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Glaube

Putin beim Papst - die Dritte

3. Juli 2019

Erneut bekommt der russische Präsident eine Audienz im Vatikan. Sind das Vorbereitungen für einen Besuch des katholischen Kirchenoberhauptes in Russland? Manches spricht dafür.

Wladimir Putin bei der Ankunft im Vatikan (10.06.2015)
Bild: Getty Images/F. Origlia

Das anstehende Treffen ist die dritte Begegnung von Franziskus und Wladimir Putin. Der aus Argentinien stammende Papst war acht Monate im Amt, als der russische Präsident im November 2013 bei einem offiziellen Besuch in der Republik Italien auch in den Vatikan kam. Das zweite Mal trafen sich die beiden dort im Juni 2015.

Drei Audienzen beim Papst - das ist auch für einen Staatspräsidenten ungewöhnlich. Sieht man mal von Bundeskanzlerin Angela Merkel ab, die ja schon wiederholt im Vatikan zu Gast war und irgendwie als Protestantin einen eigenen Draht zum katholischen Kirchenoberhaupt gefunden hat. Die Regel ist sonst: Spitzenpolitiker bekommen eine Audienz beim Papst. Präsidenten durchaus auch zwei. Wenn es denn - wie im Falle Putin und Franziskus - drei sind, scheint das für ausgeprägte Interessen auf beiden Seiten zu sprechen.

Themen Syrien und Ukraine

Aber was bedeutet das angesichts der aktuellen Weltlage? Beim ersten Mal 2013 sprachen der katholische Papst und der russische Präsident über eine mögliche Friedensinitiative für Syrien. Ein Thema, das Franziskus sehr am Herzen liegt - wegen der dramatischen Not der Zivilbevölkerung und der schwierigen Lage der christlichen Minderheit dort.

Aus Syrien geflohene Christen bei einer Messe im Libanon (2015): Herzensangelegenheit des PapstesBild: Getty Images/AFP/A. Amro

Zudem spielt die russische Orthodoxie in der Region eine historisch wichtige Rolle. Putin seinerseits sagte nach dem Treffen von 2013, Russland und der Vatikan wollten die Kontakte im Bereich Kultur, Wissenschaft, Bildung und Gesundheitswesen "verstärken".

Die zweite Begegnung erfolgte gut ein Jahr nach Beginn der russischen Annexion der Krim und damit in deutlich angespannterer Lage. Dass Treffen zwischen dem Papst und Putin dauerte 50 Minuten, was für eine solche Audienz im Vatikan schon eine satte Länge ist. Der Ukraine-Konflikt wurde auch zum Hauptthema. Der Papst habe "aufrichtige und umfassende Anstrengungen für den Frieden" gefordert, teilte der Vatikan im Anschluss mit. Er und Putin seien sich einig gewesen, dass wieder ein "Klima des Dialogs" hergestellt werden müsse - und dass sich "alle Parteien" an die Vereinbarungen von Minsk halten müssten.

Außerdem forderte Franziskus die Einrichtung humanitärer Korridore, um Hilfslieferungen in die Konfliktregion zu erleichtern. Bemerkenswert am Rande: Franziskus begrüßte den Gast aus Moskau mit einem Wort in deutscher Sprache: "Willkommen".

Kurz vor Russlands Grenze war Franziskus schon

Nun die dritte Begegnung. Aus kirchlichen Kreisen heißt es, gewiss werde es bei dem Thema wieder um die christliche Präsenz im Nahen Osten und auch um die Lage in der Ukraine gehen. Aber ein anderer Aspekt ist spannender: Seit Langem gibt es Spekulationen um einen Moskau-Besuch von Papst Franziskus. Kein katholisches Kirchenoberhaupt kam bisher in den Herrschaftsbereich der russischen Orthodoxie. Und spätestens seit Johannes Paul II. ist das ein Wunschort für eine Papstreise.

Gesprächspartner Putin und Franziskus (2015): Ausgeprägtes Interessen auf beiden SeitenBild: picture-alliance/abaca

Der katholische Erzbischof in Moskau, der Italiener Paolo Pezzi, äußerte sich dieser Tage bei Radio Vatikan zur Frage einer solchen Visite. Ein Gegenbesuch, eine Papstreise nach Russland, sei "nicht ausgeschlossen", aber auch "nicht notwendig". Auf jeden Fall lenke die erneute Begegnung den Blick auf die katholische Minderheit in dem orthodox-geprägten Land.

Andere Signale aus der Orthodoxie

Doch schon vor vier Wochen, gleich nach Bekanntwerden von Putins erneuter Rom-Reise, kamen aus der russisch-orthodoxen Kirche ganz andere Signale. Eine Russlandreise des Oberhaupts der katholischen Kirche stehe "momentan nicht auf der Agenda der bilateralen Beziehungen", teilte Metropolit Hilarion mit, der wichtige Außenamtschef des orthodoxen Moskauer Patriarchats. Dem Schweizer Portal cath.ch sagte er: "In unserer Kirche sind viele Bischöfe, Priester und Gläubige nicht dazu bereit, ihn zu empfangen."

Dabei war Franziskus 2016 kurz mit dem Patriarchen Kyrill I. auf "neutralem Boden" zusammengekommen: auf dem Flughafen von Havanna in Kuba. Franziskus war damit der erste Papst, der nach fast 1000 Jahren Kirchenspaltung in Ost- und West-Rom mit einem russisch-orthodoxen Kirchenoberhaupt zusammentraf.

Christen Franziskus und Kyrill in Havanna (2016)l: Eifersucht?Bild: picture-alliance/AP Photo/G. Borgia

Angesichts der ungewöhnlich hohen Beliebtheit des Kirchenoberhaupts aus Rom in Russland gibt es Stimmen, die von "Eifersucht" bei Kyrill sprechen, der einen Schmuse-Kurs mit dem Kreml pflegt. Anfang 2016 befürworteten drei von vier Russen in einer Umfrage einen Besuch des katholischen Papstes in ihrem Land. Dazu kommt, dass beide Kirchenoberhäupter in Sachen Ukraine-Konflikt und bezüglich der Eigenständigkeit der ukrainischen Kirchen sicherlich unterschiedliche Ansichten haben.

Immerhin: Im August 2017 war bereits die Nummer zwei des Vatikan, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, in Moskau zu Gast. Es war der ranghöchste vatikanische Gast in der russischen Hauptstadt seit 1999. Der Kardinal sprach mit dem Patriarchen und dem Präsidenten. Und gewiss werden sich Parolin und Putin an diesem Donnerstag an ihre Begegnung vor knapp zwei Jahren erinnern. Überraschungen nicht ausgeschlossen.