Kiew, 13.6.2003, KORESPONDENT.NET, ukrain.

Der Präsident der Ukraine hat es als Fehlkalkulation bezeichnet, dass die Ukraine den Bedingungen der G7 und EU zur Stilllegung des Atomkraftwerks zugestimmt hat, meldet die Nachrichtenagentur "Ukrajinski Nowyny". Leonid Kutschma erklärte dies auf einer Beratung zur Atomenergie in der Stadt Riwne.

"Wir müssen die Schuld auf uns nehmen - wir sind ein Volk, das zu viel vertaut", sagte der Präsident. Dabei betonte das Staatsoberhaupt, dass die vereinbarten Bedingungen von den Partnern der Ukraine nicht eingehalten würden. "Wir haben ohne irgendwelche Bedingungen die Verpflichtung übernommen, das Atomkraftwerk Tschernobyl stillzulegen, und die Weltgemeinschaft – die G7 und die EU – verpflichtete sich, für den Bau der Kapazitäten in diesen beiden Atomkraftwerken (Riwne und Chmelnyzkyj) Kredite zu gewähren. Sieben Jahre sind vergangen und wir treten auf der Stelle", sagte Leonid Kutschma.

Der Präsident unterstrich jedoch, die Stilllegung des Atomkraftwerks Tschernobyl sei eine richtige Entscheidung gewesen.

Er setzte sich auch für den Bau des vierten Blocks im Atomkraftwerk Riwne unter Beteiligung internationaler Organisationen, vor allem europäischer, ein, die sich mit der Sicherheit und Ausbildung von Fachleuten im Bereich der Atomenergie befassen. Nach Ansicht von Leonid Kutschma könnte der Bau innerhalb eines Jahres abgeschlossen werden.

Es sei daran erinnert, dass die Ukraine das Atomkraftwerk Tschernobyl unter dem Druck der Weltgemeinschaft am 15. Dezember 2000 stillgelegt hatte. Bei der Stilllegung des Werks Ende 2000 erwartete die Ukraine von ihren westlichen Partnern Gelder. Die zugesicherten Gelder erhielt sie jedoch nicht.

Das Atomkraftwerk Tschernobyl ist gemäß dem zwischen der Ukraine und der G7 im Jahre1995 vereinbarten Memorandum stillgelegt worden. Das Memorandum sah vor, dass die Ukraine innerhalb von fünf Jahren den ersten und dritten Reaktor in Tschernobyl schließt und die westlichen Partner Kredite in Höhe von 1,27 Milliarden US-Dollar für den Bau neuer Energieblöcke in den Atomkraftwerken Riwne und Chmelnyzkyj bereitstellen. (...) (MO)