Porträt der Woche: Jan Delay
22. Oktober 2006Jan Eisfeld hieß er bei seinen Zeiten bei den Absoluten Beginnern, dann Eizi Eiz, Boba Ffett, Neil Jan und viele mehr. Für sein neues Album "Mercedes Dance" scheint sich allerdings sein Funk-Charakter Curtis Icefield durchgesetzt zu haben. Denn mit dem Nachfolger zu seinem erstklassigen Reggae-Album "Searching for the Jan Souls Rebels" legt Jan sein erstes Funk-Album vor. Er hat schon früher Jazzfunk gemacht und liebt Tanzmusik. Bei "Mercedes Dance" hat er beides kombiniert.
Jan Delay ist einer der wenigen erfolgreichen deutschen Künstler, die es immer wieder schaffen, ihren Musikstil zu ändern und damit immer neue Maßstäbe zu setzen. Mit seiner Gruppe Absolute Beginner stand er für Hamburger HipHop, mit LaBoom für elektronisch instrumentale Musik und seit seinem Album "Searching For The Jan Soul Rebels" für Reggae. Mittlerweile hat er aber zum Reggae Made in Germany ein gespaltenes Verhältnis. "Dass Gentleman der viert-meistverkaufte Reggae-Künstler der Welt ist, finde ich einfach unglaublich und supergeil. Aber ich habe ein Problem mit allem, was da kreucht und fleucht, seitdem dieser Boom da ist. Leute, die früher noch nie gerappt haben."
Der Text-Künstler
Wenn Jan etwas nicht leiden kann, sind das schlechte Texte. Auf "The Search For the Jan Souls Rebels" tritt er den Beweis an, dass Gesellschaftskritik weder zwingend in einer Anti-Alles-Punk-Attitüde noch im Gutmenschentum enden muss. Hochintelligent und grandios komisch prangert Jan Delay im Alltag verborgenen Rassismus an, nimmt Volksverdummung durch die Medien aufs Korn. Höhepunkt war der Streit um das Lied "Söhne Stammheims". Die "Bild"-Zeitung erklärt ihm damals den Krieg, Teile seines Albums wurden zensiert oder mussten umgeschrieben werden.
Auf "Mercedes Dance" ist Delay zwar immer noch der alte Kritiker - nur versteckter. "Beim Tanzen musst du den Kopf ausschalten und den Arsch bewegen. Da will ich nichts hören von Baader-Meinhof. Und wenn, dann nur in einer lustigen Metapher, die etwas mit dem Tanzen zu tun hat. Natürlich bricht hier und da der Kritiker aus mir heraus, aber nur im Zusammenhang mit einem guten Reim oder unterhaltenden Geschichte, aus der man sich später dann selber sein Urteil bilden kann."
Gerechtigkeit für den Fan
Auf Delays erstem Soloalbum klebte der Aufkleber "Vorsicht! Kein HipHop!", was erklärt, warum der Künstler, der eigentlich Jan Phillip Eisfeld heißt, sich immer wieder neue Pseudonyme einfallen lässt. Der Fan soll nicht meinen, dass jedes seiner Alben oder Projekte die gleiche Musik liefert. "Das fand ich den Fans gegenüber nicht gerecht. Ich bin selber Fan und weiß noch, wie ich mich immer geärgert habe, wenn Wycliff auf einmal etwas mit Flamenco-Tänzern gemacht hat. Eigentlich hätte ich mir jetzt für diese Platte wieder einen anderen Namen geben müssen, weil es wieder andere Musik ist, aber ich hatte keinen Bock mehr! Jan Delay ist jetzt der Typ, der auf jedem Album etwas anders macht. Jan Delay ist einfach der David Bowie."