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Politik

EU-Protest gegen Todesurteil für Mediziner

25. November 2017

Der international renommierte Katastrophenexperte Ahmadreza Dschalali ist im Iran wegen Spionage für Israel zum Tode verurteilt worden. Jetzt schaltete sich auch die Europäische Union ein.

Belgien Brüssel Protest für Freilassung von Ahmadreza Dschalali
Kundgebung in Brüssel vom Februar für die Freilassung von Ahmadreza Dschalali Bild: Imago/Zumapress

Die Verkündung des Todesurteils gegen Ahmadreza Dschalali in Teheran vor vier Wochen hat noch einmal eine Welle der Empörung ausgelöst. Auch die Europäische Union habe sich jüngst in den Fall des international renommierten Mediziners eingeschaltet, berichtet die "Heilbronner Stimme". Demnach wurde bereits Ende Oktober in Teheran eine gemeinsame Protestnote der EU-Mitgliedstaaten übergeben, die sich gegen die Verurteilung Dschalilis wandten.

Appell der Nobelpreisträger

Laut dem Pressebericht haben sich jetzt auch 75 Nobelpreisträger, darunter die Schriftstellerinnen Herta Müller und Elfriede Jelinek sowie die Chemiker Gerhard Ertl und Joachim Frank, in einer gemeinsamen Erklärung an den UN-Botschafter des Iran mit der Bitte um Freilassung Dschalalis gewandt. Ein weiterer Brief, verfasst vom Committee of Concerned Scientists mit der Bitte um Unterstützung, sei an Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere europäische Spitzenpolitiker gegangen. Aus dem Berliner Auswärtigen Amt sei zu hören, es verfolge die Entwicklung des Falles "sehr aufmerksam und mit großer Sorge".

Im Dienste des Mossad gegen Irans Atomprogramm?

Der 46-jährige Notfallmediziner und Katastrophenexperte Dschalali war im April 2016 während eines Heimatbesuches verhaftet worden. Er lebt eigentlich in Schweden, lehrt und arbeitet auch in Italien und Belgien. Er wird beschuldigt, im Gegenzug für eine Aufenthaltsgenehmigung in Schweden Informationen über das iranische Atomprogramm an Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad weitergegeben zu haben. Diese Informationen hätten 2010 zur Ermordung der zwei iranischen Atomwissenschaftler Madschid Schahriari und Masud Ali Mohammadi durch einen Bombenschlag geführt, erklärte die Teheraner Generalstaatsanwaltschaft.    

In den Jahren 2010 bis 2012 waren im Iran fünf Wissenschaftler bei Anschlägen und bewaffneten Überfällen ums Leben gekommen. Die Islamische Republik warf Israel und den USA vor, dahinter zu stecken.

Beisetzung des ermordeten Atomwissenschaftlers Mohammadi in Teheran Anfang 2010 Bild: Imago

Ende Oktober war Dschalali wegen Spionage für Israel zum Tode verurteilt worden. Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurde das Urteil unter anderem mit "Verdorbenheit auf Erden" begründet. Das Verfahren sei "in krasser Weise unfair" gewesen, Aussagen des Angeklagten seien unter Drohungen und Folter erzwungen worden.  

Schwer krank hinter Gittern   

Nach dem Bericht der "Heilbronner Stimme" hat der Mediziner auf seinen weltweiten Reisen zwar auch Kollegen aus Israel getroffen, sich mit diesen aber lediglich fachlich ausgetauscht. Von Spionage könne keine Rede sein. 

Dschalali sei im Evin-Gefängnis in Teheran inhaftiert worden, das bei Bürgerrechtlern für Folter und unmenschliche Bedingungen bekannt ist. Der Mediziner habe mehrere Monate in Einzelhaft hinter sich und leide noch durch einen Hungerstreik. Sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich rapide. 

SC/jj (afp, dpa, KNA)
 

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