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Politik

Proteste in Migrantencamp auf Insel Chios

19. April 2020

In den überfüllten Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln wächst die Furcht vor dem Coronavirus. Nach dem Tod einer Frau, die mit Fieber in einer Krankenhaus eingeliefert worden war, entlädt sich die Anspannung.

Griechenland Chios Flüchtlingslager
Bild: imago images/ANE Edition/M. Karagiannis

Im überfüllten Registrierlager Vial auf der griechischen Insel Chios hat die Polizei in der Nacht zu Sonntag nach Medienberichten massiv Tränengas eingesetzt, um protestierende Migranten auseinanderzutreiben. Nach dem Bekanntwerden des Todes einer Bewohnerin schleuderten überwiegend junge Menschen Steine auf die Polizei und legten Feuer in einer Kantine und in einigen Zelten, wie örtliche Medien berichteten. Bewohner des Lagers hätten die Feuerwehr zunächst am Löschen gehindert. Zudem seien Autos beschädigt worden.

Die 47-jährige Irakerin sei Anfang der Woche mit Fieber ins Krankenhaus gebracht worden, berichtete die griechische Nachrichtenagentur ANA. Dort sei sie negativ auf das neuartige Coronavirus getestet worden. Am Samstag sei sie dann gestorben. Das Krankenhaus der Insel dementierte Gerüchte, wonach die Frau an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben sei.

Kranke und alte Migranten werden umgesiedelt

Die Lage in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln gilt als katastrophal: Zurzeit harren in und um die Camps der Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos mehr als 39.000 Migranten aus, die eigentlich nur für etwas mehr als 6000 Menschen ausgelegt sind. In den völlig überfüllten Camps auf den Inseln im Osten der Ägäis kommt es immer wieder zu Ausschreitungen.

Tausende Menschen wohnen dicht gedrängt in den Behelfsunterkünften auf ChiosBild: imago images/Xinhua/L. Partsalis

Aus Furcht vor dem Coronavirus stehen die griechischen Flüchtlingslager derzeit unter Quarantäne. Bislang wurden in den Lagern zwar noch keine Corona-Infektionen gemeldet, doch die Angst vor einer Verbreitung des neuartigen Virus wächst. In zwei Lagern auf dem Festland wurden bislang Infektionen registriert.

Die konservative Regierung in Athen hat im ersten Quartal des Jahres mehr als 10.000 Migranten zum Festland gebracht. Weitere 2380 ältere und kranke Menschen sollen ab Montag zum Schutz vor dem Coronavirus aufs Festland gebracht werden. Bei den sogenannten "gefährdeten Menschen" handelte es sich um Flüchtlinge über 60 Jahre und Flüchtlinge mit Vorerkrankungen sowie deren Angehörige Sie sollen nach Angaben des Migrationsministerium innerhalb von zwei Wochen in Wohnungen, Hotels oder Lager auf dem Festland gebracht werden.

sam/ww (afp, dpa)

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