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Politik

Protest in Mali schlägt in Gewalt um

10. Juli 2020

Die Unzufriedenheit mit Präsident Ibrahim Boubacar Keita im kriegszerrütteten Mali wächst von Tag zu Tag. Bei einer Demonstration in Bamako fordern wieder tausende Menschen seinen Rücktritt. Dann eskaliert die Lage.

Mali Bamako Anti Regierungsproteste
Bild: picture-alliance/AP Photo/B. Ahmed

Zu Tausenden haben sich die Protestierenden auf einem zentralen Platz in der Hauptstadt Bamako versammelt, um zum wiederholten Male den Rücktritt von Präsident Ibrahim Boubacar Keita zu verlangen. Malis Einwohner sind müde, Keitas Beschwichtigungen zu glauben, dass er den langjährigen Krieg gegen die Dschihadisten, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die Korruption in Regierungskreisen doch noch in den Griff bekommen wird.

Ein Toter, 20 Verletzte

Der zunächst friedliche Protest schlägt in Gewalt um. Aufgebrachte Demonstranten blockieren Hauptverkehrsstraßen und errichten brennende Barrikaden. "Wir wollen dieses Regime nicht mehr", rufen sie. Andere stürmen Räume des staatlichen Rundfunksenders ORTM, der daraufhin die Ausstrahlung des Programms unterbricht. Wenige Kilometer entfernt schleudern Demonstranten Steine gegen das Parlamentsgebäude. Die Nationalgarde setzt Tränengas gegen die Randalierer ein. Es fallen Schüsse. Bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften werden nach Angaben von Krankenhausmitarbeitern ein Mensch getötet und etwa 20 Personen verletzt.

Präsident Ibrahim Boubacar Keita (IBK) soll zurücktreten Bild: Reuters/M. Rosier

Seit einigen Wochen wird der Protest in dem armen Sahelstaat von einer neuen Oppositionskoalition unter Führung des einflussreichen Imams und islamischen Hardliners Mahmoud Dicko organisiert. Sie veröffentlicht an diesem Freitag ein Zehn-Punkte-Konzept, in dem die Bevölkerung zum zivilen Ungehorsam aufgerufen wird. Dazu zählen auch die Blockade von Straßenkreuzungen und staatlichen Gebäuden.

Anhänger des islamischen Hardliners Mahmoud Dicko in Bamako Bild: Reuters/M. Rosier

Der 75-jährige Keita steht seither noch stärker mit dem Rücken zur Wand. In dieser Woche bot er zwar an, neue Richter für das Verfassungsgericht zu ernennen, doch seinen politischen Gegnern reicht das noch lange nicht. Verlangt die Opposition doch die Auflösung des Parlaments und die Bildung einer Übergangsregierung. Issa Kaou Djim, ein Mitglied der politischen Opposition, bringt es auf den Punkt: "Die Bemühungen um einen Dialog mit Keita sind gescheitert. Jetzt betrachtet ihn niemand mehr als den Präsidenten."

se/ack (afp, ap, rtr)