Rückschlag für Nigerias Filmindustrie
3. August 2016 Sie sind schon längst ein Exportschlager: Filme aus "Kanywood" in Kano und "Nollywood" in Lagos begeistern das Publikum in vielen Ländern Afrikas. Nigerias Regierung wollte den Boom unterstützen: Für eine Milliarde Naia (2,8 Millionen Euro) wollte sie in Kano ein Filmzentrum bauen - inklusive Studios, Schulungsräumen und Hotel.
Doch der konservative Klerus ging auf die Barrikaden. Prediger warnten, dass Allah die Urheber dieser "unislamischen" Idee verfluchen werde. "Wir wollen das nicht, wir brauchen das nicht", sagte Sheik Abdallah Kanya über das Filmzentrum. Er kündigte Gebete für die Unterstützer des Projektes an - die sie blind und taub machen würden.
Ähnlich sieht es auch Aminu Ibrahim Daurawa, Leiter der Religionspolizei in Kano. Die Regierung hätte die Gefahren des Projektes für die Religion ganz offensichtlich nicht bedacht, sagt Daurawa. Daher habe er eingegriffen.
Rückzieher des Präsidenten
Präsident Muhammadu Buhari, der selbst aus dem islamistisch geprägten Norden kommt, machte nach den Protesten einen Rückzieher. Die Finanzierung für das Vorhaben wurde gestoppt.
Viele Menschen sind entsetzt. Die nigerianische Filmindustrie ist in den vergangenen Jahren zu einem lukrativen Wirtschaftszweig angewachsen. Schätzungen zufolge werden jährlich zwischen 400 und 2000 Filme produziert.
"Viele denken sicher, das Filmdorf sei eine Art Bordell, wo jeder hingehen kann, um sich seine sexuellen Wünsche zu erfüllen", sagt der Filmschauspieler Mudassir Haladu. "Wir sind Muslime und wissen, was der Islam und lehrt und wie wir Allah dienen. Wir können also zwischen Gut und Böse unterscheiden."
Dringend benötigte Arbeitsplätze verloren
"Jeder klar denkende Mensch weiß, dass die Absage für das Filmzentrum eine schlechte Entscheidung war. Es hätte Investitionen gebracht und die kulturelle Vielfalt unserer Gesellschaft betont", sagt der Journalist und Blogger Jaafar Jaafar. Auch Arbeitsplätze für Jugendliche wären geschaffen worden, so Jaafar.
Der Blogger sieht vor allem die Rolle der Regierung kritisch. "Die Massen sind leicht zu beeindrucken, aber man hätte sie vorher besser über das Projekt informieren können." Es sei die Verantwortung der Regierung und nicht der Imame, mögliche Zweifel an der Filmindustrie in Kano zu erklären. Die meisten Menschen lehnten den Baustopp ab, sagt Jaafar. Die Regierung solle ihren Schritt überdenken.
Auch Kinofan Hauwa Bukar Kumshe aus Yola hat sich das Filmzentrum gewünscht. "Es wäre ein Meilenstein gewesen. Wir wollen unser Land präsentieren, auch in Afrika sind Haussa-Filme populär. Sie zeigen wie wir leben, sie präsentieren unsere Kultur und unsere Traditionen in den ländlichen Gebieten." Mit oder Zentrum - Immoralität könne es immer geben.
Schädliche Filme?
Aber es gibt auch Gegenstimmen. Isaaih Kenza befürchtet, dass Kinder zu viel Zeit damit verbringen könnten, Filme anzuschauen, die ihnen schaden. "Filme werden produziert, die Gewalt verherrlichen. Mord und Totschlag dominiert und das versuchen unsere Kinder nachzumachen."
Die Filmindustrie ist jedoch verärgert. Balarabe Murtala Baharu arbeitet in der Presseabteilung der Vereinigung für Filmproduzenten. Das Filmzentrum sollte durch Steuergelder finanziert werden, die die Regierung durch die Filmindustrie eingenommen hätte. Beide Seiten hätten profitiert, so Baharu: "Die Regierung hätte mehr Steuern eingenommen und die Filmindustrie wäre besser organisiert und vereint gewesen."