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Literatur

Premio Planeta geht an Giménez Bartlett

Suzanne Cords16. Oktober 2015

Alicia Giménez Bartlett ist die diesjährige Preisträgerin des Premio Planeta, einer der höchstdotierten Literaturpreise der Welt. Die Auszeichnung erhält sie für ihren Roman "Hombres desnudos".

Alicia Gimenez-Bartlett / Schriftstellerin / Premio Planeta
Bild: picture-alliance/dpa

Eigentlich ist der Cervantes-Preis der wichtigste Literaturpreis in der Spanisch sprechenden Welt und dort ähnlich angesehen wie international der Literaturnobelpreis, doch das Preisgeld ist mit 125.000 Euro vergleichsweise bescheiden. Alicia Giménez Bartlett darf sich seit der Nacht auf Freitag nicht nur über die Premio Planeta-Trophäe freuen, sondern auch über immerhin rund 600.000 Euro. Nach dem mit 863.000 Euro dotierten Literaturnobelpreis ist das weltweit das zweitgrößte Preisgeld für einen prämierten Literaten. Und auch der zweitplatzierte Autor, der spanische Filmemacher Daniel Sánchez Arevalo, geht nicht leer aus, sondern erhält immer noch rund 150.000 Euro Preisgeld.

Wie die Jury in Barcelona mitteilte, erhält Giménez Bartlett die Auszeichnung für ihren Roman "Hombres desnudos" (Nackte Männer). Das jüngste Werk der 64-jährigen Spanierin spielt in der Welt der männlichen Prostitution und handelt von der gefährlichen Beziehung zwischen einem arbeitslosen Literaturprofessor und einer Unternehmerin, die von ihrem Mann verlassen wurde. Bekannt geworden ist Giménez Bartlett vor allem durch ihre auch auf Deutsch erschienenen Kriminalromane wie "Ritos de muerte" (Gefährliche Riten) oder "Mensajeros de la oscuridad" (Boten der Finsternis).

Der Name zählt nicht

Seit der Stiftung des Premio Planeta 1952 durch den Verleger und Gründer des Planeta-Verlages, José Manuel Lara, wird der Preis am Festtag der Heiligen Teresa verliehen. Es ist der Namenstag von Laras Frau María Teresa Bosch. Die ursprüngliche Siegerprämie von 40.000 spanischen Peseten wurde schon ein Jahr später mehr als verdoppelt und stieg seitdem kontinuierlich an. Der Zweitplatzierte erhält erst seit 1974 ein Preisgeld.

Für die diesjährige 64. Ausgabe des Wettbewerbs waren 486 Romane eingereicht
worden. Die Autoren müssen ihre Manuskripte unter Pseudonym abgeben. Damit soll sichergestellt werden, dass die Jurymitglieder nur die literarische Qualität des Werkes begutachten und sich nicht etwa durch den Namen eines Schriftstellers beeinflussen lassen. Man wolle dem Werk hochtalentierter spanischsprachiger Autoren eine Plattform bieten, die ihnen ein ungeahntes Maß an Popularität und Verbreitung ihrer Werke ermögliche, heißt es von Verlagsseite.

Preisträger bindet sich an Planeta-Verlag

Der Anfang 2015 verstorbene José Manuel Lara sah sich als Freund und Förderer seiner Autoren, immer habe er Zeit gefunden, mit ihnen zu plaudern. Sein Sohn und Erbe José Lara García tritt in seine Fußstapfen: "Ich bin mit dem Premio Palenta geboren und aufgewachsen", sagte er bei einer seiner ersten Pressekonferenzen ohne den berühmten Vater an der Seite.

Ganz so selbstlos, einem Autoren aus reiner Anerkennung für sein Werk so viel Geld zu überreichen, ist die Familie Lara allerdings nicht; schließlich muss der Verlag auch Geld verdienen. Der Preisträger unterwirft sich einem knallharten Knebelvertrag. Das Preisgeld ist quasi eine Art Vorschuss auf die in Zukunft verkauften Bücher: Damit der Verlag sein Geld in etwa wieder einspielen kann, müssen zunächst 300.000 Exemplare des ausgezeichneten Romans über den Ladentisch gehen, bevor der Autor an Gewinn beteiligt wird. Beim Zweitplatzierten sind es 125.000 verkaufte Bücher. Und bei Verkäufen darüber hinaus ist der Gewinnanteil niedriger als üblich. Sollte sich das Buch wider alle Erwartungen nicht gut verkaufen, liegt das Geschäftsrisiko beim Planeta-Verlag.

Premio Planeta als Karrierebeschleuniger

Diese Strategie setze die Autoren unter Druck, schreibt die kolumbianische Wochenzeitung "Semana". Oft müssten sie Werke verfassen, die dem Massengeschmack entgegenkommen, um ihr Soll zu erfüllen - und könnten nicht ihren literarichen Neigungen folgen. Die Bedingungen sind freilich kein Geheimnis, sie stehen bis ins kleinste Detail auf der Homepage des Verlags. Am Ende ist es eine reine Rechenfrage, ob man den Preis annimmt oder ausschlägt. Ein unbekannter Autor, der von der astronomische Summe von mehr als 600.000 Euro bisher nur träumen konnte, wird das Risiko wohl erst mal beiseite schieben. Wer jedoch gut verdient, hat es nicht nötig, sich den Bedingungen des Verlages zu unterwerfen.

Für die schriftstellerische Karriere kann der Preis jedoch höchst förderlich sein. 1993 etwa erhielt der peruanischen Autor Mario Vargas Llosa die Auszeichnung für seinen später sehr erfolgreichen Roman "Tod in den Anden". Inzwischen gehört Vargas Losa längst zu den führenden lateinamerikanischen Schriftstellern, 2010 bekam er den Literaturnobelpreis.

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