Das Video des Kremlkritikers Alexej Nawalny mit dem Titel "Ein Palast für Putin" ist bereits millionenfach abgerufen worden - jetzt hat Kremlchef Putin alle darin enthaltenen Vorwürfe zurückgewiesen.
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Er besitze keinen riesigen Privatpalast am Schwarzen Meer, sagte Russlands Präsident Wladimir Putin. "Nichts von dem, was in dem Video als mein Eigentum gezeigt wird, gehört mir oder meinen engsten Verwandten - und gehörte auch nie. Niemals", sagte Putin bei einem Online-Gespräch mit Studenten. Ein junger Mann hatte dem Präsidenten eine Frage zu dem Youtube-Video mit dem Titel "Ein Palast für Putin" gestellt, das nach wenigen Tagen schon fast 87 Millionen Mal aufgerufen wurde.
Video war Auslöser der Proteste
Zuvor hatte bereits Putins Sprecher den Film als "Unsinn" bezeichnet. Der Kremlchef sagte, dass er sich den fast zweistündigen Streifen aus Zeitmangel nicht angesehen habe. Allerdings hätten ihm Mitarbeiter Auszüge der "Kompilation" vorgelegt.
In Russland werden schon seit Monaten wegen der Corona-Pandemie keine Demonstrationen mehr erlaubt - Menschenrechtler beklagen deshalb einen Missbrauch der Situation um das Corona-Virus, um den Protest zu unterdrücken.
Nawalnys Team rief für den 31. Januar zu neuen landesweiten Protesten auf - für die Freilassung des Kremlgegners und gegen Putin. "Das ist durchaus risikoreich, wenn sich diese Proteste gegen die Verhaftung von Nawalny mit dem Unmut über die wirtschaftliche Entwicklung, über die Rentenreform, über die Teuerung der Lebensmittel, des täglichen Leben die Menschen in Russland verbindet. Diese Verbindung ist gefährlich für den Kreml", sagt der frühere Bundestagsabgeordnete Gernot Erler (SPD) im Gespräch mit der Deutschen Welle. Erler war von 2014 bis 2018 Russland-Beauftragter der Bundesregierung.
Wem gehört der Palast?
Der österreichische Politologe Gerhard Mangott geht noch einen Schritt weiter: "Diejenigen, die auf die Straße gegangen sind, sind sicherlich mehr als reine Nawalny-Anhänger", sagt er im Interview mit der Deutschen Welle. Nicht alle Demonstranten würden Nawalny beispielsweise bei einer Präsidentenwahl wählen, präzisierte der Osteuropa-Experte.
Die Politologin Tatjana Stanowaja meinte, dass Putin mit seinem Kommentar zu Nawalnys Film anerkenne, dass der "Volkszorn" gerechtfertigt sei. Allerdings stelle sich die Frage, ob die Menschen Putin glaubten. Ohne Antwort dazu, wem der Palast gehört, sei das "lächerlich".
Das Grundstück mit dem Palast am Schwarzen Meer ist dem Film Nawalnys zufolge fast 40 Mal so groß wie Monaco und soll mehr als 100 Milliarden Rubel (1,1 Milliarden Euro) verschlungen haben. Nawalny hält es für erwiesen, dass das milliardenschwere "Zarenreich" mit eigener Eishockey-Arena, Hubschrauber-Landeplatz, Casino und Aquadisco dem Präsidenten gehört, allerdings seien die Besitzverhältnisse verschleiert worden. Finanziert worden sein soll alles aus Schmiergeldern, die Oligarchen und Putins enge Vertraute in den Staatskonzernen gezahlt hätten. In dem Video werden erstmals Drohnenaufnahmen, Augenzeugen und Dokumente gezeigt.
nob/uh (dpa, afp, DW)
Prunk und Protz: So wohnen die Mächtigen
Russlands Präsident Wladimir Putin soll einen geheimen Luxus-Palast am Schwarzen Meer errichtet haben. Doch er ist längst nicht das einzige Staatsoberhaupt, das mehr als königlich residiert. Ein Streifzug.
