfalt in Indien
In den Siebzigerjahren zählte der Pionier der Reisforschung R. H. Richharia in der Region um die indische Stadt Raipur 19.000 verschiedene Reissorten. Heute wachsen geschätzt nur noch 6000 Sorten im ganzen Land. In der umstrittenen "Grünen Revolution" setzte Indien auf wenige Hochleistungssorten. Dabei hatten manche alten Reissorten mehr Mineralien und Vitamine oder waren lokal besser angepasst.
Bild: Getty Images/AFP/B. Boro
Die Saatgutrebellen
Wie hier in Indien gründen sich in vielen Staaten Saatgut-Kooperativen, um regionales Saatgut zu bewahren. Bauern bekommen es günstig oder kostenlos für die Aussaat und verpflichten sich, nach der Ernte das Doppelte an Saatgut zurückzugeben. Die Kooperativen sind ein Gegengewicht zum globalen Saatgutmarkt. Der wird von nur vier Großkonzernen beherrscht, von Bayer, Corteva, ChemChina und Limagrain.
Bild: Oliver Ristau
Wenn Katastrophen Hunger bringen
Durch die Zyklone Idai und Kenneth kamen 2019 in Mosambik, Malawi und Simbabwe hunderte Menschen ums Leben. Infrastruktur, Felder und Ernte wurden vielerorts zerstört. Mit dem Klimawandel nehmen Naturkatastrophen zu. Durch sie, aber auch durch Kriege, werden immer wieder Saatgutvorräte vernichtet. Geschieht dies in großem Stil, gerät die regionale Ernährungssicherheit in Gefahr.
Bild: picture-alliance/dpa/T. Hadebe
Lokales Saatgut als Katastrophenhilfe
Nach den Wirbelstürmen Idai und Kenneth half der Benefit-Sharing Fund (BSF) der Welternährungsorganisation (FAO) beim Wiederaufbau lokaler Saatgutbanken in den betroffenen Ländern. So können etwa in Malawi wieder verlorengegangene Sorten von Finger- und Perlhirse angebaut werden, die ideal an die lokalen Bedingungen angepasst sind.
Bild: Benefit-Sharing Fund BSF/FAO
Resilienz gegen den Klimawandel
Auch in anderen Staaten setzt der BSF auf regionales Saatgut. In der Hoima Community Seed Bank lagert Saatgut von mehr als 50 Nahrungspflanzensorten, die an die vorherrschenden lokalen Klima- und Umweltbedingungen angepasst sind. Ebenfalls wichtig in Zeiten des Klimawandels ist die Vielfalt auf den Feldern. Bringt eine Sorte in einem Jahr keinen Ernteertrag, sichern andere das Überleben.
Bild: Benefit-Sharing Fund BSF/FAO
Saatgut-Tresor im - hoffentlich - ewigen Eis
Die größte Saatgutsammlung beherbergt der internationale Saatgut-Tresor Global Seed Vault in Spitzbergen in Norwegen. Seit 2008 wurden Samen von gut 5000 Pflanzenarten eingelagert: Nutzpflanzensorten, bäuerliche Landrassen, Zuchtmaterial und Wildpflanzen. Alle sind Duplikate aus nationalen, regionalen und internationalen Genbanken und lagern gut 100 Meter im Inneren eines Berges bei minus 18°C.
Bild: Getty Images/AFP/NTB/scanpix/L. Aserud
Wein: alte Sorten, sehr beliebt
Erfolgsgeschichte in Sachen alte Sorten haben übrigens einige Rebsorten geschrieben. So wird etwa der Riesling das erste Mal bereits 1435 in Deutschland erwähnt. Der Verwalter der Burg zu Rüsselsheim vermerkte damals, wie viel Geld für Riesling-Setzreben ausgegeben worden war. Noch älter ist die Rebsorte Muskateller. Diesen Wein sollen schon Römer, Griechen und Phönizier genossen haben.