Am 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China sind in Hongkong Proteste in Gewalt umgeschlagen. Ein Mann wurde angeschossen. Das Regime in Peking beging den Nationalfeiertag mit einer pompösen Militärparade.
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Trotz des Verbotes einer großen Demonstration sind in Hongkong wieder Zehntausende für Demokratie und Menschenrechte auf die Straße gegangen. Die meisten waren in Schwarz gekleidet. Aktivisten hatten zum 70. Gründungsjubiläum der Volksrepublik China zu einem "Tag der Trauer" aufgerufen. Viele Menschen warfen bei dem zunächst friedlichen Marsch falsche Geldscheine in die Luft, die normalerweise für Beerdigungsrituale eingesetzt werden.
Unter gegenseitigem Beschuss
Zunächst abseits des großen Marsches kam es an mehreren Stellen in Hongkong wieder zu Gewaltausbrüchen. Polizisten setzten Tränengas ein, Demonstranten warfen unter anderem Steine auf die Einsatzkräfte. Nach Angaben eines Krankenhaus-Vertreters sind 15 Menschen an unterschiedlichen Orten verletzt worden, eine Person befindet sich demnach in kritischem Zustand.
Im Stadtteil Tsuen Wan ist laut einem Bericht der Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" ein Mann von der Polizei mit scharfer Munition angeschossen worden. Auf einem Foto der Zeitungswebsite war ein blutender Mann zu erkennen, der von Rettungskräften versorgt wurde.Vonseiten der Polizei hieß es, der Polizeibeamte habe geschossen, als seine Einheit von Demonstranten angegriffen worden sei.
Auch vor dem Hongkonger Regierungshauptgebäude setzte die Polizei Tränengas und Wasserwerfer mit gefärbtem Wasser ein, um die Demonstranten zu vertreiben. Auf Fotos ist zu sehen, wie Demonstranten Scheiben einschlagen und Schilder von einer Brücke entfernen, die den Jahrestag feiern.
Aus Angst vor Ausschreitungen waren vorab Straßen gesperrt und einige U-Bahn-Stationen geschlossen. 6000 Polizisten wurden mobilisiert. Mehrere große Einkaufszentren kündigten an, geschlossen zu bleiben; einige Hotels empfahlen ihren Gästen, die Gebäude nicht zu verlassen.
In Hongkong wurde der Nationalfeiertag auch offiziell gefeiert - allerdings abgeriegelt von der Öffentlichkeit. Im Messezentrum verfolgten geladene Gäste eine Flaggenzeremonie, die per Live-Stream übertragen wurde. Zwei Hubschrauber mit einer großen chinesischen und einer kleineren Hongkonger Fahne flogen über den Hafen der früheren britischen Kronkolonie. Befürworter Chinas feierten unter anderem auf einer Fähre.
Parade in Peking, Proteste in Hongkong
Mit der größten Waffenschau seiner Geschichte hat die Volksrepublik China ihren 70. Gründungstag begangen. Den Menschen in Hongkong ist dagegen nicht zum Feiern zumute. Hier kam es zu teils gewaltsamen Ausschreitungen.
Bild: picture-alliance/dpa/Kyodo
Gigantische Ausmaße
15.000 Soldaten marschierten anlässlich des 70. Jahrestags der Gründung der Volksrepublik China auf dem geschichtsträchtigen Tiananmen-Platz in Peking auf. Laut Staatsmedien war es die größte Militärparade in der Geschichte Chinas. Begonnen hatten die Feierlichkeiten am Morgen mit 70 Salutschüssen. Mit dabei war auch Hongkongs bei der Protestbewegung verhasste Regierungschefin Carrie
Lam.
Bild: Getty Images/K. Frayer
"Nichts kann China aufhalten"
"Es gibt keine Macht, die die Grundlagen dieser großen Nation erschüttern kann", sagte Staats- und Parteichef Xi Jinping in einer Rede. In einen schiefergrauen Mao-Anzug gekleidet, versprach er dem bevölkerungsreichsten Land der Erde "noch mehr Wohlstand". Xi ist nach einer Verfassungsänderung Präsident auf Lebenszeit. Ähnlich wie um Mao wird ein regelrechter Personenkult um ihn zelebriert.
Bild: Reuters/J. Lee
Machtdemonstration mit modernsten Waffen
Bei der Militärschau wurden auch mehr als 160 Flugzeuge, 580 Panzer, andere Waffensysteme und nuklear bestückbare Interkontinentalraketen auf der Straße des Ewigen Friedens aufgefahren. Damit will die kommunistische Führung nach Einschätzung von Experten militärische Stärke, ihren absoluten Machtanspruch und internationalen Gestaltungswillen demonstrieren.
