1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Demo in Istanbul gegen die Wirtschaftsmisere

12. Dezember 2021

Die hohe Inflationsrate in der Türkei verteuert die Lebenshaltung extrem. Wirtschaftliche Sorgen treiben die Bewohner immer wieder auf die Straße. Einen Ausweg sehen sie in der Erhöhung des Mindestlohns.

Die Demonstranten fordern eine Aufstockung des Mindestlohns auf 5200 türkische Lira - umgerechnet 331 Euro.
Die Demonstranten fordern eine Aufstockung des Mindestlohns auf 5200 türkische Lira - umgerechnet 331 Euro. Bild: Murad Sezer/REUTERS

Mehrere tausend Menschen haben in Istanbul gegen die zunehmende wirtschaftliche Misere von großen Teilen der Bevölkerung demonstriert. Die Demonstrierenden versammelten sich im asiatischen Teil der Stadt und hielten Schilder hoch mit der Aufschrift: "Es reicht!" Die schätzungsweise 5000 Demonstranten forderten vor allem eine Erhöhung des Mindestlohns. Der Netto-Mindestlohn liegt derzeit bei 2825 Lira (179 Euro) monatlich. Die Kundgebungsteilnehmer forderten eine Aufstockung auf 5200 Lira (331 Euro). Sie prangerten zudem die stark gestiegene Inflation an. Zu der Demonstration hatten die größten Gewerkschaften des Landes aufgerufen.

Mindestens 90 Studierende in Ankara festgenommen

In Istanbul hat sich das Leben nach Angaben der Stadtverwaltung innerhalb eines Jahres um mehr als 50 Prozent verteuert. Den höchsten Preisanstieg verzeichnet demnach Sonnenblumenöl mit einem Plus von rund 138 Prozent. Der Generalsekretär der Gewerkschaft Disk, Adnan Serdaroglu, warnte im Sender Halk TV: "Die Menschen verarmen."

Die Gewerkschaft Disk war einer der Initiatoren der Protestkundgebung in IstanbulBild: Murad Sezer/REUTERS

In Ankara wurden unterdessen mindestens 90 Studierende festgenommen, wie die Initiative "Wir finden keinen Unterschlupf" mitteilte. Sie hatten trotz eines Demonstrationsverbots des Gouverneurs versucht, sich in der Hauptstadt zu versammeln. Die Studentinnen und Studenten protestieren seit diesem Sommer mit verschiedenen Aktionen gegen hohe Mieten und fordern bezahlbaren Wohnraum.

Inflationsrate bei mehr als 21 Prozent

Auslöser der Proteste ist der stetige Verfall der Landeswährung Lira (TL). Im November war die Inflationsrate in der Türkei nach offiziellen Angaben auf 21,3 Prozent im Vorjahresvergleich gestiegen. Das ist der höchste Wert seit drei Jahren, wie die Statistikbehörde mitteilte. Grund für die hohe Inflationsrate ist vor allem die Abwertung der türkischen Währung, was den Import verteuert. Die Lira hatte allein im vergangenen Monat rund 30 Prozent ihres Wertes gegenüber dem Dollar eingebüßt. Die Opposition zweifelt die offiziellen Daten zur Inflation an und geht davon aus, dass die reale Teuerungsrate noch deutlich höher ist.

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan mischt sich immer wieder in die Geldpolitik der Notenbank ein Bild: Murat Cetinmuhurdar/Turkish Presidency/AA/picture alliance

Hintergrund der Lira-Krise ist nach Ansicht von Kritikern unter anderem die Einmischung von Präsident Recep Tayyip Erdogan in die Geldpolitik der Notenbank. Der Staatschef drängt immer wieder auf niedrige Zinsen und vertritt entgegen gängiger volkswirtschaftlicher Lehre die Ansicht, hohe Zinsen förderten die Inflation. Erst Anfang Dezember hatte Erdogan - zum zweiten Mal innerhalb eines Monats - seinen Finanzminister ausgetauscht.

sti/hf (afp, dpa)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen