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Punk-Rockerinnen drohen drei Jahre Gefängnis

7. August 2012

Im Moskauer Prozess gegen die Musikerinnen der regierungskritischen Punkband Pussy Riot fordert der Staatsanwalt drei Jahre Haft - wegen "Rowdytums" und "Aufstachelung zu religiösem Hass".

Die drei angeklagten Pussy-Riot-Musikerinnen (von l) Nadeschda Tolokonnikowa, Jekaterina Samuzewitsch und Maria Aljochina (Foto: AP/dapd)
Bild: dapd

Die Frauen hätten die Gefühle von gläubigen Christen absichtlich und grob verletzt, erklärte der Anklagevertreter während der live im Internet übertragenen Gerichtsverhandlung. Die Schuld von Nadeschda Tolokonnikowa (22), Jekaterina Samuzewitsch (29) und Maria Aljochina (24) (Artikelbild von links) sei erwiesen.

"Von der Gesellschaft isolieren"

Ihr Vergehen, in einer Kirche ein gegen den damaligen Ministerpräsidenten Wladimir Putin gerichtetes Lied zu singen, sei so "schwer", dass sie "von der Gesellschaft isoliert" werden müssten und es einen "echten Entzug von Freiheit" geben müsse, fügte der Staatsanwalt hinzu. Mit dem beantragten Strafmaß blieb die Anklage unter der Höchststrafe von sieben Jahren Lagerhaft. Präsident Putin und die russisch-orthodoxe Kirche hatten an das Gericht appelliert, die Frauen - zwei von ihnen sind Mütter kleiner Kinder - nicht zu hart zu bestrafen.

Die Musikerinnen hatten im Februar während des russischen Präsidentschaftswahlkampfs in der Christus-Erlöser-Kathedrale in Moskau, dem wichtigsten Gotteshaus der orthodoxen Kirche Russlands, ein "Punk-Gebet" gegen Putin vorgetragen. In dem Prozess verteidigten die Musikerinnen ihren etwa einminütigen Auftritt als politische Aktion. Sie hätten die Gefühle russisch-orthodoxer Christen nicht verletzen wollen. Zugleich hatten die Angeklagten der Richterin politische Befangenheit und mangelnden Respekt vor der Verteidigung vorgeworfen.

Drei Jahre Haft für "Pussy Riot" möglich

01:22

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"Drakonisch und unverhältnismäßig"

Das Vorgehen der russischen Behörden, insbesondere die seit Monaten andauernde Inhaftierung der Frauen, ist international scharf kritisiert worden. In einem gemeinsamen Brief an den russischen Botschafter in Berlin lehnen 121 Abgeordnete aller Bundestagsparteien die drohenden Haftstrafen als drakonisch und unverhältnismäßig ab. Das von den Bandmitgliedern aufgeführte "Punk-Gebet" falle unter das in der Menschenrechtskonvention aufgeführte Recht auf freie Meinungsäußerung. Zu den Unterzeichnern zählen unter anderem die Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Jürgen Trittin und Renate Künast, die stellvertretende FDP-Vorsitzende Birgit Homburger, der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion Michael Meister und die stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei, Caren Lay.

Auch Popstars wie Madonna, Sting, die Red Hot Chilli Peppers und Peter Gabriel solidarisierten sich mit Pussy Riot und forderten die Freilassung der Punk-Rockerinnen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die Frauen als politische Gefangene anerkannt. Kritik gibt es aber auch in Russland: Mehrere Moskauer Anwälte protestierten in einem Brief gegen den "juristischen Fehlgriff". Der Prozess sei ein "Schritt zur Zerstörung der Rechtsstaatlichkeit" in Russland. Fans von Pussy Riot demonstrierten vor dem Gerichtsgebäude.

wl/se (dpa, dapd, afp, rtr)

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