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Energiewende: So bleibt Öko-Strom haltbar

16. Oktober 2018

Bei starkem Wind produzieren die Windräder an der Küste Strom im Überfluss. Ihn massenhaft zu speichern, ist bisher kaum möglich. Die Umwandlung zu Gas könnte für die Energiewende den Durchbruch bringen.

Globale Entwicklung von Erneuerbaren Energien:  Schottische Windfarm
Bild: picture-alliance/O. Gravas

Die Netzbetreiber Tennet, Gasunie und Thyssengas wollen die Speicherung von erneuerbaren Energien in Gasnetzen vorantreiben. Zur großindustriellen Nutzung der sogenannten Power-to-Gas-Technologie ("Strom zu Gas") wollen sie daher eine 100 Megawatt starke Anlage im Nordwesten Deutschlands bauen, wie eine Tennet-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Bei dieser Technik wird Ökostrom genutzt, um Wasserstoff oder Methangas zu erzeugen. Beides lässt sich - anders als Strom - flexibel transportieren und speichern. Damit macht es einen Nachteil der erneuerbaren Energien wett. Denn diese sind wetterabhängig bei der Einspeisung ins Netz und damit nicht immer verfügbar.

Standorte im Nordwesten

Die Pilotanlage soll 2022 mit einem ersten Modul starten, danach soll bis 2028 jedes zweite Jahr ein neues Modul hinzukommen. Einsatzmöglichkeiten sind als Kraftstoff im Verkehr, als Brennstoff zur Erzeugung von Wärme und Strom oder als Grundstoff in der Industrie denkbar.

Als Standorte kommen die ostfriesische Stadt Weener sowie die ebenfalls in Niedersachsen gelegene Gemeinde Wiefelstede in Betracht. Dort gibt es Tennet-Umspannwerke, die vor allem Offshore-Windstrom aus der Nordsee bündeln und weiterverteilen.

Entlastung für das Stromnetz

Mit dem Pilotprojekt wollen die Unternehmen erste Erfahrungen mit derartigen Anlagen im industriellen Maßstab sammeln. Die geplanten Investitionen des jüngsten Projekts lägen im niedrigen dreistelligen Millionen-Bereich, teilte die Tennet-Sprecherin mit. Die Unternehmen sind nach den Angaben bereits auf kommunaler und Landesebene in Gesprächen mit den Behörden.

Hintergrund sind auch Akzeptanzprobleme in der Öffentlichkeit für einen weiteren Netzausbau - denn Gas könnte über die bestehenden Leitungen transportiert werden. "Wenn wir große Mengen an erneuerbarem Strom speichern können, entlasten wir das Stromnetz", sagte Tennet-Geschäftsführer Lex Hartman. "Mehr Speicherung von grünem Strom bedeutet für die Zeit nach 2030 auch weniger zusätzlichen Netzausbau."

Theoretisch stünde das gesamte deutsche Gasnetz von rund 400 000 Kilometern Leitung mit zahlreichen unterirdischen Gasspeichern für den Transport des Gases bereit. Bessere Speichermöglichkeiten sind eine wichtige Voraussetzung für die Verbindung von Strom, Wärme und Verkehr - die sogenannte Sektorenkopplung im Energiebereich. So sollen künftig auch Wasserstoff-Tankstellen für die Mobilität entsprechender Fahrzeuge und der Industriebereich beliefert werden.

Audi ist schon dabei

Nach Angaben der Organisatoren des jüngsten Projektes wurde die Umwandlung von Ökostrom in «grünes» Gas in dieser Größenordnung bisher noch nicht in Angriff genommen. Insgesamt sind in Deutschland jedoch knapp drei Dutzend Projekte bekannt, die sich in unterschiedlichen Ansätzen mit der Produktion von Kraftstoff auf der Basis von Ökostrom befassen.

Der Ingolstädter Autobauer Audi betreibt bereits eine Power_to-Gas-Anlage im niedersächsischen Werlte.Bild: Audi

Die Volkswagen-Tochter Audi etwa betreibt im Emsland bei Werlte bereits eine "Power to Gas"-Anlage, mit deren Produktion 1500 Autos klimaneutral fahren können.

Die Gasunie Deutschland Transport Services mit Sitz in Hannover ist verantwortlich für Management, Betrieb und Ausbau eines rund 3800 Kilometer langen Fernleitungsnetzes in Norddeutschland. Bei der Thyssengas mit Sitz in Dortmund handelt es sich um einen konzernunabhängigen Gasnetzbetreiber, der ein rund 4000 Kilometer langes Gastransportnetz unterhält. Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet versorgt mit 23 000 Kilometer langen Hochspannungsleitungen rund 41 Millionen Endverbraucher in Deutschland und den Niederlanden.

dk/kd (dpa)

 

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