Paris St. Germain und Manchester City sind in den Augen ihrer Besitzer kaum mehr als verlängerte Arme zweier Staaten. So ist das Champions-League-Duell zwischen beiden auch ein Kräftemessen zweier verfeindeter Emirate.
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Auf den ersten Blick verspricht das Champions-League-Halbfinale zwischen Paris Saint-Germain und Manchester City an diesem Mittwoch einen fußballerischen Leckerbissen. Mit Kylian Mbappé und Neymar auf Seiten von PSG und Kevin De Bryune und İlkay Gündoğan bei City stehen allein vier der feinsten Ballkünstler der Welt auf dem Rasen. Doch bei diesem Spiel geht es um mehr als atemberaubende Dribblings und sehenswerte Tore. Es gibt eine nicht zu unterschätzende geopolitische Dimension.
Ein Blick zurück: Anfang Januar unterzeichneten Politiker der regionalen Staatenvereinigung Golfkooperationsrat (GCC) ein Abkommen, das eine Beendigung der gegenseitigen Anfeindungen vorsah. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman umarmte öffentlichkeitswirksam den katarischen Emir Tamim bin Hamad Al Thani auf dem Rollfeld von Al-'Ula. Die sogenannte Katar-Blockade war vorüber. Zuvor hatten Saudi-Arabien, Bahrain, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) dreieinhalb Jahre lang alle Land-, See- und Luftanbindungen zu Katar gesperrt, weil das Emirat – in den Augen der Gegner – zu enge Kontakte zum Erzfeind Iran pflegte und radikale Organisationen wie die Muslimbruderschaft unterstützte.
Abu Dhabi folgte dem Beispiel Dubais
Was hat der ganze Vorgang mit Fußball zu tun? Zwei der beteiligten Parteien sind im Champions-League-Halbfinale involviert. Abu Dhabi stieg 2008 bei Manchester City ein, Katar übernahm drei Jahre später Paris Saint-Germain. "Mit Blick auf die Golfstaaten ist es ein Prozess, der Anfang des Jahrtausends startete und bei dem die VAE und Katar am ambitioniertesten waren", sagt James Montague, der für internationale Medien über Fußball im Nahen Osten berichtet, gegenüber der DW: "Anfangs war vor allem Dubai richtig gut darin, Sportinvestitionen politisch zu nutzen. Dann kam der Finanzcrash 2008 und Dubai, das keine natürlichen Ressourcen besitzt, wurde von Abu Dhabi gerettet."
Abu Dhabi habe dann die Blaupause von Dubai genutzt, Manchester City übernommen und dank fast unerschöpflicher Ressourcen den zuvor strauchelnden Verein aufgepäppelt. Katar, das selbst schon in einigen Sportarten aktiv war, wollte sich seinerseits im Fußball profilieren und kaufte deshalb der US-amerikanischen Investmentfirma Colony Capital die Mehrheitsanteile an PSG ab. In einem seien sich Katar und Abu Dhabi mittlerweile einig: Sie sehen die erworbenen Clubs vor allem als "verlängerten Arm des Staates", wie es Montague formuliert.
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Spannungen zwischen Katar und Abu Dhabi bleiben
Am Mittwochabend treffen nun beide Mannschaften erstmals seit der Katar-Blockade aufeinander. Abu Dhabi war über Jahre hinweg die treibende Kraft hinter dieser Blockade und hat trotz der Unterzeichnung des Abkommens die diplomatischen Beziehungen mit Doha noch nicht wieder aufgenommen. Da die ideologischen Auseinandersetzungen zwischen der Führung Abu Dhabis und dem katarischen Herrscherhaus Al Thani über Jahre hinweg an Intensität gewannen, lassen sich die Gräben nicht einfach wieder zuschütten. Abu Dhabi möchte Katar auch weiterhin in die Schranken weisen.
