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Politik

Mugabe: Ende einer Ära?

15. November 2017

Er hat sich gern mit Jesus verglichen, aber dieses Mal dürfte das mit der politischen Auferstehung schwierig werden: Simbabwes Tyrannen-Saurier Mugabe scheint seine Macht zu verlieren. Schuld daran ist eine Frau.

Robert Mugabe und Grace Mugabe
Bild: Getty Images/J.Njikizana

Am Ende könnte es die Liebe gewesen sein, die Robert Mugabe schließlich sein Amt kostet. Seit 37 Jahren steht dieser Mann an der Spitze Simbabwes - genauso lange, wie die Republik Simbabwe, ehemals Kronkolonie Südrhodesien, dann weißer Apartheidsstaat, überhaupt besteht.

In seinen fast vier Jahrzehnten an der Macht ist Mugabe weder die brutale Unterdrückung unliebsamer Volksgruppen oder der Opposition, noch die Enteignung weißer Farmer sowie seine desaströse Wirtschaftspolitik zum Verhängnis geworden. Seinen späten Niedergang hat stattdessen wohl seine zweite Frau Grace Mugabe eingeläutet. Die 53-Jährige hatte er als seine Nachfolgerin im Amt des Staatspräsidenten aufbauen wollen. "Sie hat in den letzten Jahren einen beträchtlichen politischen Appetit entwickelt und hat deutlich erkennen lassen, dass sie ihren Ehemann beerben will", sagt der Historiker Christoph Marx von der Universität Duisburg-Essen im DW-Gespräch. Er hat die Biografie "Mugabe, ein afrikanischer Tyrann" geschrieben.

Geliebt, gehasst, verabscheut

Doch im Unterschied zu Robert Mugabe, der geliebt und gehasst wird - und beides mit Inbrunst - haben die meisten Simbabwer für Grace Mugabe nur ein Gefühl übrig: Abscheu. Denn während ihr Mann trotz allem immer noch als Freiheitskämpfer der 60er und 70er Jahre gefeiert wird, auch weit über die Grenzen seines Landes hinaus, steht "Gucci Grace" für Gier, Protz und Verschwendungssucht.

Sie liebt teure Autos, schicke Klamotten, extravagante Partys. In einem Land, in dem zwei von drei Menschen von weniger als einem Euro pro Tag leben müssen, kommt das nicht gut an. Einige Beobachter meinen auch, dass Robert Mugabe nur noch als Marionette seiner Frau seine Amtsgeschäfte geleitet habe. Auch Simbabwe-Kenner Marx kann sich das vorstellen. "Oder er war eine Marionette des Militärs", so Marx.

Grace lässt sich nicht ausbuhen

Im Machtkampf mit Mugabes altem Weggefährten Emmerson Mnangagwa konnte Grace Mugabe deshalb nicht auf die Unterstützung einer Mehrheit ihrer Landsleute hoffen. Viel wichtiger jedoch: auch die Armee stellt sich nun, da sich der Kampf um die Macht zuspitzt, nicht hinter die Frau mit den teuren Handtaschen. Sie und ihr Mann stehen unter Hausarrest, de facto hat das Militär die Macht im Land an sich gerissen. Auch der Internationale Flughafen von Harare ist von Soldaten besetzt - erst vor einer Woche war er in "Robert Mugabe International Airport" umbenannt worden.

Das Militär stand nicht hinter ihr: Grace MugabeBild: Getty Images/J.Njikizana

Zunächst hatte es noch so ausgesehen, als gelänge es Grace Mugabe, ihren Rivalen Mnangagwa aus dem Weg zu räumen. Anfang vergangener Woche war der bisherige Vizepräsident ins Ausland geflohen, nachdem er abgesetzt worden war und Todesdrohungen erhalten hatte. Präsident Mugabe hatte ihn unter anderem beschuldigt, Jugendliche damit beauftragt zu haben, seine Ehefrau bei einer Rede auszubuhen.

Mugabe-Biograf Christoph Marx ist Professor für außereuropäische Geschichte an der Universität Duisburg-EssenBild: Privat

Bleibt alles anders?

Die Kameradschaft zu Mnangagwa, mit dem Robert Mugabe während der gemeinsamen Zeit im Gefängnis Freundschaft geschlossen hatte, reichte dann doch nicht so weit wie die Bindung zu seiner Frau Grace. Nun dürfte der Mann, der im schwarzen Freiheitskampf "das Krokodil" genannt wurde, an die Spitze der Mugabe-Partei Zanu-PF sowie ins Präsidentenamt aufrücken.

Ein Ende der Ära Mugabe würde damit aber nicht bedeuten, dass sich Simbabwe in eine Demokratie verwandelt, sagt Christoph Marx. "Immerhin war Mnangagwa der Mann fürs Grobe im Regime Mugabe. Er war lange zuständig für die Geheimdienste, war eine Zeitlang Justizminister. Er war für die Niederschlagung von Protesten in den 80er, 90er und 2000er Jahren maßgeblich verantwortlich. Und es deutet nichts darauf hin, dass sich da irgendetwas ändert." Angesichts von Mnangagwas Alter von 75 Jahren dürfte der aber nicht lange an der Macht bleiben, meint Marx. "Dahinter könnte sich Armeechef Constantino Chiwenga, Anführer des aktuellen Putsches, bereit machen, das Präsidentenamt zu übernehmen".

Da waren sie noch Freunde: Emmerson Mnangagwa (links) und Robert Mugabe 2009Bild: Getty Images/APF/A. Joe

Die Wucht des Despoten

Die "Ära Kohl"? Die "Ära Mitterrand"? Wer in westlichen Demokratien 16 Jahre an der Macht ist wie Helmut Kohl oder 14 Jahre wie Francois Mitterrand, über dessen Regierungszeit wird gerne das historische Banner eines ganzen Zeitalters entrollt. Die Bedeutung Kohls für Deutschland oder Mitterrands für Frankreich sind jedoch gering, wenn man sie mit der Wucht vergleicht, mit der Robert Mugabe 37 Jahre lang Simbabwe geprägt hat. Dass sich nun grundlegend etwas ändert in ihrem Land, dass ein neues Zeitalter anbricht, darauf hoffen Millionen von Simbabwern.

Panzer auf den Straßen in Harare

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