Postmoderne Produktpalette
17. Februar 2004Natürlich kann man zu Ikea fahren und glücklich werden. Kaum etwas was es nicht beim sympathischen Schwedenhaus gäbe, um den Alltag akkurat auszustatten. Ob Küche, Wohnzimmer oder Büro jeder findet hier irgendwas und meistens noch mehr. Nur wundern sollte es inzwischen niemanden, wenn der Nachbar, der Kollege und die schöne Bäckerin von nebenan auf der gleichen Sitzgruppe lümmeln, aus den gleichen Bechern schlürfen und den Papiermüll auch in der Ikea-Tasche spazieren tragen. Vorbei ist die schöne Freude, wenn das Individualismusgebot der Postmoderne keine Gnade kennt.
Die bulgarische Eiertasche
Überraschen Sie die oben genannten Personen doch einfach mal mit einer bulgarischen Eiertasche. Diese wunderbar praktische und formschöne Erfindung aus farbigem Plastik garantiert uneingeschränkte Aufmerksamkeit und kann zudem mit bis zu 20 handelsüblichen Hühnereiern aufgefüllt werden. Käuflich zu erwerben ist diese Errungenschaft des modernen Lebens nebst rund 500 weiteren Produkten beim o.k.-Versand von Lukas Plum. "Import außergewöhnlicher Alltagsgegenstände", nennt der kunststudierte Düsseldorfer seinen Versandhandel für Gebrauchsgegenstände aus der ganzen Welt.
Den Alltag verschönern
Vom japanischen Ess-Stäbchen mit Lerngriff für Kinder - rosa und hellblau - bis zur mexikanischen Klopapier-Aufbewahrung findet sich mehr oder minder praktischer Schnickschnack im Sortiment Plums. "Mich interessiert die museale Alltagskultur. Ich verkaufe gebrauchsfähige Objekte die den Alltag verschönern und gleichzeitig von einem Leben anderswo erzählen", erklärt Plum im Gespräch mit DW-WORLD. Seit einem Besuch beim DDR-Onkel in Dresden anno 1983 fasziniert sich Plum für die Ästhetik der Alltagswarenwelt jenseits von Kitsch und Kommerz. Zu begutachten ist sein Sortiment in Köln und Berlin und natürlich im Internet.
Reduzierte Ästhetik
"Anfänglich haben vor allem Leute aus den Kreativberufen bei mir eingekauft, Designer Graphiker und Künstler so Anfang 30 und viele Frauen", sagt Plum. Inzwischen rüstet sich aber auch Otto-Normalverbraucher mit den teils kuriosen, teils liebenswerten Objekten aus. Vor allem buntbedruckte mexikanische Taschen und Thermoskannen laufen gut, auch wenn Plum selbst von dem modischen Accessoire langsam die Nase voll hat. "Ich mag die harte und reduzierte Ästhetik des Ostblocks sehr gerne", sagt Plum und berichtet von seiner jüngsten Reise nach Moskau.
Einmaliges Konzept
Das Konzept des o.k.-Versandes ist in Deutschland einmalig. 60 Prozent des Sortiments sucht man in anderen Läden vergeblich. Und auch die ernsthafte Auseinandersetzung mit Ästhetik und Gebrauchswert suchen ihresgleichen. Nicht jedem leuchtet das Konzept abseits von Dritte Welt Laden und modischem Kitschversand sofort ein. Doch die Herren und Damen mit dem "Was soll der Mist"-Blick haben da was nicht verstanden. "Kleinigkeiten, die im Alltag erfreuen" will Plum verkaufen. Und wer jemals den Tag unter Zuhilfenahme eines chinesischen Zahnbürstenhalters und mexikanischer Glücksseife begonnen hat, der weiß von einem Leben jenseits der grassierenden Monokultur in westeuropäischen Wohnräumen.