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Punkte fürs Praktikum

2. August 2011

Kaffee kochen, Akten kopieren und Zeitung lesen: Studenten aus Witten haben sinnlosen Praktika dieser Art den Kampf angesagt. Sie gründeten das erste Portal zur Bewertung von Praktikanten-Jobs. Mit Erfolg.

Das Team von meinpraktikum.de: Stefan Peukert, Joschka Felten und Daniel Pütz (v.l.) (Foto: meinpraktikum.de)
Pfiffige Geschäftsidee: das Team von meinpraktikum.deBild: meinpraktikum.de

Eine gemütliche Kneipe, zwei Glas Bier und Anekdoten über das Kaffeekochen und Kopieren in verschiedenen Praktikumsjobs. So beginnt die Geschäftsidee der beiden Wittener Wirtschaftsstudenten Daniel Pütz und Stefan Peukert. Zwei Jahre ihrer Studienzeit hatten sie in fremden Büros verbracht. Mit sehr unterschiedlichem Nutzen für ihr Studium. "Wir wollten, dass andere Studenten von diesen Erfahrungen profitieren und Praktika meiden können, bei denen es nur darum geht, Kaffee zu kochen", sagt Daniel Pütz. Warum also nicht ein Portal zur Bewertung von Studentenpraktika gründen? Schließlich werden auch schon Hotels, Lehrer und Professoren im Internet benotet.

Kein Jahr später sind die beiden Wirtschaftsstudenten im Januar 2011 mit ihrer Idee online gegangen. Schon nach zwei Wochen fanden sie auf ihrem Internetportal "meinpraktikum.de" knapp 1000 Bewertungen, wie Stefan Peukert stolz berichtet. "Zuerst hatten wir die Befürchtung, dass nur negative Bewertungen abgegeben werden", sagt der 26-jährige Student. "Aber mehr als die Hälfte bekommen gute Noten."

Keine Zeit für sinnlose Praktika ...Bild: www.meinpraktikum.de

Vom Studiprojekt zum Fulltimejob

Mittlerweile zählen die beiden Wirtschaftsstudenten fast 4000 Bewertungen für 2500 Firmen in Deutschland, aber auch in China, Brasilien oder den USA. Rund 100.000 Studierende nutzen die Seite, um sich über gute Praktikantenjobs zu informieren. Zunehmend sind auch ausländische Studierende darunter.

Aus dem Zwei-Mann-Studentenprojekt ist längst eine kleine Firma geworden mit eigenen Büroräumen auf dem Campus der Uni Witten-Herdecke, mit fünf Mitarbeitern und 23 Partnerunternehmen. Mit diesen Firmen, die gegen eine Gebühr von bis zu 6000 Euro mit einem eigenen Profil auf "meinpraktikum.de" für sich werben, finanziert sich das Internetportal. Der erste eigene Werbespot ist gedreht, Plakate und T-Shirts mit Firmenlogo sind gedruckt.

Werbetour an den Hochschulen

Auf Promotour in DresdenBild: meinpraktikum.de

Eigentlich wollten Daniel Pütz und Stefan Peukert ihr Examen längst in der Tasche haben. Doch dazu sind sie bisher noch nicht gekommen. "Wir arbeiten täglich mindestens zehn Stunden für unser Portal", sagt Daniel Pütz. Hinzu kommen noch die Werbetouren an deutschen Hochschulen. Zweimal war er mit seinem Team rund vier Wochen an jeweils 16 Universitäten unterwegs, um Praktikumsbewertungen zu sammeln und auf ihr Portal aufmerksam zu machen. "Das Interesse an unserer Seite ist sehr groß", beobachtet der 27-jährige Student. "Denn heute können es sich die meisten Studenten nicht mehr leisten, ihre Zeit mit sinnlosen Praktika zu vergeuden."

Mitarbeiter und Kommilitone Joschka Felten kann das bestätigen. Anders als seine beiden Chefs studiert er Wirtschaftswissenschaften nicht mehr auf Diplom, sondern bereits auf Bachelor. "Das Studium ist so stark durchstrukturiert, dass ich mir keine Fehlversuche leisten kann." Deshalb hat der 25-jährige Student für seine Praktika bewusst kleinere Unternehmen ausgewählt, in denen er direkt mehr Verantwortung übernehmen durfte. "Es hört sich zwar toll an, wenn man in den großen Konzernen arbeitet, doch oft kann man dort nicht viel lernen."

Im Büro auf dem Unicampus: Stefan Peukert, Daniel Pütz und Joschka Felten (v.l.)Bild: meinpraktikum.de

Noten für den Lernerfolg

Daniel Pütz hat andere Erfahrungen gemacht. Entscheidend ist für ihn nicht die Größe der Firma, sondern die Betreuungssituation. "Es sollte einen Mitarbeiter geben, der sich täglich um den Praktikanten kümmert", betont er. "Wer als Teammitglied akzeptiert wird, bei Meetings dabei sein darf und auch schon kleine Projekte übertragen bekommt, kann mit seinem Praktikum zufrieden sein." Entsprechend sind auch die Bewertungskategorien auf dem Internetportal gestaltet. Insgesamt gibt es 31 Unter- und sechs Oberkategorien. Sie reichen von "Lernerfolge", "Aufgaben" und "Wertschätzung" bis hin zu "Karrierechancen".

In einem freien Textfeld können die Studenten dann noch einmal ihre persönlichen Eindrücke über das Unternehmen schildern – allerdings ohne Namen von Mitarbeitern zu nennen und ohne Diffamierungen. Dabei, meint Joschka Felten, zeige sich dann auch oft, ob die Bewertung stimmig sei. "Bei Praktika im Ausland müssen wir oft schmunzeln", erzählt Felten. "Da ist der Job oft gar nicht so toll, aber die Bewertung trotzdem gut, weil die Stadt einfach schön ist und die Leute nett sind."

Autorin: Sabine Damaschke
Redaktion: Gaby Reucher