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Politik

Ein "Moment der Verrücktheit" in London

1. Mai 2022

Ein im Parlament per Smartphone konsumierter Sexfilm kostet einem Abgeordneten der konservativen britischen Regierungspartei das Mandat. Premierminister Johnson ist gar nicht erfreut.

Großbritanien I Boris Johnson
Seit 2019 Premierminister: Boris Johnson Bild: Matt Dunham/AP/picture alliance

Der britische Tory-Abgeordnete Neil Parish hat eingeräumt, im Unterhaus in London ein Pornovideo angesehen zu haben - und seinen Rücktritt erklärt. Der 65-Jährige beugte sich damit dem öffentlichen Druck, seinen Posten als Vertreter des Wahlkreises Tiverton and Honiton aufzugeben. Bereits am Freitag war er von der konservativen Fraktion suspendiert worden.

"Ich glaube, ich muss komplett von allen guten Geistern verlassen gewesen sein", sagte Parish dem Sender BBC. Der Zeitpunkt, zu dem er den Porno gesehen habe, sei ein "Moment der Verrücktheit und auch komplett falsch" gewesen.

Auf der Suche nach Traktoren

Ursprünglich sei er versehentlich auf der Website gelandet. Eigentlich habe er mit seinem Smartphone nach Traktoren gesucht, berichtete der Ex-Landwirt, der im Parlament zuletzt dem Ausschuss für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten vorsaß. Stattdessen sei er auf "eine andere Seite mit einem ähnlichen Namen gestoßen und ich habe mich eine Weile umgesehen, was ich nicht hätte tun sollen."

Saß seit 2010 im Unterhaus: Neil Parish (Archiv)Bild: Richard Townsend/UK Parliament/AFP

Sein "größtes Verbrechen" sei aber gewesen, dass er ein anderes Mal während des Wartens auf eine Stimmabgabe auf jene Seite zurückgekehrt sei. Dabei war er von weiblichen Abgeordneten aus der Tory-Fraktion gesehen worden, woraufhin diese Beschwerde gegen Parish einreichten.

"Offensichtlich inakzeptabel"

Premierminister Boris Johnson zeigte sich empört über das "offensichtlich inakzeptable" Verhalten seines Parteifreundes. Kurz vor Kommunal- und Regionalwahlen im Vereinigten Königreich am 5. Mai kommt dem Regierungschef der Skandal äußerst ungelegen.

Das britische Parlament war ohnehin zuletzt von einer Sexismus-Debatte erschüttert worden. Wie kürzlich bekannt wurde, geht die interne Beschwerdestelle derzeit Vorwürfen gegen mindestens 56 Abgeordnete wegen sexuellen Fehlverhaltens nach.

wa/rb (afp, dpa)