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Politik

Putin wirbt für Gas-Verteilzentrum in der Türkei

13. Oktober 2022

Der Westen zeigt Russland nach seinem Angriffskrieg auf die Ukraine die rote Karte - Staatschef Putin sucht sich neue Partner. Im Fokus steht auch die Türkei, die engere Wirtschaftsbeziehungen gerne sieht.

Die Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und Wladimir Putin
Strategische Partner: der türkische Präsident Erdogan (l.) und sein russischer Kollege Putin in Astanas Hauptstadt Kasachstan Bild: Murat Cetinmuhurdar/Turkish Presidential Press Office/REUTERS

Der russische Staatschef Wladimir Putin hat den Bau eines Knotenpunktes in der Türkei zur Verteilung von Erdgaslieferungen angeregt. Der Weg über die Schwarzmeerregion in die Türkei sei derzeit der zuverlässigste und sicherste, um russisches Gas für den europäischen Markt zu liefern, sagte Putin in einem im Fernsehen übertragenen Gespräch mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die beiden Politiker trafen sich am Rande einer Sicherheitskonferenz in Astana, der Hauptstadt Kasachstans.

Gas-Hub und Gasbörse?

Gemeinsam könne man eine Drehscheibe für Gaslieferungen in der Türkei aufbauen. "Wenn die Türkei und unsere potenziellen Käufer Interesse haben, könnten wir den Bau einer weiteren Gasleitung und die Schaffung eines Gas-Hubs in der Türkei in Betracht ziehen für den Verkauf in Drittländer, vor allem in Europa", erläuterte Putin weiter. Darüber hinaus könnte in der Türkei auch eine Gasbörse zur Preisermittlung entstehen. Die Pipeline Turkstream, die durch das Schwarze Meer und die Türkei nach Südosteuropa führt, ist derzeit die einzige Leitung, die noch nennenswerte Mengen russisches Gas nach Südeuropa transportiert. 

Ende September waren beide von Russland nach Deutschland führenden Stränge der Pipeline Nord Stream 1 und einer der beiden Stränge von Nord Stream 2 in der Ostsee durch Explosionen beschädigt worden. Vertreter der EU und der NATO sprachen anschließend von Sabotage. Putin selbst hatte am Mittwoch von einem "internationalen Terroranschlag" geredet und angedeutet, dass aus seiner Sicht die USA dahinter stecken könnten.

Noch mehr Getreide und Düngemittel aus Russland?

Erdogan kündigte an, das Abkommen über die Ausfuhr von Getreide und Düngemitteln aus Russland über die Türkei weiterzuentwickeln, um "Entwicklungsländer" zu beliefern. "Wir können daran arbeiten, gemeinsam zu bestimmen, welche Länder das sein werden."

Unter türkischer und UN-Vermittlung war im Juli eine Vereinbarung ausgehandelt worden, die den Export von ukrainischen und russischen Agrarprodukten ermöglicht. Erdogan kritisierte jedoch, die meisten der Lieferungen seien seitdem an reichere Länder gegangen. An der Zusammenarbeit Russlands und der Türkei "werden sich sicherlich einige stören, aber die Entwicklungsländer werden sicherlich glücklicher sein", fügte er hinzu. 

Die USA und die EU hatten zuletzt den Druck auf das NATO-Mitglied Türkei erhöht, sich ihren Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine anzuschließen. Erdogan argumentiert dagegen, die Türkei könne als neutraler Akteur mögliche Waffenstillstandsgespräche zwischen Kiew und Moskau erwirken. Das Land profitiert aber auch wirtschaftlich sehr stark: In den vergangenen Monaten haben sich die türkischen Exporte nach Russland nahezu verdoppelt.

se/uh (rtr, dpa, afp)

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