Pulitzer-Preise würdigen Medienberichte über Ukraine-Krieg
9. Mai 2023
Die Berichterstattung über den russischen Krieg gegen die Ukraine hat die Verleihung des Pulitzerpreises in New York geprägt. Wichtige Auszeichnungen gingen an die "New York Times" und die Nachrichtenagentur AP.
Anzeige
Ukraine: Pulitzer-Preise für Kriegsfotos
Die Nachrichtenagentur AP hat für ihre Fotos aus dem Ukraine-Krieg und vor allem dem wochenlang umkämpften Mariupol zwei Pulitzer-Preise erhalten. Wir zeigen eine Auswahl der ausgezeichneten Bilder.
Bild: Evgeniy Maloletka/AP Photo/picture alliance
Ein Bild bewegt Millionen
Rettungskräfte evakuieren eine verletzte hochschwangere Frau aus einer Geburtsklinik in Mariupol, als diese bombardiert wird. Das Bild von AP-Fotograf Evgeniy Maloletka ging um die Welt und bewegte Millionen Menschen. Es wurde auch als World Press Photo ausgezeichnet. Ein Happy End gab es nicht: Die Frau und ihr Baby starben.
Bild: Evgeniy Maloletka/AP/dpa/picture alliance
Ein Kind stirbt
Ärzte versuchen vergeblich, nach einem Bombenangriff das Leben des einjährigen Kirill zu retten - auch das hielt Evgeniy Maloletka fest. AP erhielt den Pulitzer-Preis in der bedeutendsten Kategorie "Dienst an der Öffentlichkeit" für die Berichte aus Mariupol, "dem Schauplatz von Massakern an Zivilisten nach der Invasion Russlands in die Ukraine", so Pulitzer-Verwaltungschefin Marjorie Miller.
Bild: Evgeniy Maloletka/AP/picture alliance
Zeugnis der Zerstörung
Mitarbeitende der US-amerikanischen Nachrichtenagentur harrten noch fast drei Wochen als einzige ausländische Medienvertreter in der schwer umkämpften Hafenstadt aus - bis zu ihrer Erstürmung durch russische Truppen. So konnte Fotograf Maloletka auch diese Aufnahme von einer Explosion in einem Wohnhaus in Mariupol machen, das von einem russischen Panzer beschossen wurde.
Bild: Evgeniy Maloletka/AP/dpa/picture alliance
Der Horror der Massengräber
Maloletka dokumentierte auch die Begräbnisse in Massengräbern am Stadtrand von Mariupol. "Ein Wort beschreibt diese Bemühungen: mutig", sagte Neil Brown, einer der Vorsitzenden des Pulitzer-Komitees, über die Arbeit der Kriegsfotografen.
Bild: Evgeniy Maloletka/AP Photo/picture alliance
Leiser Lichtblick
Inniger Moment inmitten des Kriegs: Eine Frau hält ihr Baby in einem Bunker in Mariupol im Arm. Auch dieses Bild stammt von Fotojournalist Maloletka. Er wurde - gemeinsam mit seinem Kollegen Mstyslav Chernov, der als Videojournalist ebenfalls für AP arbeitet - 2022 mit dem Freedom of Speech Award der Deutschen Welle ausgezeichnet.
Bild: Evgeniy Maloletka/AP Photo/picture alliance
Verzweiflung auf dem Friedhof
Die AP-Fotografinnen und -Fotografen wurden Zeugen herzzerreißender Szenen: Nadiya Trubchaninova trauert am Sarg ihres getöteten Sohnes nahe Kiew. Die Nachrichtenagentur wurde nicht nur für die Berichterstattung aus Mariupol ausgezeichnet, sondern erhielt auch den Pulitzer-Preis für Breaking-News-Fotografie für "einzigartige" Fotos aus den ersten Wochen der russischen Invasion in der Ukraine.
Bild: Rodrigo Abd/AP Photo/picture alliance
Fragiler Schutz
Ukrainische Zivilistinnen und Zivilisten drängen sich unter einer zerstörten Brücke, um über den Fluss Irpin am Rande von Kiew zu gelangen. Das Foto nahm AP-Fotograf Emilio Morenatti Anfang März 2022 auf, kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs.
Bild: Emilio Morenatti/AP/dpa/picture alliance
Der Schmerz der Hinterbliebenen
Morenatti war auch dabei, als Freundinnen und Verwandte Anastasia Ohrimenko während der Beerdigung ihres Mannes in Butscha trösteten. Der Soldat starb bei Gefechten in der Ostukraine.
Bild: Emilio Morenatti/AP Photo/picture alliance
Das Grauen gesehen
Angst im Blick: Eine Verwundete schaut direkt in die Kamera von AP-Fotograf Bernat Armangue, bevor sie mit dem Krankenwagen in ein Krankenhaus in Cherson gebracht wird.
Bild: Bernat Armangue/AP Photo/picture alliance
Einsamer Pianist
Vom Krieg zum Schweigen gebracht: Vasil Newolow ruht sich an einem abgedeckten Flügel im Theater von Drohobitsch aus. Seine Wohnung in Kiew wurde zerstört, er floh in die Westukraine. Auch das hielt der Fotograf Bernat Armangue fest und bekam damit eine Pulitzer-Nominierung.