Bild: Klaus Rose/dpa/picture alliance
Putins geheime Mega-Residenz
Mit öffentlichen Geldern soll Russlands Präsident Wladimir Putin sich einen versteckten Palast an der Küste des Schwarzen Meeres gebaut haben. Ein Video der Anti-Korruptions-Stiftung des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny zeigt ein Anwesen, das 40 Mal so groß ist wie das Fürstentum Monaco. 1,1 Milliarden Euro soll es gekostet haben, angeblich finanziert durch russische Staatsunternehmen.
Bild: Navalny Life youtube channel/AP Photo/picture alliance
Ein Dutzend Mal Pomp für Marokkos König
Der Königliche Palast in Rabat ist nur einer von einem Dutzend Palästen, die dem marokkanischen König Mohamed VI. gehören. Die Autoren des Enthüllungsbuchs "Der Räuberkönig" schreiben, dass die Paläste den Steuerzahler täglich 1,2 Millionen Euro kosten. Der Palast in Marokkos Hauptstadt wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut. Zu dem Riesen-Anwesen gehört auch eine Schule für die Königskinder.
Bild: Klaus Rose/dpa/picture alliance
Erdogans Prunkpalast am Vansee
Während die Türkei in einer Wirtschaftskrise steckt, lässt sich Präsident Recep Tayyip Erdogan Paläste errichten. Unter anderem ein herrschaftliches Bauwerk direkt am Vansee-Ufer. Türkischen Medien zufolge soll das Anwesen mehr als 14 Millionen Euro gekostet haben - finanziert aus Steuergeldern. Über einen verhängten Baustopp hatte Erdogan sich außerdem durch eine Gesetzesänderung hinweggesetzt.
In Bandar Seri Begawan, der Hauptstadt Bruneis, steht der größte Palast der Erde: der Istana Nurul Iman. Seit 1984 ist er Wohn- und Amtssitz des Sultans von Brunei. Knapp 1800 Räume verteilen sich auf 200.000 Quadratmeter Wohnfläche. Es gibt 18 Fahrstühle und mehr als 250 Badezimmer. Eine riesige goldene Kuppe thront über der hauseigenen Moschee. Kostenpunkt: Mehr als eine Milliarde US-Dollar.
Bild: Albert Nieboer/RoyalPress/dpa/picture alliance
Residenz zum Besichtigen, nachts illuminiert
17 Jahre hat der Bau des Rashtrapati Bhavan - Hindi für Haus des Präsidenten - gedauert. Seit 1950 ist der Palast Amtssitz und Residenz des indischen Staatspräsidenten. Auch Staatsgäste residieren hier. Auf vier Stockwerken verteilen sich 340 Zimmer. Die Korridore des Mega-Baus sind insgesamt zweieinhalb Kilometer lang, hinzu kommt ein Garten, der größer ist als 100 Fußballfelder.
Bild: Mayank Makhija/NurPhoto/picture alliance
Ein Meer aus Weißen Kuppeln
Eine verborgene Stadt, mitten im Herzen von Abu Dhabi: So kann man den 380.000 Quadratmeter großen Qasr-al-Watan-Palast wohl bezeichnen. Er ist Sitz des Kabinetts, Präsident und Kronprinz haben hier ihre Büros und empfangen ausländische Staatsgäste. Vergoldete Türen, Wände aus Marmor und farbenfrohe Mosaike prägen den 2015 erbauten Palast, der mittlerweile auch für Besucher geöffnet ist.
Bild: Erich Meyer/euroluftbild.de/picture alliance
Flaggenmast der Superlative
Er ist die offizielle Residenz des Präsidenten von Tadschikistan: der Kohi Millat, auch Weißes Haus genannt. Die Gründe dafür dürften auf der Hand liegen. Der Palast steht in der Hauptstadt Duschanbe, das eigentliche Palast-Highlight ist aber wahrscheinlich der riesige freistehende Flaggenmast auf dem Grundstück. Mit 165 Metern ist er der zweitgrößte der Welt.