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"'Private Equity' hat es schwer beim deutschen Mittelstand"

Das Interview führte Klaus Feldkeller20. August 2004

Eine feine Klasse: Private Equity-Gesellschaften. Ein Interview mit Dr. Holger Frommann, Geschäftsführer im Bundesverband deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK).

Bild: dpa

DW-WORLD: Wo engagieren sich Private Equity-Beteiligungsgesellschaften in der deutschen Wirtschaft besonders stark?

Dr. Holger Frommann (BVK): Das geschieht in den traditionellen deutschen Branchen wie Handel, Maschinenbau, Elektrotechnik, Chemie und Verlagswesen. Überall dort, wo Konzerne sich von Randbereichen trennen, kann Private Equity zum Zuge kommen.

"Private Equity" - das war zu Zeiten des Börsen-Hypes vor allem "Venture Capital" für junge Technologie-Unternehmen mit Wachstums-Potenzial. Wie viel Wagnis-Kapital ist inzwischen verbrannt worden?

Hier sind viele Tränen geflossen, aber die Branche hat sich inzwischen konsolidiert. Im "Early-Stage"- Bereich, wo Unternehmen ihre ersten Gehversuche machen, passiert immer noch wenig, aber in späteren Phasen, im "Later Stage"- Stadium, wenn das Unternehmen wächst, sieht es schon besser aus, hier engagieren sich Beteiligungsgesellschaften wieder mehr. Beim "Private Equity", also in der reifen Phase, sieht es für die Beteiligungsgesellschaften inzwischen schon recht ordentlich aus.

Welche Rolle spielt Private Equity im europäischen und globalen Vergleich?

Großbritannien liegt in Europa vorn. Dort hat man die wenigsten Berührungsängste mit Beteiligungsgesellschaften. Dann kommen gleich danach Frankreich und Italien. Deutschland als größte Volkswirtschaft liegt erst auf dem 4. Rang, allerdings mit einem starken Aufwärtstrend. Ganz vorn sind die USA, die mit den Gesellschaften wie Blackstone, Carlyle, Apax oder Cerberus den internationalen Markt beherrschen.

Warum haben deutsche Unternehmer, besonders der Mittelstand, Berührungsängste bei Investmentgesellschaften, die sich mit ihrem Kapital beteiligen wollen?

Das liegt auch an der Tradition. Deutsche Mittelständler sind es gewohnt, dass die Fremdfinanzierung von der Hausbank per Kredit kommt. Der Staat hat dann vieles bei Forschung und Entwicklung subventioniert. Aber durch Globalisierung und Verflechtung der Kapitalmärkte sind nun auch deutsche Unternehmer praktisch zur Öffnung gezwungen.

Wie bekommen Beteiligungsgesellschaften den Fuß in die Tür beim deutschen Mittelstand?

Ein Beispiel: Viele Mittelständler müssen die Frage klären: Wie regele ich meine Nachfolge? Wenn die Familie dafür nicht in Frage kommt, können vielleicht fähige Manager das Unternehmen weiterführen. Den ehemaligen Mitarbeitern können wir mit Management-Buy-Out-Lösungen helfen, selbst Unternehmer zu werden.


Klein, aber fein: Der deutsche Beteiligungsmarkt war 2003 bei rund 5000 kleinen und mittleren Unternehmen engagiert. Um dort neue Produkte zu entwickeln und Märkte zu öffnen, steckten 200 Private Equity-Gesellschaften insgesamt 18 Milliarden Euro in die deutsche Wirtschaft. 400.000 Beschäftigte erwirtschaften einen Jahresumsatz von 95 Mrd. Euro. Eine erkleckliche Summe, aber bescheiden im Vergleich zum US-Beteiligungsfonds Fortress, der weltweit allein 7,5 Mrd. Dollar investiert.