Bild: Bernat Armangue/AP Photo/picture alliance
Trampelpfad durch Trümmer
Ausgezeichnet wurde auch die "New York Times", und zwar in der Textsparte "International Reporting". Sie erhielt einen Pulitzer-Preis für ihre acht Monate lange Recherche über Morde an Zivilisten in der Stadt Butscha, begangen von russischen Soldaten. Dieses Bild von AP-Fotograf Rodrigo Abd zeigt eine Frau, die durch die zerstörten Straßen des Ortes geht.
Bild: Rodrigo Abd/AP Photo/picture alliance
Sprachlos im Angesicht der Zerstörung
Dieser Mann betrachtet im Sommer 2022 die von russischen Angriffen zerstörten Gebäude im Kiewer Vorort Borodjanka. Auch dieses Bild von Fotografin Natacha Pisarenko war Teil der AP-Serie, die mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde.
Bild: Natacha Pisarenko/AP Photo/picture alliance
12 Bilder1 | 12
Die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) ist bei der Bekanntgabe der Pulitzer-Preise für das Jahr 2023 besonders geehrt worden. Die AP erhielt den renommierten Medienpreis in New York in der Kategorie "Dienst an der Öffentlichkeit" für ihre Berichterstattung aus der wochenlang umkämpften ukrainischen Stadt Mariupol, lange nachdem andere Journalisten den Ort verlassen hatten. Der Pulitzer-Preis gilt als die höchste Auszeichnung im US-Journalismus und "Dienst an der Öffentlichkeit"(Public Service) als die bedeutendste Preiskategorie. Einem Fotografenteam der AP wurde zusätzlich der Preis zuerkannt für aktuelle Bildberichterstattung für "einzigartige" Fotos aus den ersten Wochen der russischen Invasion in der Ukraine.
Die Tageszeitung "New York Times" wurde in der Kategorie internationale Berichterstattung ebenfalls für ihre Ukraine-Artikel gewürdigt. Die "Times" erhielt einen zweiten Pulitzer-Preis für einen Beitrag mit Grafiken und Schaubildern, die den immensen Reichtum und die Macht von Amazon-Gründer Jeff Bezos verdeutlichen. Bezos ist Eigentümer der "Washington Post".
Anzeige
Weiteres wichtiges Thema: Rassismus
Drei weitere Medienfirmen erhielten jeweils zwei Pulitzer-Preise. Die "Los Angeles Times" wurde geehrt für die Enthüllung rassistischer Äußerungen im Stadtrat von Los Angeles und für Feature-Fotos von einer obdachlosen schwangeren Frau. Die "Washington Post" gewann in der Kategorie "nationale Berichterstattung" für Artikel über das Abtreibungsverbot in Texas und für Feature-Texte über Menschen am gesellschaftlichen Rand, die ein "scharf beobachtetes Porträt" der USA ergäben.
Die Webseite AL.com in Birmingham im südlichen Bundesstaat Alabama erhielt einen Pulitzer für Kommentare über rassistisches Gedankengut in Alabama sowie einen Preis in der Kategorie Lokaljournalismus für Beiträge über Polizeikorruption in einer Kleinstadt in Alabama.
Mitarbeiter des "Wall Street Journal" gewannen zudem den Preis für investigativen Journalismus für Berichte über finanzielle Interessenkonflikte bei Bundesbeamten von 50 Regierungsbehörden.
Auch Preise für Literatur und Oper
Die 107. Pulitzer-Preise wurden von Verwaltungschefin Marjorie Miller verkündet. 15 der 23 Kategorien der Pulitzer-Preise sind journalistischen Arbeiten vorbehalten, von investigativen Geschichten über Fotos bis zu Karikaturen. Die Auszeichnung wird aber auch für Literatur sowie für Musik und Theater vergeben. Die Preisträger bestimmt eine Jury, die an der New Yorker Columbia-Universität angesiedelt ist. In der Kategorie Romane gewannen Barbara Kingsolver ("Demon Copperhead") und Hernan Diaz ("Trust"). Im Bereich Musik ging der Pulitzer an Rhiannon Giddens und Michael Abels für ihre Oper "Omar".
Eine als Favorit gehandelte journalistische Recherche, die vergangenes Jahr weltweit für Aufsehen sorgte, ging jedoch leer aus: Der Artikel des Magazins "Politico" über die Aufhebung des Grundsatzurteils "Roe v. Wade" zu Abtreibung. "Politico" hatte es mithilfe eines internen Dokuments des sonst verschwiegenen Obersten Gerichtshofes geschafft, schon Wochen vor der Veröffentlichung von der beabsichtigten Entscheidung zu berichten. Der Artikel hatte bei vielen Menschen weltweit Empörung ausgelöst und eine interne Suche nach der undichten Stelle im US Supreme Court zur Folge.
Der Pulitzer-Preis wird seit 1917 vergeben und ist nach dem 1911 verstorbenen New Yorker Verleger Joseph Pulitzer benannt, der aus Ungarn stammt. Er gilt als eine der weltweit renommiertesten Auszeichnungen für Journalisten und andere Arten von Publikationen.