Festnahmen nach Massenvergiftungen im Iran
7. März 2023Auf der Grundlage von "Erkenntnissen der Geheimdienste" habe es Festnahmen in fünf Provinzen gegeben, teilte der stellvertretende iranische Innenminister Madschid Mirahmadi im Staatsfernsehen mit. Zur Identität der Festgenommenen und ihrer mutmaßlichen Rolle bei den Vergiftungen machte er keine Angaben.
Seit November 2022 werden im Iran immer wieder Massenvergiftungen an Mädchenschulen gemeldet. Laut einer Auswertung iranischer Medien gab es mehr als 3100 Berichte über Vergiftungsfälle. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Anschläge kommt auf mehr als 5000 Opfer. Beobachter gehen weiterhin von einer Dunkelziffer aus.
Eltern werfen Behörden Versagen vor
Wegen der rätselhaften Vergiftungswelle kam es in mehreren Städten zu Protesten, Eltern, Angehörige sowie Lehrerinnen und Lehrer gingen auf die Straße. Bilder und Videos in den sozialen Medien zeigten Proteste unter anderem in den Millionenstädten Tabris und Maschhad, in Isfahan, Schiras, am Kaspischen Meer sowie in den Kurdenregionen.
Eltern forderten friedlich mehr Sicherheit für die Schulkinder und warfen den Behörden vor, nicht ausreichend gegen die Vergiftungen an den Mädchenschulen vorzugehen. Berichten zufolge riefen Demonstranten unter anderem "Kindermörder". Die Polizei soll daraufhin mehrere Menschen festgenommen und mit Gewalt gedroht haben.
Tätern droht die Todesstrafe
Die iranischen Behörden vermuten hinter den Taten den Versuch, Mädchen von der Schulbildung auszuschließen. Die genauen Hintergründe sind bisher jedoch ungeklärt. Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei bezeichnete die Taten am Montag als "unverzeihliches Verbrechen" und forderte harte Strafen für die Verantwortlichen. Der iranische Justizchef Mohseni Edschei erklärte, dass im Zusammenhang mit den Vergiftungen Verhaftete wegen "Korruption auf Erden" angeklagt werden sollen. Bei einer Verurteilung würde dies die Todesstrafe nach sich ziehen.
Die Giftanschläge fanden bisher in 25 der 31 iranischen Provinzen statt. Viele der Opfer werden in Krankenhäusern behandelt, Ärzte vermuten Gasvergiftungen. Die reformorientierte Zeitung "Etemad" berichtete von jüngsten Fällen östlich der Stadt Kutschan. Dort seien Dutzende Schülerinnen ins Krankenhaus eingeliefert worden, nachdem sie "unangenehme Gerüche" eingeatmet hätten. In der südwestlichen Provinz Chusestan waren am Sonntag mehr als 700 ähnliche Fälle gemeldet worden.
fwü/ww (dpa/afp)