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Franzosen vor Gericht

21. Dezember 2007

Mitarbeiter einer französischen Hilfsorganisation stehen wegen versuchter Kindesentführung vor Gericht. Die sudanesischen Waisen, die sie nach Europa "retten" wollten, stammten tatsächlich aus tschadischen Familien.

Zwei Frauen und zwei Männer in Handschellen sitzen auf einer Bank (Quelle: AP)
Arche-Chef Breteau (2. v. l.) und drei weitere der angeklagten Franzosen nach ihrer Verhaftung im OktoberBild: AP

Im Tschad hat der Prozess gegen sechs Mitarbeiter der französischen Hilfsorganisation Arche de Zoé begonnen, denen die versuchte Entführung von 103 Kindern vorgeworfen wird. Das Verfahren wurde am Freitag (21.12.2007) vor dem Strafgericht in der Hauptstadt N'Djamena eröffnet. Zusammen mit vier Mitangeklagten aus dem Tschad und dem Sudan drohen ihnen fünf bis 20 Jahre Zwangsarbeit. Die Angeklagten waren Ende Oktober festgenommen worden. Sie wollten die Kinder nach Frankreich ausfliegen und an französische und belgische Pflegeeltern übergeben. Es handelte sich aber nicht um Waisen aus der sudanesischen Krisenprovinz Darfur, sondern um Kinder aus dem Tschad.

Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF und des Internationalen Roten Kreuzes stammen die meisten Kinder aus tschadischen Dörfern und haben eine Familie, bei denen zumindest ein Elternteil noch lebt. Mehrere Eltern werfen den Mitarbeitern von Arche de Zoé ("Zoés Arche") Täuschung vor. Ihnen sei versprochen worden, ihre Kinder könnten in der Provinzstadt Abéché zur Schule gehen.

Angeklagte bemängeln Verfahrensfehler

Einige der Kinder, die nach Europa geflogen werden sollten (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa

Der Chef und Gründer von Arche de Zoé, Eric Breteau, wies vor Gericht den Vorwurf der Kindesentführung zurück. Niemand vor Ort habe der Organisation gesagt, dass die Kinder nicht aus dem Sudan stammten, sagte der 37-Jährige. Die Organisation habe die vermeintlichen Waisen "vor dem Tod retten" wollen. Die Auswahl der Kinder habe er örtlichen Vermittlern überlassen. Breteau bekräftigte auch, dass die französischen Behörden über die Aktion informiert worden seien. Schriftlich sei das sowohl gegenüber dem Pariser Präsidialamt, dem Innen-, Justiz- und Außenministerium und gegenüber dem Parlament geschehen.

Die Anwälte der vier Männer und zwei Frauen aus Frankreich im Alter von 30 bis 56 Jahren machten geltend, dass mehrere Zeugen in den Verfahren nicht gehört worden seien. Doch ein Antrag, den Prozess wegen Verfahrensfehlern einzustellen, wurde durch das Gericht umgehend abgelehnt.

Gespräche zwischen Paris und N'Djamena

Der französische Außenstaatssekretär Jean-Marie Bockel sagte dem französischen TV-Sender LCI, die Regierung in Paris führe mit den tschadischen Behörden "ständige Gespräche auf höchster Ebene". Sollten die Angeklagten verurteilt werden, würden "sehr schnell" Schritte für ihre Heimkehr nach Frankreich eingeleitet.

Arche-Chef: Lokale Vermittler sollen die Kinder ausgewählt habenBild: picture-alliance/dpa

Die Affäre hatte zu starken Spannungen zwischen Frankreich und dem zentralafrikanischen Land geführt. Das französische Außenministerium bestreitet Angaben von Arche de Zoé, über die Aktion informiert worden zu sein. Im November war es im Tschad zu gewaltsamen Protesten gegen Frankreich gekommen. Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy war im vergangenen Monat in den Tschad gereist, um die Krise zu entschärfen. Nach einer Vereinbarung aus dem Jahr 1976 zwischen beiden Ländern können gegen die Franzosen verhängte Strafen auch in Frankreich verbüßt werden.

Insgesamt hatte die Polizei am 25. Oktober in der osttschadischen Stadt Abéché zunächst 17 Menschen festgenommen. Drei französische Journalisten, sieben spanische Beschäftigte einer Fluggesellschaft und ein belgischer Pilot wurden inzwischen aber wieder freigelassen. Die verbliebenen Franzosen waren am 8. Dezember aus Protest gegen das Verfahren in einen Hungerstreik getreten, der inzwischen aber offenbar aufgegeben wurde. (rri)

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