Putin: USA keine Bananenrepublik
27. Oktober 2016"Glaubt wirklich jemand im Ernst, dass Russland die Wahl des amerikanischen Volkes beeinflussen kann? Ist Amerika etwa eine Bananenrepublik?", fragte der russische Präsident Wladimir Putin bei einer Konferenz in Sotschi (Artikelbild) und gab auch gleich die Antwort: "Amerika ist eine Großmacht."
In den USA hatte jüngst eine Serie von Hackerangriffen für Aufsehen gesorgt. Unter anderem soll Russland hinter dem Diebstahl von tausenden E-Mails stehen, die vom persönlichen Mail-Konto des Wahlkampfmanagers der demokratischen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, John Podesta, stammen.
Mit Vergeltung gedroht
Washington beschuldigte den Kreml, mit von Hackern illegal erlangten Informationen die Meinung der US-Wählerschaft zugunsten des republikanischen Kandidaten Donald Trump beeinflussen zu wollen. US-Vizepräsident Joe Biden hatte Russland Mitte Oktober mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht. Der TV-Sender NBC berichtete, der Geheimdienst CIA bereite Cyberangriffe aus Russland vor.
Zur Mutmaßung, Russland würde gerne Trump im Weißen Haus sehen, sagte Putin, das sei "absoluter Unsinn" und solle nur "die öffentliche Meinung kurz vor der Wahl beeinflussen". Zugleich lobte der russische Staatschef den Republikaner: "Er vertritt die Meinung eines großen Teils der US-Gesellschaft, der diese Eliten leid ist, die seit Jahrzehnten an der Macht sind. Er vertritt die Interessen normaler Leute, und er präsentiert sich als normaler Mann."
Trump seinerseits hatte bei Wahlkampfauftritten seine Bewunderung für Putins angebliche Führungsstärke ausgedrückt und angekündigt, im Falle seines Wahlsiegs die Beziehungen zu Moskau verbessern zu wollen. Clinton hegt dagegen tiefe Vorbehalte gegen Putin.
Kritik an Obama-Regierung
Scharf ins Gericht ging der Kremlchef mit der Regierung des scheidenden US-Präsidenten Barack Obama. Sie halte Vereinbarungen nicht ein, weder in Syrien noch in anderen Sicherheitsfragen, sagte Putin. "Es ist schwierig, mit ihnen zu reden, weil fast nichts erfüllt wird." Nach Auffassung der USA ist das schlechte bilaterale Verhältnis vor allem im russischen Vorgehen in der Ukraine und in Syrien begründet.
wl/haz (dpa,afp)