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Gesellschaft

Protest gegen Rechtsextremismus in Berlin

18. August 2018

Etwa 1500 Menschen setzten in der Bundeshauptstadt ein Zeichen gegen ursprünglich zwei geplante Neonazi-Aufmärsche. Diese sollten anlässlich des 31. Todestages des NS-Kriegsverbrechers Rudolf Heß stattfinden.

Deutschland Anti-Neo-Nazi-Demonstration in Berlin
Demonstranten des "Spandauer Bündnis gegen Rechts" ziehen durch den gleichnamigen Berliner StadtteilBild: picture-alliance/dpa/C. Soeder

Politiker, Kirchen, Initiativen und Gewerkschaften hatten zu Demonstrationen, Friedensgebeten, Mahnwachen und Glockenläuten in verschiedenen Stadtteilen aufgerufen. Laut Beobachtern kamen bei insgesamt zwölf Veranstaltungen gegen Rechtsextremismus etwa 1500 Menschen in Berlin zusammen.

Allein acht der Proteste fanden im Bezirk Berlin-Spandau statt. Dort nahm sich der NS-Kriegsverbrecher Rudolf Heß am 17. August 1987 im alliierten Kriegsverbrechergefängnis mit 93 Jahren das Leben. Das im damaligen britischen Sektor West-Berlins gelegene Gefängnis wurde danach abgerissen. Damit sollte verhindert werden, dass die Haftanstalt zu einem Anziehungsort für Neonazis wird.

Neonazi-Aufmarsch in Spandau kurzfristig abgesagt

Dennoch wollten sich zum 31. Todestag des Hitler-Stellvertreters wie schon in den Jahren zuvor Rechtsextreme zu seinem Gedenken versammeln. Nachdem beim in Spandau geplanten rechten Aufzug zunächst nur rund 50 Teilnehmer erschienen waren, wurde jedoch eine der zwei Kundgebungen von den Organisatoren abgesagt, wie ein Polizeisprecher sagte. In Berlin-Lichtenberg trafen demnach Neonazis "im mittleren dreistelligen Bereich" zusammen.

Ein Mann mit Neonazi-üblicher Frisur kniet vor dem Zug der rechten DemonstrantenBild: picture-alliance/dpa/C. Soeder

Die stärkere Gegenseite versuchte unter anderem mit Luftballons, Transparenten und Trommeln, den Marsch der Neonazis zu stören. "Kein Platz für Nazis" stand auf etwa auf Luftballons. Ältere Damen hielten Transparente mit der Aufschrift "Omas gegen Rechts" hoch.

"Jeder verantwortliche Mensch muss bekennen: So nicht!"

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, betonte in einem Grußwort, wenn Ängste "in hasserfüllte Rede, Verleugnung der Geschichte und Verunglimpfung von Menschen" umschlügen und völkische Ideologien neu erwachten, müsse "jeder verantwortliche Mensch laut und deutlich bekennen: So nicht! Bei uns nicht! Nie wieder".

Die Vorsitzende des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus, Lala Süsskind, sagte: "Mir reicht es, dass braunes Gedankengut und purer Hass nicht nur von den Rechtsextremen und verfassungsfeindlichen Gruppierungen offen geäußert wird." Solche Kommentare oder Sprüche würden immer stärker die Gesellschaft erfassen und viel zu oft unwidersprochen bleiben.

Bild: Getty Images/AFP/J. Macdougall

Bis Samstagnachmittag kam es vereinzelt zu Straftaten wie etwa dem Zeigen verfassungswidriger Kennzeichen und einer Körperverletzung, meldeten die Sicherheitskräfte. Rund 2300 Polizisten waren im Einsatz, um die beiden Lager voneinander fernzuhalten und Gewaltausbrüche zu verhindern. 

Vor einem Jahr waren zum 30. Todestag von Heß Hunderte Neonazis durch Spandau gezogen. Sie kamen jedoch nicht weit, weil sie durch Blockaden der zahlreichen Gegendemonstranten gestoppt wurden. 

ie/hf (dpa, epd)

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