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Politik

Putin fordert Schlussstrich unter Stalin-Ära

30. Oktober 2017

In Moskau wurde die "Mauer der Trauer" eingeweiht, ein monumentales Denkmal für die Opfer der Stalin-Diktatur: Für Kremlchef Putin ist sie ein Symbol der Versöhnung, für Menschenrechtler eher ein Akt der "Heuchelei".

Russland Patriarch Kirill und Präsident Putin- Eröffnung Denkmal gegen politische Repression in Moskau
Kremlchef Putin (r.) mit Patriarch Kyrill bei der Denkmaleinweihung in Moskau Bild: picture-alliance/dpa/TASS/A. Nikolsky

"Der Eröffnung dieses Denkmals ist gerade im 100. Jahr der Oktoberrevolution aktuell": Auch bei der feierlichen Übergabe der "Mauer der Trauer" im Zentrum der russischen Hauptstadt brachte Präsident Wladimir Putin die Hoffnung auf eine Aussöhnung der Gesellschaft mit der sowjetischen Geschichte zum Ausdruck. Putin war mit dem russischen Patriarchen Kirill und dem Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin zur Einweihungszeremonie für das große Bronzerelief zur Erinnerung an die Opfer der politischen Verfolgung unter dem Sowjetdiktator Josef Stalin gekommen.

Am 30. Oktober gedenken die Russen traditionell der Opfer des Stalinismus. In diesem Jahr jährt sich aber auch die Oktoberrevolution zum 100. Mal. Putin bezeichnete die politischen Repressionen als "Tragödie für unser Volk". Millionen Menschen seien "unter absurden Beschuldigungen zu Feinden erklärt" und hingerichtet worden oder seien in Gefängnissen und Arbeitslagern misshandelt worden.

Die "Mauer der Trauer" in MoskauBild: picture alliance/dpa/E. A. Ducke

Für diese Verbrechen könne es keine Rechtfertigung geben, so der Kremlchef. Das neue nationale Denkmal könne jedoch auch ein Zeichen der gegenseitigen Vergebung sein. Es sei "ein Symbol, die Geschichte unserer Heimat anzunehmen", mit allen Siegen und allen tragischen Seiten. "Ich hoffe aber auch, dass das Datum als Schlussstrich unter den dramatischen Ereignissen wahrgenommen wird, die unser Land und das Volk gespalten haben", hatte Putin zuvor bei einem Treffen mit dem Menschenrechtsrat in Moskau gemeint.  

Dissidenten widersprechen

Etwa 40 frühere politische Gefangene und Dissidenten nannten die Einweihung des Denkmals "unzeitgemäß und zynisch". Die politische Verfolgung in Russland dauere nicht nur an, sondern verschlimmere sich noch, heißt es in einem offenen Brief. Die derzeit in Moskau Herrschenden versuchten mit dem Monument den Eindruck zu erwecken, die Repression gehöre der Vergangenheit an.   

Angesehener Menschenrechtler: Juri Dmitrijew Bild: DW/Y. Dmitrijew

Es sei gut, dass der Staat das Denkmal errichte, auch wenn es widersprüchlich bleibe, sagte die Historikerin Irina Schtscherbakowa von der Menschenrechtsorganisation Memorial. "Es ist ein Denkmal für die Opfer. Doch man umgeht die Frage, wer die Täter waren", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Es könne keinen Schlussstrich geben.

Memorial: Putin beschönigt Stalin-Ära 

Bei einer Gedenkveranstaltung von Memorial mit mehreren hundert Teilnehmern waren am Sonntag in Moskau Namen von Opfern der Stalin-Ära verlesen worden. Allein in der Hauptstadt seien "in den Jahren des Terrors" unter Stalin mehr als 40.000 Menschen umgebracht worden, erklärte die Menschenrechtsorganisation. Die Demonstranten forderten die Freilassung des Memorial-Vertreters Juri Dmitrijew, der seit Dezember 2016 inhaftiert ist. Der Historiker ist für seine Forschungen über die Opfer der Stalin-Ära bekannt. Memorial wirft Putin vor, diese Verbrechen der Sowjetära zu beschönigen. 

SC/stu (afpe, dpa, APE)

 

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