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Prozess gegen "Gruppe Freital" hat begonnen

7. März 2017

Die rechtsextreme "Gruppe Freital" soll 2015 in Sachsen fünf Anschläge verübt haben. Sieben der acht angeklagten mutmaßlichen Rechtsterroristen weigerten sich am ersten Prozesstag, Angaben zu ihrer Person zu machen.

Deutschland Dresden - Prozess gegen die "Gruppe Freital"
Der Angeklagte Justin S. wird in Dresden von Justizbeamten in den Verhandlungssaal geführtBild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

Bildung einer terroristischen Vereinigung, versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und Sachbeschädigung – so lautet die Anklage der Bundesanwaltschaft gegen die 19 bis 39 Jahre alten Mitglieder der "Gruppe Freital". Die sieben Männer und eine Frau aus Freital bei Dresden hätten sich spätestens im Juli 2015 zusammengetan, um Anschläge auf Flüchtlinge und politisch Andersdenkende zu verüben. Sie hätten aus einer "rechten und fremdenfeindlichen Gesinnung heraus gehandelt" und wollten ein "Klima der Angst und Repression schaffen", so Jörn Hausschild, Vertreter des Generalbundesanwalts.

Dass Hausschild die Anklage überhaupt verlesen konnte, musste der Vorsitzende Richter, Thomas Fresemann, entgegen Anträgen der Verteidiger erst durchsetzen. Diese hatten zuvor sowohl die Besetzung des Gerichts bemängelt als auch einen Befangenenantrag gegen Fresemann stellen wollen. Ihre Anträge wurden jedoch zunächst zurückgestellt. Sieben der acht Angeklagten weigerten sich deshalb am ersten Prozesstag, Angaben zu ihrer Person zu machen. 

Im September 2015 wurde in Freital das Büro des Linken-Stadtrates Michael Richter verwüstetBild: picture-alliance/ZB

Im Sommer und Herbst 2015 sollen sie insgesamt fünf Anschläge verübt haben: auf das Auto eines Linken-Stadtrats aus Freital, auf ein Parteibüro der Linkspartei, auf zwei Flüchtlingsunterkünfte in der Stadt und ein linkes alternatives Wohnprojekt in Dresden. Durch die Anschläge, bei denen selbstgebaute Sprengsätze, Steine und illegale Pyrotechnik zum Einsatz kamen, wurden zwei Menschen verletzt. In einem Fall erlitt ein junger Mann wegen eines explodierten Sprengkörpers eine vorübergehende Hörbeeinträchtigung. Das zweite Opfer ist ein Asylbewerber, der durch Glassplitter am Auge und im Gesicht verletzt wurde.

Als mutmaßliche Rädelsführer benennt die Anklage Timo S. und Patrick F. Während S. der "Ideen- und Impulsgeber" gewesen sei, habe F. die technischen Einzelheiten ausgearbeitet. In seiner Wohnung fanden die Ermittler mehr als 130 illegale Sprengkörper sowie Schwarzpulver, Metallrohre und Zündschnüre. Entscheidungen seien in der Gruppe aber gemeinschaftlich getroffen worden, glaubt die Bundesanwaltschaft. Mithilfe eines verschlüsselten Chatdienstes und codierter Sprache habe sie sich über geplante Anschläge ausgetauscht.

Timo S und Patrick F. sitzen seit Ende 2015 in Untersuchungshaft. Die anderen Angeklagten wurden im vergangenen April festgenommen. Der Prozess findet unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen in einem neugebauten Hochsicherheitsaal am Stadtrand von Dresden statt. Bis Ende September sind mehr als 60 Verhandlungstage angesetzt.

ie (epd/afp/dpa)

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