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Politik

Johnson steht hinter seinem Regierungsberater

24. Mai 2020

Nach möglichen Verstößen gegen die Corona-Lockdown-Regeln wackelt der Stuhl von Chefberater Dominic Cummings. Regierungschef Johnson bescheinigt ihm "Instinkte eines Vaters" - doch aus dem Schneider ist er damit nicht.

Coronavirus | London UK Premierminister Boris Johnson
Bild: AP/A. Parsons

Der britische Premierminister Boris Johnson stärkt seinem umstrittenen Chefberater Dominic Cummings in der Affäre um angebliche Lockdown-Verstöße den Rücken. Nach einem ausführlichen Gespräch mit ihm sei er zu dem Schluss gekommen, dass Dominic Cummings "den Instinkten eines Vaters gefolgt" sei, sagte Johnson bei einer Pressekonferenz. Cummings habe "in jeder Hinsicht verantwortlich, legal und mit Integrität" gehandelt, so der Regierungschef weiter.

Labour fordert eine unabhängige Untersuchung 

Doch sowohl der Opposition als auch Abgeordneten der Konservativen reicht das nicht. Der Vorsitzende der oppositionellen Labour-Partei, Keir Starmer, verlangte schnellstmöglich eine Untersuchung zu dem Vorfall. Es könne nicht eine Regel geben für die, die sie aufgestellt hätten, und eine andere für die britische Bevölkerung, sagte er. Der Tory-Abgeordnete Steve Baker erklärte: "Dominic Cummings muss gehen, bevor er Großbritannien, der Regierung, dem Premierminister, unseren Institutionen oder der Konservativen Partei noch mehr Schaden zufügt." Der ehemalige Polizeichef der Grafschaft Durham, Mike Barton, sagte dem Sender BBC: "Lasst uns nicht um den heißen Brei reden, er hat die Regeln gebrochen, das ist sehr klar."

Sein Stuhl wackelt weiter: Chefberater Dominic Cummings trifft mit seinem Sohn an seinem Haus in London ein Bild: picture-alliance/empics/A. Chown

Dem Wahlkampfstrategen Cummings wird vorgeworfen, mit einer Reise von London zu seinen Eltern ins rund 430 Kilometer entfernte Durham Ende März die Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie umgangen zu haben. Laut jüngsten Berichten fuhr er sogar mindestens zwei Mal dorthin. Das bestreitet die Regierung jedoch.

Wollte Betreuung des Sohnes sicherstellen

Cummings bestand darauf, "vernünftig und legal" gehandelt zu haben. Er habe die Betreuung für seinen kleinen Sohn sicherstellen wollen, weil seine Frau an COVID-19 erkrankt gewesen sei und er selbst auch mit einer Ansteckung habe rechnen müssen. Laut eigener Darstellung erkrankte er tatsächlich kurz nach seiner Ankunft in Durham. Gemäß den Richtlinien der Regierung waren zu diesem Zeitpunkt Reisen nur bei zwingenden Gründen erlaubt.

Höchste Zahl an Corona-Toten in Europa

In Europa verzeichnet Großbritannien die höchste Zahl an Todesfällen durch die Pandemie. Nach Angaben der Johns Hopkins Universität in Baltimore sind fast 36.900 Menschen verstorben, nachdem sie positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Inzwischen geht die Zahl der täglich neu gemeldeten Infektionen und Todesfälle zurück. Doch es wird befürchtet, dass die Seuche wieder an Fahrt aufnehmen könnte, wenn die Regeln zur Kontaktbeschränkung nicht mehr eingehalten werden.

se/uh (rtr, dpa, ap, afp)