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Schalke 04: Tönnies tritt zurück

30. Juni 2020

Aufsichtsratschef Clemens Tönnies legt beim Bundesliga-Klub Schalke 04 seine Ämter nieder. Nach dem Corona-Ausbruch in seinem Fleischkonzern und anderen Verfehlungen war die Kritik massiv gewesen.

Fussball Schalke l Kritik an Aufsichtsratschef Clemens Tönnies wächst
Bild: picture-alliance/dpa/T. Rehbein

Der mächtige Aufsichtsratschef Clemens Tönnies tritt mit sofortiger Wirkung von seinen Ämtern beim Bundesliga-Traditionsverein FC Schalke 04 zurück. Das bestätigte der Verein kurze Zeit nachdem erste Meldungen der "Bild"-Zeitung und des WDR aufgetaucht waren. "Wir als Aufsichtsrat des FC Schalke 04 bedauern die Entscheidung von Clemens Tönnies sehr", äußert sich Jens Buchta, Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats, in einer offiziellen Erklärung auf der Internetseite des Klubs. "Er hat das Gremium als Vorsitzender in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mit seiner Mischung aus Bodenständigkeit und Dynamik geprägt, immer wieder war er der Motor, der wegweisende Prozesse angestoßen und federführend begleitet hat. Er wird mit seiner Erfahrung und Expertise in seiner Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender schwer zu ersetzen sein."

Der Rücktritt soll laut Informationen des Senders Sky von Tönnies selbst ausgegangen sein. Allerdings, so heißt es, hätte der Aufsichtsrat anderenfalls auf einen Rücktritt Tönnies' gedrängt. "Meine Hauptaufgabe ist es, mich aktuell voll und ganz auf mein Unternehmen zu konzentrieren, es erfolgreich durch die schwerste Krise seiner Geschichte zu führen", schrieb Tönnies in seinem Rücktrittsschreiben. Die Entscheidung, seine Ämter beim FC Schalke aufzugeben, sei ihm "nach so vielen Jahren sehr schwergefallen".

Der Unternehmer stand massiv in der Kritik, nachdem sich in seinem Fleischkonzern mehr als 1500 Beschäftigte mit dem Coronavirus infiziert hatten. Als Konsequenz waren die Anti-Corona-Maßnahmen in zwei Landkreisen wieder verschärft, Schulen und Kindergärten vorübergehend erneut geschlossen worden.

Fan-Proteste  

Die Schalker Ultra-Bewegung und viele andere Fans hatten zuletzt nochmals intensiv den Abschied des milliardenschweren Fleischfabrikanten gefordert. Zum Zeitpunkt des letzten Auswärtsspiels der Schalker Mannschaft am vergangenen Samstag gab es rund um die heimische Arena auf Schalke eine Demonstration der Anhänger, bei der ein Verfall der Werte des Vereins beklagt und der Rücktritt Tönnies' gefordert wurden.

Die Schalker Fans sind enttäuscht vom eigenen Verein und mahnen die Einhaltung des eigenen Leitbilds anBild: picture-alliance/RHR-FOTO/D. Ewert

Schon im vergangenen August waren Rücktrittsforderungen gegen Tönnies laut geworden, nachdem der Funktionär sich in einer Rede rassistisch gegenüber Afrikanern geäußert hatte. Damals war er vom Ehrenrat der Schalker gerügt worden und musste eine dreimonatige Auszeit akzeptieren. Tönnies war seit 2001 Vorsitzender des Schalker Aufsichtsrats. Außerdem saß er im Schalker Wirtschaftsausschuss und im Eilausschuss für sportliche Entscheidungen. 

Sportliche Krise, düstere Zukunft

Auch der sportliche Verfall des einstigen Spitzenvereins trug seinen Teil zum Unmut der Fans bei. Schalke lag nach der Hinrunde auf einem guten fünften Platz. In der Rückrunde holten die Königsblauen aber nur noch neun Punkte und blieben 16 Partien lang sieglos. Ein Negativrekord, der den Klub auf Platz zwölf abstürzen ließ.

Sportlich verantwortlich: Trainer David WagnerBild: picture alliance/AP Photo

Der Blick in die sportliche Zukunft der Schalker macht den Fans wenig Mut: Den Verein drücken Verbindlichkeiten in Höhe von 197 Millionen Euro. Einnahmen aus dem Europapokal wird es in der kommenden Saison nicht geben. Auch ist nicht absehbar, wann wieder Zuschauer ins Stadion dürfen. Damit entfallen weitere Einnahmen, auf die Schalker angewiesen sind. Wie leer die Kassen derzeit sind, hatte sich in der Corona-Zwangspause gezeigt, als es vor allem die Schalker waren, die darauf drängten, wieder zu spielen, damit noch ausstehende TV-Gelder ausgezählt werden konnten. Zudem verlangte der Verein von Dauerkarteninhabern, die für die Spiele, die sie wegen der Corona-Maßnahmen nicht besuchen durften, anteilig Geld zurückhaben wollten, einen Härtefallnachweis, mit dem die Anhänger belegen mussten, dass sie das Geld dringender brauchten als der Verein.

Offenbar hat der FC Schalke eine Bürgschaft über 40 Millionen Euro beim Land Nordrhein-Westfalen beantragt, mit der neue Kredite abgesichert werden sollen. Zudem soll es laut "Süddeutscher Zeitung" künftig eine Gehaltsobergrenze geben: Kein Spieler soll mehr als 2,5 Millionen Euro pro Jahr verdienen. 

asz/jst (dpa/SID)

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