Private Kriegsspiele
17. Oktober 2007Die NATO geführte Internationale Afghanistan-Truppe ISAF will private Hubschrauber samt Crew anmieten, weil ihr selber die fliegenden Transporttaxis ausgehen. Die Amerikaner ziehen ihre Helis ab und die NATO-Staaten sind offenbar nicht in der Lage, aus ihrem Arsenal Ersatz zu stellen. Das dementiert die NATO zwar, aber Tatsache ist, dass ein entsprechendes Gesuch des NATO-Oberbefehlshabers an eine Reihe von NATO-Mitgliedern im Sommer kein erquickendes Ergebnis brachte. Der Bundesverteidigungsminister teilte kurz und knapp mit, man brauche alle Hubschrauber selber.
Alte Kunst
Pragmatisch hat man im NATO-Hauptquartier auf eine alte Kunst zurückgegriffen, die wir aus der Wirtschaft kennen: Outsourcing. Externe Dienstleister werden beauftragt, die Arbeit zu machen, die man selbst nicht oder nur zu teuer schafft. Outsourcing von militärischen Dienstleistungen sei ja gar nichts Neues, heißt es von der NATO. Das stimmt, aber es ist wieder einmal heftig in der Diskussion seit wild gewordene private Sicherheitsdienst im Dienste der USA-Armee im Irak um sich schossen.
Der Fall in Afghanistan liegt sicher anders. Hier drängt sich eher die Frage auf, ob die NATO-Mitgliedsstaaten das Risiko des Krieges auf private Unternehmen abwälzen. Oder ist das Fliegen in den Süden Afghanistans plötzlich ungefährlich? Manche Militärs fragen sich wie zuverlässig private Service-Flieger wirklich sind, sollte sich die Lage in Afghanistan zuspitzen. Kommt das Essen für die Soldaten auch an? Denn die privaten Hubschrauberpiloten müssen ja keinen Befehlen folgen und ihr eigenes Leben gefährden.
Den Klingelbeutel satt
Sicher, private Dienstleistungen für die Armeen dieser Welt hat schon immer gegeben. Man denke nur an Marketenderinnen im Dreißigjährigen Krieg oder mobile Feldbordelle in der Moderne. Afghanistan hat die NATO allerdings zu ihrer wichtigsten Mission erklärt und ist nun mit ihrem riesigen Arsenal an Mannschaften und Material nicht in der Lage, genügend Hubschrauber und Flugzeuge zu finden? Ein Armutszeugnis. NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer hat schon vor langer Zeit gesagt, er habe keine Lust mehr mit dem Klingebeutel und dem Bettelhut durch die Hauptstädte zu ziehen - wo es nicht an Material, sondern politischem Willen mangelt.