"Die Spannungen werden die transportierte Zuneigung, etwa zur Schau gestellt durch öffentliche Umarmungen, überdauern", sagt der Nahostforscher Mustafa Menshawy von der Lancaster University der DW. "Die Forderungen der Golfstaaten an Katar bleiben ohnehin unerfüllt. Beispielsweise hat Katar bereits abgelehnt, die Verbindungen zum Iran zu kappen."
Wettkampf zwischen den Emiraten
Europäischer Spitzenfußball im Fokus arabischer Scheichs: 2012 beim Training von PSG in KatarBild: Getty Images/AFP/F. Fife
Mbappé oder De Bruyne mag an diesem Mittwochabend anderes durch den Kopf gehen als die geopolitische Gemengelage in der Golfregion. Aber die Eigner ihrer Teams sind aus ähnlichen Motiven in den Fußball eingestiegen. Zunächst geht es Katar wie auch Abu Dhabi darum, mit dem Prestige des Sports das eigene Image aufzuwerten. Gerade die VAE sind seit dem Arabischen Frühling noch einmal autokratischer geworden, versuchen aber nach außen hin eine gewisse Weltoffenheit auszustrahlen - auch unter Zuhilfenahme des Sports. Diese Strategie ist gemeinhin bekannt als "Sportswashing".
Darüber hinaus wollen beide Emirate aber auch zeigen, welches das potentere von beiden ist. Der ganz große Erfolg auf europäischer Bühne blieb trotz milliardenschwerer Investitionen in die Mannschaften bis jetzt aus. Paris stand im vergangenen Jahr im Champions-League-Finale gegen Bayern München, das selbst ein enges Verhältnis zu Katar pflegt. City errreichte trotz der finanziellen Unterstützung aus Abu Dhabi noch nie das Endspiel der Königsklasse. Für beide Klubeigner wäre ein Sieg in diesem Halbfinale aber nicht nur erfreulich, weil sie damit dem großen Traum einen Schritt näher kämen. Gleichzeitig hätten sie einen Rivalen aus der Region herausgekegelt. Es geht eben nicht nur um Fußball allein.
Die Top-Torjäger der Champions League
Nachdem mit Cristiano Ronaldo, Lionel Messi und Karim Benzema drei der Top-Torjäger der Champions League Europa verlassen haben, sind mit Thomas Müller und Robert Lewandowski zwei Stürmer der ewigen Top-Ten noch aktiv.
Bild: Ulrich Hufnagel/IMAGO
Zlatan Ibrahimovic - 48 Tore
Der schwedische Stürmer ist ein Wandervogel. Da überrascht es kaum, dass Zlatan Ibrahimovic seine insgesamt 48 Treffer in der Champions League für sechs verschiedene Vereine erzielt: Ajax Amsterdam (6), Juventus Turin (3), Inter Mailand (6), FC Barcelona (4), AC Mailand (9) und Paris St. Germain (20). Gewinnen kann er die Champions League aber nie.
Bild: Reuters
Andriy Shevchenko - 48 Tore
Der Ukrainer trifft - wie Ibrahimovic - in der Champions League 48-mal. Im Unterschied zum Schweden darf Shevchenko den "Henkelpott" aber einmal als Sieger in die Höhe stemmen: 2003 mit der AC Mailand. 29 Champions-League-Tore erzielt der Stürmer für Milan, 15 für Dynamo Kiew und vier für den FC Chelsea.
Bild: Sergey Dolzhenko/epa/dpa/picture-alliance
Alfredo di Stefano - 49 Tore
Elf Jahre lang spielt der argentinische Stürmer für Real Madrid. Die Champions League heißt damals noch Europapokal der Landesmeister. Fünfmal in Serie, von 1956 bis 1960, triumphieren die "Königlichen" in der Königsklasse - nicht zuletzt dank der 49 Tore Alfredo di Stefanos. Der Argentinier, der 2014 verstirbt, gehört damals zu den besten Spielern der Welt.
Bild: picture-alliance/dpa
Thierry Henry - 50 Tore
Ein halbes Hundert Treffer in der Champions League steuert der Stürmer aus Frankreich in seiner langen Karriere bei: für die AS Monaco (7), den FC Arsenal (35) und den FC Barcelona (8). Einmal - mit Barça - gewinnt der Weltmeister von 1998 auch die Trophäe. Am Stadion des FC Arsenal steht eine Bronzestatue Henrys. Der Franzose ist Rekordtorschütze der "Gunners".
