1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Protestieren gegen Rohingya

Verena Hölzl (z. Zt. in Myanmar)29. Mai 2015

Während ein Krisengipfel in Bangkok eine Lösung für die Flüchtlingskrise in Südostasien sucht, weist Myanmar jede Verantwortung von sich. Es kommt zu Protesten in der Metropole Yangon.

Myanmar: Proteste gegen die Rohingyas in Yangon (Foto: Verena Hölzl)
Bild: DW/Verena Hölzl

Vorneweg marschieren einige Mönche. "Keine Bootsflüchtlinge nach Myanmar!", skandieren sie mit der Menge. Buddhistische Flaggen schmücken den Zug. Insgesamt sind es 500 Menschen, die der Welt mitteilen wollen: "Hört auf, die Schuld auf Myanmar zu schieben." So steht es auf den T-Shirts, die an sie ausgeteilt wurden.

Während in der Andamanensee nach wie vor tausende hilflose Bootsflüchtlinge vermutet werden, gingen in Myanmars ehemaliger Hauptstadt Yangon am Mittwoch Anhänger nationalistisch-buddhistischer Gruppen auf die Straße. Sie wollen keine Flüchtlinge in ihrem Land aufnehmen und sind empört darüber, für die Krise verantwortlich gemacht zu werden.

Verantwortung unbestreitbar

Doch die Verantwortung ist nicht von der Hand zu weisen. "Eine Mehrheit der Migranten sind Rohingya, die aufgrund ihrer hoffnungslosen Lage in Myanmar zu Flüchtlingen werden", sagte US-Vizeaußenminister Antony Blinken vergangene Woche bei einem Besuch in Südostasien.

In Myanmar gelten die 1,3 Millionen muslimischen Rohingya als Ausländer. Die UN zählt sie zu den am meisten verfolgten Minderheiten der Welt. Die Regierung Myanmars versagt ihnen die Staatsbürgerschaft und hält sie für Nachkommen illegaler Einwanderer aus Bangladesch.

Stimmungsmache

So sieht das auch Sandi Thwin Mar Oo. "Jetzt kommt endlich die Wahrheit ans Licht", erklärt sie. Die Bootsflüchtlinge müssten identifiziert werden und dann käme endlich heraus, dass sie aus Bangladesch seien. Das ist für sie die einzige Wahrheit.

T-Shirts werden verteilt, die Aufschrift: "Die Bootsflüchtlinge sind keine Myanmarer"Bild: DW/Verena Hölzl

Dieses Weltbild teilt sie mit den meisten Menschen in Myanmar. Der Begriff "Rohingya" wird abgelehnt. 2014 gab es einen Zensus. Dabei konnten die Rohingya ihr Kreuzchen nur bei "Bengali" setzen.

"Indem sie sich Rohingya nennen, machen sie sich zu Opfern", schimpft Sandi Thwin Mar Oo weiter. Im Hintergrund halten Männer ein Banner hoch, auf dem steht: "UN, hör auf mit dem Märchen von den Rohingya." Für Sandi Thwin Mar Oo beschmutzen die Rohingya das Ansehen Myanmars. Dagegen will sie sich wehren. Sie klettert mit einem Megafon auf einen der Plastikstühle und wettert bis sie heiser wird.

Pressefreiheit auf Abwegen

Unaufgeregt erklärt auch der buddhistische Mönch U Sandar Thiri seine Sicht auf die Dinge: "Der Westen versteht nicht, dass wir schon genug Probleme in Myanmar haben." Er fragt: "Wieso nehmen nicht reiche muslimische Länder die Bootsflüchtlinge auf?" Als Buddhist müsse er seinen Glauben vor dem Ausverkauf bewahren. Er habe Mitgefühl für alle Menschen, aber immer wenn es zu Konflikten käme, steckten Muslime dahinter. Das wisse er aus den Medien.

Sandi Thwin Mar Oo schimpft gegen die Rohingya bis sie heiser istBild: DW/Verena Hölzl

Internationale NGOs wie International Mediaa Support aus Skandinavien oder die DW Akademie sensibilisieren Journalisten in Myanmar seit längerem für den Umgang mit konfliktträchtigen Themen. Die mit der demokratischen Öffnung gewonnene Meinungsfreiheit führte in der Vergangenheit immer wieder zu Hassreden und Kampagnen, vor allem in den sozialen Netzwerken.

Verhaltener Widerstand gegen Radikale

Die Regierung des mehrheitlich buddhistischen Landes schweigt weiter zu dem Thema. Die Teilnahme an einem Krisengipfel diesen Freitag (29.05.2015) in Bangkok sagte man nur unter der Bedingung zu, dass der Begriff "Rohingya" nicht verwendet würde.

Gegenstimmen zum Protestmarsch, bei dem auch Propaganda-Pamphlete kursierten, in denen vor der islamistischen Terrorgruppe IS gewarnt wird, blieben aus. Nur auf Anfrage äußert sich der als gemäßigt bekannte Mönch Ashin Issariya kritisch zum Protest und erklärte im Hinblick auf die Regierung: "Unruhen wie diese lenken von anderen Problemen im Land ab."

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen