Prozesswut und Preisdumping (30.07.2012)
30. Juli 2012Eigentlich sollte etwas Ruhe einkehren - denn die Pause im Bundestag nutzen die Politiker normalerweise, um zu verschnaufen und eben nicht an die Politik zu denken. Aber nicht so in diesem Jahr - denn angesichts der offenen Diskussion darüber, wie lange die Eurozone denn wohl noch existiert, wollen die Regierungschefs für Ruhe sorgen. Dafür nahm Angela Merkel am Wochenende aus dem Urlaub den Telefonhörer in die Hand und auch Finanzminister Wolfgang Schäuble empfängt während seines Urlaubs auf der Insel Sylt seinen US-amerikanischen Amtskollegen Timothy Geithner. Doch wahrscheinlich wird das alleine nicht reichen - denn die Finanzmärkte erwarten Taten und das ganz besonders von Deutschland.
Französischer Alleingang
Wer an der Börse spekuliert und Geld gewinnt, der muss dafür auch etwas zahlen. Und wenn das Spekulieren etwas teuerer wird, dann lohnen sich manche Spekulationen schon nicht mehr - so die Idee der Finanztransaktionssteuer. Eigentlich wollten die EU gemeinsam eine solche Steuer einführen, doch da manche Länder ausgeschert sind, kocht nun jedes Land sein eigenes Süppchen. Ein klares Datum für eine deutsche Finanztransaktionssteuer gibt es nicht - die Franzosen wagen nun einen Alleingang. An der Börse in Paris werden Händler ab dem Dienstag (01.08.2012) erstmals auf bestimmte Geschäfte bezahlen müssen. An den Spekulationen wird sich aber nichts ändern, so die Einschätzung vieler Börsianer.
Apples Prozesswut
In den USA beginnt jetzt ein Prozess, in dem es wohl weniger um die gigantische Schadensersatzsumme geht, sondern vielmehr um den Zugang zum Markt überhaupt. 2 Milliarden Euro fordert der Technologiekonzern Apple von seinem Konkurrenten Samsung, weil der sich beim Bau seiner Smartphones und Tablet-Computer von Apples Geräten inspiriert lassen haben soll. Mit solchen Patenklagen versucht Apple seit mehr als einem Jahr die Konkurrenz aus den Märkten in Europa und Asien zu verdrängen. Und nun auch in den USA - denn bei einer Niederlage muss Samsung nicht nur zahlen, sondern auch einige seiner Geräte vom Markt nehmen.
Solarunternehmen wehren sich
In Europa sind die sonnigen Zeiten für die Solarindustrie erstmals vorbei. Nicht nur, dass staatliche Subventionen nach und nach abgebaut werden, nein, vor allem ist die günstige Konkurrenz aus Fernost ist zur Achilles' Verse der europäischen Produzenten von Solartechnik geworden. Und um sich gegen die günstige Konkurrenz zu wehren, ziehen 20 Unternehmen nun nach Brüssel, um ihrem Ärger mit einer Klage Luft zu machen. Der Vorwurf der europäischen Solarindustrie: Die Anbieter aus Fernost betreiben Preisdumping.
Redakteur am Mikrofon: Nicolas Martin