Portigon will Kunstsammlung verkaufen
7. Januar 2015Es gebe zum Millionenverkauf der Kunstsammlung keine Alternative, sagte Portigon-Chef Kai Wilhelm Franzmeyer. Die WestLB-Nachfolgerin sei aufgrund von Vorgaben der EU-Kommission dazu verpflichtet, sämtliche Vermögensgegenstände der zerschlagenen Landesbank zu verwerten. Teil dieser Vermögenswerte sei auch die Kunstsammlung.
Die Kunstwerke sollen in einer Übergangszeit von ein bis zwei Jahren in ausgewählten Museen in Nordrhein-Westfahlen ausgestellt werden. Einen Verbleib der Kunst in NRW oder in Deutschland könne aber nur ein Höchstgebot bei einer Versteigerung gewährleisten. Einen Preisnachlass könne Portigon den Museen nicht gewähren, solange jemand anderes mehr biete. Es gebe auch schon Kaufinteressenten, so Franzmeyer.
Wertvolle Sammlung
In der Sammlung befinden sich unter anderem Werke von Joseph Beuys, Gerhard Richter, August Macke oder Sigmar Polke. Es sollen sich insgesamt etwa 400 Bilder und Plastiken in der Sammlung befinden. Experten schätzen den Verkaufswert auf einen dreistelligen Millionenbetrag. Portigon möchte allerdings keine Angaben zu Inhalt und Wert der Sammlung machen.
Bereits im November waren zwei Warhol-Bilder aus dem Besitz der "WestSpiel", dem Casino-Betreiber von NRW, bei Christie's in New York versteigert worden. Die beiden Bilder erzielten einen Auktionspreis von insgesamt 150 Millionen Dollar. Von dem Erlös möchte Westspiel seine defizitären Casinos sanieren und eine neue Spielbank in Köln eröffnen. Die Versteigerung hatte zu großen Protesten geführt. Die Direktoren von 26 Kunstmuseen hatten sich an die Landesregierung gewandt und vor dem Verkauf der Kunst gewarnt.
Protest der Kunsthistoriker
Der Verband Deutscher Kunsthistoriker hatte sich bereits kurz vor Weihnachten gegen einen Verkauf der Kunstwerke der Portigon AG geäußert. In einem offenen Brief befürchtet der Verband, dass der Verkauf der Warhol-Bilder zu einem "regelrechten Flächenbrand" führen könnte, sollte der Verkauf von öffentlichem Kunstbesitz Schule machen. Vermieden werden soll eine Veräußerung von Bildern, die aus Steuermitteln oder gezielt als Dauerleihgaben für öffentliche Museen eingekauft wurden. Der Brief wurde bereits von über 1400 Bürgern online unterzeichnet.
Anfang Februar hat Ute Schäfer, die Kulturministerin von NRW, zu einem runden Tisch eingeladen. Dort soll darüber beraten werden, wie das Land in Zukunft mit den Kunstsammlungen öffentlich-rechtlicher Unternehmen umgeht.
hjh/suc (dpa/wdr/rp-online)