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Prominenter russischer General bei Bombenanschlag getötet

17. Dezember 2024

Igor Kirillow war Chef der ABC-Abwehrtruppen Russlands. Im Krieg gegen die Ukraine hatte er mehrfach schwere Vorwürfe gegen das angegriffene Land erhoben. Umgekehrt wurde in Kiew gegen ihn ermittelt.

Neben einer polizeilichen Absperrung sind zahlreiche Menschen zu sehen, einige davon in Uniform, im Hintergrund stehen etliche Fahrzeuge, vorn ist ein Polizeiwagen zu sehen
Ermittler und Passanten am Tatort im Südosten der russischen Hauptstadt MoskauBild: ALEXANDER NEMENOV/AFP via Getty Images

Ein hochrangiger russischer General ist durch einen Sprengsatz getötet worden. Igor Kirillow sei dem Attentat in Moskau gemeinsam mit seinem Adjutanten zum Opfer gefallen, sagte eine Sprecherin des nationalen Ermittlungskomitees. Unbekannte hätten dazu eine Bombe in einem Elektroroller versteckt und diesen vor Kirillows Wohnhaus im Südosten der Hauptstadt abgestellt. Als der Generalleutnant sich auf den Weg zur Arbeit gemacht habe, sei das Gefährt explodiert.

Russischen Medien zufolge soll der Sprengsatz mutmaßlich per Mobiltelefon gezündet worden sein. Untersucht würden daher auch die Mobilfunkverbindungen in dem Gebiet. Die Zeitung "Kommersant" schreibt, die Fahnder sähen den ukrainischen Geheimdienst SBU hinter der Tat, die inzwischen als Terroranschlag eingestuft wurde. Mehrere westliche Agenturen berichten unter Berufung auf einen ungenannten Vertreter des SBU, tatsächlich habe es sich um einen Spezialeinsatz des Dienstes gehandelt. Laut der Quelle sei Kirillow ein Kriegsverbrecher und daher ein "absolut legitimes Ziel" gewesen.

Medwedew: Ukrainische Führung muss mit Vergeltung rechnen

Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, drohte der Ukraine mit Rache. Die hochrangige militärisch-politische Führung des Feindes müsse mit entsprechender Vergeltung rechnen. Zugleich bezeichnete der ehemalige Kremlchef den Anschlag als Versuch Kiews, vom eigenen Scheitern im Kampfgebiet abzulenken.

Wer ist der getötete russische General Kirillow?

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Der 54-jährige Kirillow gehörte durch mediale Auftritte zu den prominentesten Vertretern des russischen Militärs. Er war Chef der ABC-Abwehrtruppen und damit zuständig für den Schutz vor atomaren, biologischen und chemischen Kampfmitteln. Während des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte Kirillow mehrfach den Vorwurf erhoben, die USA betrieben in dem Nachbarland geheime Biolabore, wofür jedoch keine Beweise vorgelegt wurden.

Zudem behauptete er, die Ukraine arbeite an einer sogenannten schmutzigen Bombe, also einem konventionellen Sprengsatz, dem radioaktives Material beigemischt ist. Auch hierfür gab es keine Belege. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte auf der Grundlage von Kirillows Berichten dessen Anschuldigungen öffentlich bekräftigt.

Der 54-jährige Kirillow gehörte durch mediale Auftritte zu den prominentesten Vertretern des russischen Militärs (Archivbild)Bild: Ilya Pitalev/Sputnik/picture alliance

Großbritannen: Mutmaßlicher russischer Einsatz von Chloropikrin

Die Ukraine wiederum hatte den General erst am Montag für den Einsatz von Chemiewaffen auf dem Schlachtfeld verantwortlich gemacht. Dabei ging es um Granaten mit Reiz- oder Tränengas, deren Herstellung und Verwendung für militärische Zwecke durch eine internationale Konvention verboten ist. Großbritannien hatte im Oktober Sanktionen gegen Kirillow verhängt wegen des mutmaßlichen Einsatzes von Chloropikrin, eines giftigen Erstickungsmittels. Russland bestreitet, solche Waffen verwendet zu haben.

Seit Beginn des Großangriffs auf die Ukraine im Februar 2022 wurden Anschläge auf mehrere Personen in Russland verübt, die mit dem Kriegsgeschehen in Verbindung standen. So starb 2022 die Journalistin Darja Dugina, die Tochter des ultra-nationalistischen Ideologen Alexander Dugin, bei einem Bombenattentat. 2023 wurde der unter seinem Pseudonym Wladlen Tatarski bekannte Militärblogger und Kriegsbefürworter Maxim Fomin ebenfalls durch eine Sprengstoffexplosion getötet. Auch in diesen Fällen vermutet Moskau die Hintermänner der Taten in der Ukraine.

jj/se (dpa, afp, rtr)

Redaktionsschluss: 16.30 Uhr (MEZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.