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Politik

Der "Dschungel" von Calais wird geräumt

24. Oktober 2016

Zeitweise lebten in dem Camp in Nordfrankreich bis zu 8000 Flüchtlinge - unter erbärmlichsten Bedingungen. Sie harrten dort aus, in der Hoffnung irgendwann weiter nach Großbritannien zu gelangen. Nun ist Schluss damit.

Frankreich Räumung Dschungel von Calais
Nach ihrer Registrierung werden die Flüchtlinge zu Bussen gebracht Bild: Reuters/P. Woyazer

Im nordfranzösischen Calais ist mit der Räumung des Flüchtlingslagers begonnen worden. Am Rande des "Dschungel" genannten Camps starteten Mitarbeiter in einem provisorischen Registrierzentrum mit der Befragung von Flüchtlingen. Hunderte Migranten hatten sich schon in der vergangenen Nacht mit Koffern und Kleiderbündeln dort eingefunden.

Nach ihrer Aufnahme werden sie mit Bussen zu anderen Lagern in Frankreich gebracht. Laut einem Sprecher der Präfektur Pas-de-Calais werden den Flüchtlingen Regionen vorgegeben, zwischen denen sie wählen können. Ausgenommen sind Paris und Korsika. Der erste Bus mit Flüchtlingen fuhr gegen 8.40 Uhr MESZ ab. Insgesamt 60 Busse sollen an diesem Montag zwischen 2000 und 2500 Flüchtlinge zu neuen Unterkünften bringen.

Bevor die Flüchtlinge aus dem "Dschungel" verlegt werden, bekommen sie in der Registrierstelle ein Armband angelegt Bild: Reuters/P. Woyazer

"Das ist ein wichtiger Tag. Der Staat macht eine beträchtliche Anstrengung", sagte der Sprecher des Pariser Innenministeriums, Pierre-Henri Brandet. Man setze darauf, dass sich die Menschen freiwillig meldeten, fügte er hinzu. "Keiner wird gezwungen, sich in einen Bus zu setzen." 

"Ich bin froh. Ich habe genug von dem 'Dschungel'", erklärte der 25-jährige Abbas aus dem Sudan am Registrierpunkt. "Doch da sind viele Leute, die das Lager nicht verlassen wollen", ergänzte er. Er wollte Unruhen nicht ausschließen.

Schon in der Nacht zum Montag hatten sich hunderte Migranten vor dem Tor der Registrierstelle versammelt Bild: Reuters/N. Hall

6500 Menschen noch im "Dschungel"

Nach jüngsten offiziellen Zahlen leben im "Dschungel" am Ärmelkanal derzeit noch 6500 Menschen aus Afghanistan, Syrien, dem Sudan oder Eritrea unter widrigsten Bedingungen. Das einem Slum ähnelnde Lager aus Zelten, Wellpappe-Behausungen und später auch staatlich finanzierten Containern war Anfang 2015 entstanden. Bei dem Versuch, einen Teil des Lagers vor einigen Monaten zu räumen, gab es massive Ausschreitungen. Der französische Staat machte hierfür Aktivisten der "No Border"-Bewegung verantwortlich, die eine Welt ohne Grenzen fordern.

Zusammenstöße vor der Räumung 

Auch in der Nacht zum Montag gab es in dem "Dschungel" Zusammenstöße zwischen Flüchtlingen und der Polizei. Laut Polizei hatten Migranten versucht, auf eine nahegelegene Autobahn zu gelangen. Sie wurden von Sicherheitskräften zurückgedrängt. Die Polizei hat 1200 Beamte entsandt, die für eine ruhige Räumung des Lagers sorgen sollen.

Die französischen Behörden wollen das Camp, das auch als Symbol für Frankreichs gescheiterte Asylpolitik gesehen wird, schon seit geraumer Zeit auflösen. Hilfsorganisationen versuchten dies mit juristischen Mitteln zu verhindern, doch ein Verwaltungsgericht gab am Dienstag dann grünes Licht. Fast 200 minderjährige Flüchtlinge wurden vor der Räumung nach Großbritannien gebracht. Die Auflösung des "Dschungels" von Calais soll etwa eine Woche dauern.

se/sti (afp, dpa)

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