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Politik

Prozess gegen mutmaßlichen Jesiden-Mörder

24. April 2020

Vor dem Oberlandesgericht Frankfurt geht es um ein besonders grausames Verbrechen: Der Iraker Taha A.-J. ließ laut Anklage im früheren IS-Herrschaftsgebiet Irak eine fünfjährige Jesidin qualvoll verdursten.

Massengrab Irak
Zwei Kuscheltiere vor einem Massengrab mit ermordeten Jesiden nahe dem Sindschar-Gebirge im Irak Bild: picture-alliance/dpa/B.Schwinghammer

Mit der Anklageverlesung hat vor dem Oberlandesgericht Frankfurt am Main der Prozess gegen den Ehemann der IS-Rückkehrerin Jennifer W. begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Iraker Taha A.-J. unter anderem Völkermord an den Jesiden, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen, Menschenhandel und Mord an einem fünfjährigen jesidischen Mädchen vor. Die aus Niedersachsen stammende W. und ihr Mann sollen im früheren IS-Herrschaftsgebiet im Irak eine als Sklavin gekaufte fünfjährige Jesidin qualvoll verdursten lassen haben.

A.-J. soll sich spätestens im März 2013 der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) angeschlossen haben. Laut den Ermittlungen kaufte er im Sommer 2015 im früheren IS-Herrschaftsgebiet im Irak aus einer Gruppe von jesidischen Gefangenen eine Frau und deren fünf Jahre alte Tochter, die dann als Sklavinnen bei W. und ihm leben mussten.

Bei Temperaturen um 50 Grad verdurstet 

A.-J. soll sie unter anderem mehrfach geschlagen und erniedrigt haben. Das Mädchen soll er schließlich als Strafe für das Urinieren auf eine Matratze bei Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius im Freien an ein Fenster gefesselt haben. Das Kind sei in der Hitze qualvoll gestorben.

Die Mutter soll er zuvor dazu gezwungen haben, bei der hohen Außentemperatur barfuß nach draußen zu gehen. Dabei habe die Frau große Schmerzen an den Füßen erlitten.

Die Jesiden gehören zur Volksgruppe der Kurden. Sie sind jedoch keine Muslime, sondern bilden eine eigene Religionsgemeinschaft. Weltweit bekennen sich mindestens 800.000 Menschen zum jesidischen Glauben. Die Heimat der meisten Jesiden ist der Nordirak.

In Griechenland gefasst

A.-J. wurde im Mai 2019 in Griechenland festgenommen. Im Oktober wurde er nach Deutschland ausgeliefert und sitzt seither in Untersuchungshaft.

In dem seit rund einem Jahr laufenden Prozess gegen Jennifer W. in München geht es ebenfalls um den Tod des jesidischen Mädchens. Zudem wird der Frau vorgeworfen, als Sittenpolizistin des IS patrouilliert zu haben.

se/sti (afp, dpa)

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