Bild: Getty Images/AFP/G. Baker
Hinter der Absperrung
Pekinger zücken ihre Smartphones, um einen vorbeifahrenden Festwagen mit der Aufschrift "Lang lebe das Mutterland" zu filmen. Dabei müssen sie einen gewaltigen Sicherheitsabstand halten. Zur Parade wurden nur geladene Gäste nach strengen Sicherheitskontrollen zugelassen. In Chinas Hauptstadt herrschte wegen der Feierlichkeiten schon seit Wochen der Ausnahmezustand.
Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Wong
Verordneter Frohsinn
Die sorgfältig ausgewählten Zuschauer der Parade singen und schwenken kleine Nationalflaggen. Viele Chinesen stehen hinter der Regierung, obwohl Repressalien auch unter dem seit 2012 amtierenden Xi an der Tagesordnung sind. Amnesty International kritisierte im Vorfeld der Festivitäten, Meinungs- und Pressefreiheit existierten in China weder im analogen noch im digitalen Raum.
Bild: Getty Images/A. Verdelli
Erinnerung an Nationalheld
Am 1. Oktober 1949 rief der Revolutionär Mao Tse-tung auf dem Tiananmen-Platz die Volksrepublik China aus. Von seiner immer noch herrschenden Kommunistischen Partei und großen Teilen der Bevölkerung wird er bis heute als Befreier vom japanischen und europäischen Kolonialismus verehrt - da durfte bei der Feier zum 70. Gründungstag ein riesiges Porträt Mao Tse-tungs natürlich nicht fehlen.
Bild: picture-alliance/AP Photo/Ng Han Guan
Mit Füßen getreten
Während Staatschef Xi Jinping sich in Peking feiern ließ, wurde er in der Sonderverwaltungszone Hongkong im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen getreten. Die Anhänger der Demokratiebewegung nutzten den Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China, um ihrem Anliegen auf der Straße Nachdruck zu verleihen: der wachsenden Einflussnahme Pekings Einhalt zu gebieten.
Bild: Reuters/A. Perawongmetha
"Tag der Trauer"
Trotz eines Demonstrationsverbots protestierten zehntausende Hongkonger gegen den 70. Jahrestag der kommunistischen Herrschaft in China. In mehreren Stadtteilen zogen schwarz gekleidete Demokratie-Aktivisten durch die Straßen. Die Protestbewegung hatte einen "Tag der Trauer" ausgerufen.
Bild: Reuters/S. Vera
Verletzte nach Ausschreitungen
Bei den Protesten in Hongkong kam es auch wieder zu Zusammenstößen mit der Polizei. Aktivisten blockierten Straßen, warfen Pflastersteine, legten Feuer und warfen Brandsätze. Die Beamten reagierten mit Tränengas, Schlagstöcken und Wasserwerfern. Ein Demonstrant soll von einem Polizisten angeschossen worden sein. Laut Polizeiangaben wurde er in ein Krankenhaus gebracht.
Bild: Reuters/S. Vera
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China schenkt sich Militärparade zum Geburtstag
In der Hauptstadt Peking hat die Volksrepublik China mit der größten Waffenschau ihrer Geschichte ihren 70. Gründungstag gefeiert. An der riesigen Militärparade am Platz des Himmlischen Friedens nahmen 15.000 Soldaten, mehr als 160 Flugzeuge und 580 Panzer und Waffensysteme teil, darunter auch nuklear bestückbare Interkontinentalraketen. Am 1. Oktober 1949 rief Mao Tse-tung nach seinem Sieg im chinesischen Bürgerkrieg an diesem Ort die Volksrepublik aus.
Präsident XI Jinping sagte zu zu Beginn der Zeremonie: "Es gibt keine Macht, die die Grundlagen dieser großen Nation erschüttern kann." Keine Macht könne "den Fortschritt des chinesischen Volkes und der Nation aufhalten". Er rief zur Einigkeit auf und versprach den fast 1,4 Milliarden Chinesen "noch mehr Wohlstand".
Mit Blick auf die seit fünf Monaten anhaltenden Proteste in Hongkong forderte Xi Jinping "langfristige Stabilität" in der chinesischen Sonderverwaltungsregion. Er bekräftigte den Grundsatz "ein Land, zwei Systeme", nach dem die frühere britische Kronkolonie autonom regiert wird. Er betonte aber auch mit Blick auf Taiwan den Grundsatz der "friedlichen Wiedervereinigung". Peking betrachtet die demokratische Insel als Teil der Volksrepublik.
Bei der Gründung 1949 war China ein armes Land gewesen. Mit seiner Refom- und Öffnungspolitik seit den 1980er-Jahren stieg es bis heute zur zweitgrößten Volkswirtschaft nach den USA auf.