Persönlichkeiten aus Musik, Film und Fernsehen haben Patenschaften für die Bäume im Hambacher Forst übernommen. Zwar wird in der Bergbauregion zur Zeit nicht weiter gerodet, doch ist der Wald noch längst nicht gerettet.
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Prominente setzen Zeichen für den Hambacher Forst
63 Portraits von bekannten Kulturschaffenden und alternativen Nobelpreisträgern hängen im Hambacher Forst an den Baumstämmen. Eine Protestaktion gegen den Braunkohleabbau. Hier sagen einige Promis, warum sie mitmachen.
Bild: Imago/epd/G. Schiefer
Der Kampf für den Wald
Ginge es nach dem Stromkonzern RWE, soll auch der letzte Rest des Hambacher Forstes dem Braunkohleabbau weichen. Zur Zeit darf zwar nicht mehr gerodet werden, aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Die Klima-Allianz Deutschland hatte deshalb Prominente aufgerufen, sich für den Erhalt des Waldes einzusetzen. Ihre Portraits (hier: Fernsehköchin Sarah Wiener) hängen symbolisch an den Bäumen.
Bild: Imago/epd/G. Schiefer
Für Klimaschutz: Schauspieler Benno Fürmann
Zur Zeit ist Benno Fürmann in der TV-Serie "Babylon Berlin" zu sehen. Der Schauspieler kämpft öffentlich für den Klimaschutz: "Der Klimawandel stellt bereits jetzt eine große Belastung dar - insbesondere für die ärmsten Menschen im globalen Süden. Die Politik ist es den Menschen hier und weltweit schuldig, die Gefahr ernst zu nehmen und endlich zu handeln."
Bild: Tomas Rodriguez
Ihm geht es ums Ganze: Bodo Wartke, Musikkabarettist und Liedermacher
"Als ich im Sommer vor Ort war und mit den AktivistInnen gesprochen habe, war mir sofort klar: Dieser Wald ist ein Wald mit Symbolgehalt. Hier geht es nicht allein um Bäume, es geht ums große Ganze", sagt der Kabarettist Bodo Wartke.
Bild: Tomas Rodriguez
Kämpft für Frauenrechte: Monika Hauser, Ärztin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises
"Der Wald ist erst der Anfang. Tausende Menschen werden gezwungen, für Tagebaue ihr Zuhause aufzugeben, über Jahrhunderte gewachsene Dorfgemeinschaften werden zerstört. Für die Bewohnerinnen und Bewohner sind diese Umsiedlungen sehr belastend, auch psychisch. Man fragt sich schon, warum das alles noch sein muss - jetzt, wo der Kohleausstieg kommt."
Bild: Tomas Rodriguez
Umweltfreundliches Licht: Der Künstler Olafur Eliasson gründete "Little Sun"
Seit 2012 kümmert sich "Little Sun" darum, Menschen ohne Stromversorgung mit Energie zu beliefern. "Wenn Deutschland es mit der Nachhaltigkeit ernst meint, muss es aufhören, Braunkohle - den umweltschädlichsten fossilen Brennstoff - abzubauen. Mehr als 12.000 Jahre hat der Hambacher Forst für sein heutiges Aussehen gebraucht. Wenn er weg ist, ist er weg. Die Energiewende muss jetzt erfolgen."
Bild: Tomas Rodriguez
Gegen Kohle als Klimakiller: Johannes Strate von der Band "Revolverheld"
"Der Energiekonzern RWE würde einen der artenreichsten Wälder dieses Landes zerstören, um (...) seine Kraftwerke mit Deutschlands Klimakiller Nummer 1, der Braunkohle, füttern zu können. Dabei haben (...) Dürren und Starkregen gezeigt, dass gehandelt werden muss (...). In Deutschland bedeutet das: die dreckigsten Kohlemeiler jetzt abschalten (...) und die erneuerbaren Energien weiter ausbauen!"
Bild: Tomas Rodriguez
Der "Waldmacher": Tony Rinaudo, Agrarökonom und Träger des Alternativen Nobelpreises 2018
Rinaudo verwandelt karge Landschaften in Wälder und Ackerland: "Wälder können von großer Bedeutung für die Gesundheit sein, sie versorgen uns mit sauberer Luft und sauberem Wasser, sie können uns vor Hochwasser schützen und bieten Vögeln und Insekten eine Heimat. Wie wir heute mit unseren Wäldern umgehen ist entscheidend für die Frage, ob zukünftige Generationen ein gutes Leben haben werden."
