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Politik

Präsidiale Ansprache im Zeichen der Katastrophe

16. April 2019

Einen Tag nach dem verheerenden Großbrand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame hat sich Präsident Emmanuel Macron in einer Rede an die Franzosen gewandt. Er kündigt einen schnellen Wiederaufbau an.

Frankreich Präsident Macron TV Rede
Bild: Reuters/Y. Valat

Um 18.50 Uhr läuteten am Dienstag in ganz Frankreich die Glocken, genau zu dem Zeitpunkt wurde am Vorabend das Feuer in Notre-Dame entdeckt. Um 20.00 Uhr trat Präsident Emmanuel Macron vor die Kameras. "Wir werden Notre-Dame noch schöner wieder aufbauen und ich möchte, dass dies innerhalb von fünf Jahren geschieht", so der Präsident. Und er ist sich sicher: "Wir können dies erreichen."

In seiner fünfminütigen Ansprache appellierte ein nachdenklicher und pathetischer Macron an den Zusammenhalt der französischen Gesellschaft. "Wir sollten diese Katastrophe nutzen, um zusammenzukommen und darüber nachzudenken, wer wir sind und wer wir sein sollten - um dann noch besser zu werden. Es liegt an uns, den richtigen Pfad für unser nationales Projekt zu finden." 

Macron dankte der Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften für ihren Einsatz. Zugleich würdigte er die Zeichen von Solidarität aus dem In- und Ausland. "Jeder hat gegeben, was er konnte." Der Brand der Kathedrale habe die Menschen in Paris, in Frankreich und auf der ganzen Welt getroffen, nun sei es an der Zeit zu handeln. "Ich teile ihren Schmerz, ich teile auch ihre Hoffnung."

Dank an die EinsatzkräfteBild: Reuters/BSPP/B. Moser

Anteilnahme, Solidarität und Spenden

Die Spendenbereitschaft für den Wiederaufbau ist groß: Mehrere französische Firmengruppen und Unternehmerfamilien kündigten Großspenden für Notre-Dame an, auch der US-Technologiekonzern Apple stellte Finanzhilfen in Aussicht. Bislang gingen insgesamt Zusagen in Höhe von rund 700 Millionen Euro ein.

Bundeskanzlerin Angela Merkel bot Frankreich ebenfalls Hilfe beim Wiederaufbau an, "auch mit deutscher Expertise, deutscher Erfahrung". Aus zahlreichen anderen Ländern kamen Botschaften der Anteilnahme. US-Präsident Donald Trump bekundete seine Solidarität mit Frankreich und bot die Hilfe seiner Regierung an. Papst Franziskus äußerte die Hoffnung, die schwer zerstörte Kirche werde wieder zu einem "Juwel".

Der eingestürzte Spitzturm riss ein großes Loch ins Dach der KathedraleBild: Reuters/C. Petit Tesson

Die Behörden und Ermittler richten nun ihr Augenmerk auf die Brandursache und den Wiederaufbau des Pariser Wahrzeichens. Die Staatsanwaltschaft befragte Bauarbeiter, die an der Restaurierung des Gotteshauses beteiligt waren. Die Ermittler gehen nicht von einem vorsätzlich gelegten Brand aus, sondern von einem Unfall.

Bauunternehmen sieht kein Fehlverhalten

"Nichts deutet auf eine vorsätzliche Tat hin", sagte Staatsanwalt Rémy Heitz. Nach der ersten Befragung von Mitarbeitern der beauftragten Baufirmen rechnet er mit "langen und komplexen" Ermittlungen. Das bei der Restaurierung federführende Unternehmen wies alle Anschuldigungen zurück, für den Ausbruch des Feuers verantwortlich zu sein. Alle Sicherheitsvorkehrungen seien eingehalten worden, sagte der Chef der Gerüstbauerfirma, Julien Le Bras.

Der Brand war am Montagabend im Dachstuhl der berühmten Kathedrale ausgebrochen und hatte sich rasend schnell über das gesamte Dach ausgebreitet. Rund 400 Feuerwehrleute waren die gesamte Nacht im Einsatz, erst am frühen Dienstagmorgen waren die Flammen vollständig gelöscht. Zwei Drittel des Daches und der Vierungsturm sind zerstört. Die Grundsubstanz der Kirche sowie die Fassade mit den beiden Haupttürmen wurden offenbar gerettet.

Schäden im Innenraum geringer als erwartet

Experten und Behörden kämpfen nun um die Sicherung des 850 Jahre alten Gebäudes. Die Struktur der gotischen Kirche blieb weitgehend stabil, wie Innenstaatssekretär Laurent Nunez sagte. Allerdings seien Schäden im Gewölbe und einem Giebel im nördlichen Querschiff entdeckt worden. Mehrere kostbare Reliquien, darunter die Dornenkrone Jesu, und das Hauptkreuz der Kirche konnten gerettet werden. Zahlreiche Kunstwerke fielen den Flammen jedoch zum Opfer.

Die Schäden im Inneren der Kathedrale Notre-Dame sind nach dem Brand aber offenbar weniger schlimm als erwartet. Beispielsweise seien alle Stelen aus dem 18. Jahrhundert und die Fresken, die Kapellen sowie die große Orgel in Ordnung, sagte der zuständige Denkmalschutz-Direktor Laurent Prades der Nachrichtenagentur AP. Dies gelte auch für die drei großen Rosettenfenster. Lediglich der 1989 installierte Hochaltar sei durch den nach unten gestürzten Vierungsturm schwer beschädigt worden.

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Bild: Reuters/C. Petit Tesson

Notre-Dame gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Frankreichs. Berühmt wurde die Kathedrale auch durch den Roman "Der Glöckner von Notre-Dame" von Victor Hugo. Am 24. August 1944 hatte das Glockenläuten von Notre-Dame die Befreiung von Paris von der deutschen Besatzung verkündet.

fab/qu (afp, dpa, rtr, ape)

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