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Literatur

Pulitzer-Preis für ukrainische Presse

9. Mai 2022

In diesem Jahr erhielten die ukrainischen Journalistinnen und Journalisten den Sonderpreis der Pulitzer-Preis-Jury für ihren Mut, ihre Ausdauer und ihr Engagement.

Eine Lithographie zeigt Joseph Pulitzer
Zeitungsmagnat Joseph Pulitzer lobte 1917 den Preis für guten Journalismus aus Bild: Liszt Collection/picture alliance

Weltweit hat er fast den Stellenwert des Oscars: der Pulitzer-Preis, der seit 1917 vor allem journalistische Leistungen auszeichnet - auch wenn sich in der Regel nur US-Medien und Autoren dafür qualifizieren können. Er sei "der Gold-Standard des amerikanischen Journalismus, der schönen Künste und der Literatur", so Marjorie Miller, selbst einst mit der Trophäe ausgezeichnete Reporterin und seit kurzem Administratorin des Preisvergabe-Komitees. "In Zeiten, in denen die Wahrheit unter Beschuss steht, will ich hart dafür kämpfen, dass eine freie Presse die Mächtigen weiterhin zur Rechenschaft zieht und Ungerechtigkeiten aufdeckt."

2022 wurde die Trophäe in 22 Kategorien verliehen, wobei 15 dem journalistischen Bereich vorbehalten sind, von investigativen Berichten über spektakulären Fotografien bis hin zu Karikaturen. Die Auszeichnung würdigt aber auch literarische Werke sowie Musik- und Theaterstücke.

Den  Preis in der Königskategorie "Dienst an der Öffentlichkeit" erhielt die "Washington Post" für ihren Bericht "The Attac". Er handelt von dem Angriff auf das US-Capitol am 6. Januar 2021 durch Trump-Unterstützer und Verschwörungsideologen, einem der "dunkelsten Tage der Nation", wie Marjorie Miller betonte.

Der Sonderpreis ging an die ukrainischen Journalistinnen und Journalisten. Sie wurden ausgezeichnet "für ihren Mut, ihre Ausdauer und ihr Engagement für eine wahrheitsgetreue Berichterstattung während Wladimir Putins rücksichtslosem Einmarsch in ihr Land und seinem Propagandakrieg in Russland".

In der Kategorie Fiktion setzte sich Joshua Cohen gegen Francisco Goldman ("Monkey Boy") und Gayl Jones ("Palmares") durch. "The Netanyahus" wurde als bissiger, sprachlich versierter historischer Roman gelobt, der sich um das Verhältnis zwischen Israelis und amerikanischen Juden in den 1960er Jahren in den USA dreht.

Vom Einwanderer zum Zeitungsbaron

Ins Leben gerufen wurde der Preis von Joseph Pulitzer. Dieses Urgestein des amerikanischen Journalismus war mit 17 Jahren aus Ungarn eingewandert und hielt sich zunächst mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Jede freie Minute nutzte er, um in der Öffentlichen Bücherei von St. Louis Englisch zu lernen. Dort lernte er eines Tages die beiden Verleger der führenden deutschen Tageszeitung "Westliche Post" kennen, die er beim Schachspielen beobachtete - und hatte kurz darauf einen Job als Journalist.

Nur wenige Jahre später, mit gerade mal 25, wurde Pulitzer selbst Verleger, zunächst der "St. Louis Post-Dispatch", später auch der "New York World". Unter seiner Leitung wurden die Blätter zu den meistgelesenen Zeitungen des Landes. Sein Credo: "Leg die Geschichte dem Leser in aller Knappheit vor, damit er sie liest; mit Klarheit, damit er sie schätzt; in einprägsamen Bildern, damit er sich an sie erinnern kann; und akkurat, damit er sich an ihr orientieren kann."

Marjorie Miller, Vorsitzende des Pulitzer-Preis-KomitteesBild: J. David Ake/AP/picture alliance

Um die Verkaufszahlen noch weiter zu steigern, brachte Pulitzer immer wieder Aufsehen erregende Meldungen ins Blatt. Wenn das Tagesgeschäft nichts her gab, wurden sie eben erfunden. Und so gilt Pulitzer heute als Begründer der "Yellow Press" - der Klatsch- und Sensationspresse.

Gleichzeitig  war er aber auch ein unerbittlicher Streiter für die Wahrheit und kämpfte Zeit seines Lebens gegen korrupte Politiker. "Die Macht, die Zukunft der Republik zu gestalten, liegt in den Händen von Journalisten zukünftiger Generationen", schrieb er einmal. Pulitzer, der im Alter von nur 64 Jahren starb, überließ seinen Nachlass der journalistischen Fakultät "Columbia School of Journalism" in New York - mit der Auflage, einen Preis mit seinem Namen ins Leben zu rufen.

Nur wenige berühmte Preisträger

Große Zeitungen wie "The Washington Post" oder "The New York Times" erhielten die meisten Trophäen. Auch in diesem Jahr waren die renommierten Blätter in zahlreichen Kategorien, teilweise mehrfach, vertreten. Im Bereich Literatur wurde im Laufe des Jahrhunderts unter anderem der Südstaaten-Roman "Vom Winde verweht" von Margaret Mitchell, die Erzählung "Der alte Mann und das Meer" von Ernest Hemingway und "Wer die Nachtigall stört" von Harper Lee gewürdigt. Doch die meisten der preisgekrönten Bücher sind einem breiten Publikum unbekannt, viele  der prämierten Theaterstücke wurden noch nie am Broadway aufgeführt. 

Die Auszeichnungen werden 2022 von der 18-köpfigen Jury aus Verlegern, Journalisten und Akademikern in einer unscheinbaren Universitätsbibliothek in New York an die Preisträger vergeben. Anders als im Corona-Jahr 2021 diesmal mit anschließendem gemeinsamem Mittagessen.  

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