Bild: Tomas Rodriguez
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Wer jetzt im Hambacher Forst einen Baum fällt, der bringt unter Umständen einen Prominenten zu Fall: Über 60 Bilder alternativer Nobelpreisträger und prominenter Persönlichkeiten aus der Kultur hängen seit dem 23. Oktober an den Stämmen der Buchen im Hambacher Forst. Die bekannten Gesichter haben Baumpatenschaften übernommen - eine Aktion der Klima-Allianz Deutschland gegen die weitere Braunkohleförderung im Revier.
Der jetzige Hambacher Forst ist das letzte Stück eines riesigen Waldgebietes, das den Baggern im Rheinischen Braunkohletagebau zum Opfer gefallen ist. Seit Jahren besetzen Umweltschützer und Aktivisten den Wald, bauen Baumhäuser und errichten Straßensperren, um gegen Stromkonzerne wie RWE und die Klimapolitik der Bundesregierung zu protestieren.
Der Wald ist noch nicht gerettet
Erst vor Kurzem erreichten die Umweltschützer per Gerichtsbeschluss einen Rodungsstopp. "Nachdem es im Oktober breite Proteste aus der Bevölkerung gab und dann der Gerichtsbeschluss kam, dachten viele, der Wald sei gerettet - aber der Rodungsstopp hat uns nur eine Atempause verschafft", sagt Julia Dittman, Mitorganisatorin der Prominenten-Aktion. Jetzt gelte es, den Hambacher Wald durch einen baldigen Kohleausstieg endgültig zu schützen.
Die Klima-Allianz Deutschland hat bekannte Kulturschaffende aus Film, Kunst und Musik angefragt und sofort viele Zusagen erhalten. Unter den Prominenten finden sich etwa der Schauspieler Benno Führmann, die Fernsehköchin Sarah Wiener (unser Bild oben), die Regisseurin Doris Dörrie, die Popband Revolverheld, der Kabarettist Winfried Schmickler sowie der Künstler Ólafur Elíasson.
"Die Prominenten wollten sich einsetzen und Gesicht zeigen", sagt Dittmann. Dabei gehe es längst nicht nur um den Wald. "Zahlreiche Dörfer sollen noch für Braunkohle-Tagebaue zerstört werden und tausende Menschen sollen ihr Zuhause verlieren“, fürchtet die Klimaschützerin.
Der Hambacher Forst, ein internationales Thema
Die Klima-Allianz ist ein Bündnis für den Klimaschutz. Der Allianz gehören 115 Mitgliedsorganisationen aus den Bereichen Umwelt, Kirche, Bildung, Kultur und Gewerkschaften an, die sich für eine ambitionierte Klimapolitik und eine erfolgreiche Energiewende auf lokaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene einsetzen.
Die Abholzung im Hambacher Forst ist längst über die Grenzen Deutschlands hinweg ein internationales Gesprächsthema, besonders in den sozialen Netzwerken. Deshalb haben sich auch viele Trägerinnen und Träger des Alternativen Nobelpreises aus aller Welt der Aktion angeschlossen, darunter auch Monika Hauser, Ärztin und Gründerin der Frauenrechtsorganisation "medica mondiale". "Wir wollen mit den Bildern zeigen, dass ganz viele hinter unserer Aktion stehen und es eine breite Zustimmung gibt", sagt Julia Dittmann von der Klima-Allianz Deutschland.
Klimakommission prüft vor Ort
Die Prominenten-Aktion wurde bewusst einen Tag vor dem Besuch der Kohlekommission im Rheinischen Revier gestartet. Die Kommission soll den Übergang zum Kohleausstieg sozialverträglich gestalten und somit dazu beitragen, die Ziele des Pariser Klimaabkommens so schnell wie möglich zu erfüllen.
Der Rodungsstopp gilt erst einmal nur für diese Rodungssaison und noch nicht dauerhaft. Zunächst müssen die Gerichte entscheiden, ob der Hambacher Forst nach europäischen Richtlinien als Naturschutzgebiet anerkannt wird. Das Urteil steht allerdings noch aus.