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Politik

Putins Muskelspiel

Emma Burrows (Adaption: Jan D. Walter)9. Mai 2016

Am 9. Mai feiert Russland den Sieg über Hitler-Deutschland - für Kreml-Chef Putin ein Anlass, seine Streitmacht zu zeigen. DW-Korrespondentin Emma Burrows war bei Putins Waffenschau auf dem Roten Platz dabei.

Russland Militärparade zum Tag des Sieges Putin Rede (Foto: picture-alliance/dpa//Russian Presidential Press and Information Office/TASS/M. Klimentyev )
Bild: picture-alliance/dpa//Russian Presidential Press and Information Office/TASS/M. Klimentyev

Auf den besten Plätzen konnte man das Benzin der Panzer riechen, die sich über den Roten Platz schoben. Wer so nah dran stand, konnte sich des Eindrucks nicht verwehren: Dieses Schauspiel ist darauf ausgelegt, Respekt einzuflößen. Tausende Menschen sahen sich die Waffenschau auf dem Roten Platz an.

Mehr als 10.000 Soldaten, 71 Flugzeuge und Hubschrauber sowie 135 verschiedene Waffen - darunter Panzer aus der hochmodernen Armata-Reihe, Interkontinentalraketen und das Luft-Abwehrsystem S-400 - sagen der Welt: Mit Russland treibt niemand seine Scherze.

Gedenken an Kriegsopfer

Auch wenn die politische Botschaft klar scheint: Der 9. Mai ist für die Russen eigentlich ein Tag des Gedenkens. Sie erinnern sich an die zahlreichen Familienmitglieder, die im "Großen Vaterländischen Krieg" kämpften und starben. Fast überall in Europa litten Millionen Familien unter dem Zweiten Weltkrieg, aber kein Land verlor so viele Bürger wie die ehemalige Sowjetunion.

Militärparade in Moskau

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Exakte Opferzahlen gibt es nicht. Viele Soldaten gelten bis heute offiziell als im Kampf verschollen. Aber Historiker sind sich weitgehend einig, dass weit über 20 Millionen russische Soldaten und Zivilisten starben. Praktisch jede sowjetische Familie war direkt betroffen.

Nicht nur Russland, auch andere Staaten der ehemaligen UdSSR feiern deshalb jedes Jahr am 9. Mai den Sieg über Hitler-Deutschland 1945. Und dennoch geht es in der Parade zum "Tag des Sieges" nicht allein um die Vergangenheit, sondern auch um Russlands Gegenwart und Zukunft.

Klare politische Botschaft

Bevor es losging, wandte sich Staatspräsident Wladimir Putin auch an die Öffentlichkeit: Russland wolle dazu beitragen, ein "blockfreies" internationales Sicherheitssystem aufzubauen. Gleichzeitig warnte er vor kurzsichtigen und "inakzeptablen Doppelstandards", die nur denen zugute kämen, die neue kriminelle Pläne schmiedeten.

Wen genau er damit meinte, verriet der Kreml-Chef nicht. Doch die Adressaten scheinen klar: Immer wieder kritisiert Putin, dass Nato-Staaten sogenannte moderate Rebellen in Syrien unterstützen. Auch die Osterweiterung des Verteidigungsbündnisses ist ihm seit Jahren ein Dorn im Auge.

Balsam für die russische Seele

Putin demonstriert Russlands Stärke: Die Panzer der Armata-Reihe gelten als hochmodernBild: Reuters/S. Karpukhin

Denn trotz der wirtschaftlichen Probleme des Landes ist Putin in Russland ungemein beliebt. Die harsche Kritik aus dem Westen - an der Krim-Annexion, Putins Unterstützung ukrainischer Rebellen und seine Nähe zum syrischen Machthaber Baschar Al-Assad - teilen viele Russen nicht.

Sie finden, dass Putin ihnen ein Stück Nationalstolz zurückgegeben hat. Dieser hatte in den 90er-Jahren mit dem ökonomischen und politischen Chaos nach dem Ende der Sowjetunion abgenommen. Als Putin nach der Parade über das Kopfsteinpflaster des Roten Platzes spaziert, jubeln seine Anhänger ihm zu: "Danke!"

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