Bild: augenklick/firo Sportphoto/picture alliance
Thomas Müller - 54 Tore*
Die Champions League und Thomas Müller, das scheint zu passen. Gleich bei seinem Debüt in der Königsklasse, beim 7:1 des FC Bayern gegen Sporting Lissabon im März 2009, erzielt der damals 19-Jährige den ersten seiner bislang 53 Champions-League-Treffer. Zweimal - 2013 und 2020 - gewinnt er mit den Münchenern die begehrte Trophäe. (*Stand 6. März 2024)
Bild: Andreas Gebert/REUTERS
Ruud van Nistelrooy - 56 Tore
Für drei Vereine trifft der niederländische Mittelstürmer Rutgerus Johannes Martinus van Nistelrooij, wie er eigentlich korrekt heißt, in der Champions League: erst für die PSV Eindhoven (8 Tore), dann für Manchester United (35) und schließlich auch für Real Madrid (13). Zu einem Champions-League-Titel reicht es für van Nistelrooy nicht, in drei Saisons wird er aber Torschützenkönig.
Bild: Martin Rickett/empics/picture alliance
Raúl Gonzalez Blanco - 71 Tore
Raúl ist bei Real Madrid eine Legende. Der langjährige Kapitän bestreitet für die "Königlichen" so viele Spiele wie kaum ein anderer Fußballer: allein 550 Partien in der spanischen Liga und 132 in der Champions League. Dreimal gewinnt er mit Real den Titel. Fünf seiner 71 Champions-League-Tore erzielt Raúl bei seinem zweijährigen Gastspiel für den FC Schalke 04.
Bild: Daniel Ochoa de Olza/AP/picture alliance
Karim Benzema - 90 Tore
Mit 18 Jahren gelingt dem Franzosen sein erstes Champions-League-Tor für Olympique Lyon. Von 2009 bis 2023 triumphiert Benzema mit den "Königlichen" aus Madrid fünfmal in der Königsklasse. Benzema spielt nach einem Fingerbruch im Januar 2019 stets mit Handbandage - ob aus Aberglaube oder medizinischer Notwendigkeit, bleibt Spekulation. 2023 verlässt er Europa in Richtung Saudi-Arabien.
Bild: Pierre-Philippe Marcou/AFP
Robert Lewandowski - 93 Tore*
Der Ex-Bayern-Torjäger ist Champions-League-Sieger (2020) und zweimaliger Weltfußballer (2020+2021). 2020 wird somit für ihn zu einem überragenden Jahr, zudem wird er auch noch Torschützenkönig der Champions League. In seiner Karriere trifft er für Borussia Dortmund, den FC Bayern und den FC Barcelona in der "Königsklasse". (*Stand 6. März 2024)
Bild: MATTHEW CHILDS/POOL/AFP
Lionel Messi - 129 Tore
Wenn der FC Barcelona sich zwischen 2004 und 2021 auf etwas verlassen kann, dann auf den Torinstinkt Lionel Messis. 120-mal trifft der Argentinier für die Katalanen in der Königsklasse, danach geht er zwei Saisons lang für PSG auf Torejagd. Sechsmal wird der achtfache Weltfußballer bester Torjäger der Champions League. Viermal holt er mit Barça den Henkelpott. Seit 2023 spielt er in den USA.
Bild: Sebastian Frej/imago images
Cristiano Ronaldo - 140 Tore
Sogar fünfmal gewinnt der Superstar aus Portugal die Champions League. Egal für wen er aufläuft, ob für Manchester United, Real Madrid oder Juventus Turin, Cristiano Ronaldo trifft zuverlässig. Souverän führt der fünfmalige Weltfußballer, der seine Karriere in Saudi-Arabien ausklingen lässt, die "ewige" Torjägerliste in Europas Königsklasse an.