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Private Unternehmen als Entwicklungshelfer

Karl Zawadzky12. November 2003

Muss Entwicklungshilfe immer staatlich sein? Nein, meint das Entwicklungshilfe-Ministerium. Es knüpft Partnerschaften mit privaten Unternehmen. So wird deren Gewinnstreben für einen guten Zweck "missbraucht".

Private und öffentliche Gelder sollen in der Entwicklungshilfe zusammenkommenBild: AP

Durch das Zusammenfließen öffentlicher und privater Leistungen lassen sich erhebliche Synergieeffekte für die Entwicklungshilfe erzielen: Die Unternehmen engagieren sich langfristig in Entwicklungsländern. Sie gehen wirtschaftliche Risiken ein und sind auf Effizienz sowie auf Gewinn bedacht. Die Leistungen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit ergänzen und erweitern das Engagement. Dadurch entsteht für das deutsche Unternehmen und für das Entwicklungsland ein weit größerer Nutzen als bei einer rein privatwirtschaftlichen oder einer rein staatlichen Maßnahme.

Globalisierung gibt neue Anknüpfungspunkte

Seit Jahren stagniert das Finanzvolumen der öffentlichen Entwicklungshilfe weltweit bei nur 50 Milliarden Dollar pro Jahr. Dafür ergeben sich durch die Globalisierung der Weltwirtschaft viele neue Anknüpfungspunkte für eine Kooperation zwischen der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit und privaten Unternehmen. Weltbank-Präsident James Wolfensohn sagt dazu: "Die Probleme der Entwicklung können nicht gelöst werden durch irgendeine einzelne Institution, sondern allein, wenn wir mit der Regierung des jeweiligen Landes kooperieren und dabei die öffentlichen und privaten Teilnehmer vereinen."

Auch in Entwicklungsländern übernimmt der private Sektor zunehmend Aufgaben, die zuvor der öffentlichen Hand vorbehalten waren. Vor diesem Hintergrund wächst auf beiden Seiten das Interesse an Partnerschaften. Das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vertritt daher folgenden Standpunkt: "Deutsche Unternehmen sollen im Sinne einer öffentlich-privaten Partnerschaft verstärkt in die Entwicklungszusammenarbeit einbezogen werden, um ihre Erfahrungen und komparativen Vorteile für die Entwicklung der Partnerländer zu nutzen."

Geteilte Kosten

Seit Beginn der Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre sind mehr als 1000 privatwirtschaftliche Projekte in rund 70 Partnerländern vom Entwicklungsministerium unterstützt worden. Die Palette reicht von Aidsbekämpfung bis Zertifizierung. Vom transnationalen Unternehmen wie DaimlerChrysler bis hin zum kleinbetrieblichen Heizungsinstallateur sind alle Bereiche der Privatwirtschaft vertreten. Mobilisiert wurden im Rahmen dieser Kooperationen insgesamt 4,7 Milliarden Euro. Davon kamen nur 1,8 Milliarden Euro von staatlichen Stellen, vor allem aus dem Entwicklungsetat der Bundesregierung, jedoch 2,9 Milliarden Euro von den beteiligten Unternehmen.

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Private Unternehmen engagieren sich nicht nur direkt in den einzelnen Entwicklungsländern, sondern auch in Bereichen, die entwicklungspolitisch von besonderem Interesse sind. Sie investieren in Ausbildung, Maschinen und Gebäude. Sie transferieren moderne Technologien und tragen zur Lösung von Problemen im Umweltschutz und der Infrastruktur bei. Sie exportieren, sie schaffen Arbeitsplätze und Einkommen. Das geschieht natürlich in erster Linie zum eigenen Nutzen, das heißt: Für die Unternehmen steht der wirtschaftliche Erfolg ihrer Investitionen im Vordergrund. Aber durch ihren eigenen Erfolg tragen sie direkt zu einer positiven Entwicklung der Partnerländer bei. Und deshalb werden solche Projekte auch vom Entwicklungsministerium gefördert.

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