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Rücktritt nach Sprengung von Aborigine-Stätte

11. September 2020

Im Mai hatte der Rio-Tinto-Konzern zwei Kultstätten australischer Ureinwohner gesprengt. Die heiligen Orte waren Zehntausende Jahre alt. Nach massiver Entrüstung muss jetzt der Unternehmenschef gehen.

Ein Mensch hält ein Protesplakat in die Höhe
Im Juni gab es vor dem Unternehmen Rio Tinto Proteste gegen die Sprengung der heiligen StättenBild: picture-alliance/AP Photo/AAP Image/R. Wainwright

Der Chef des Bergbaukonzerns Rio Tinto und zwei weitere Top-Manager treten zurück. Wie das australisch-britische Unternehmen mitteilte, wird Geschäftsführer Jean-Sébastien Jacques seinen Posten spätestens im März 2021 räumen, wenn nicht vorher ein Nachfolger gefunden wird. Mit dem Schritt reagiert der Konzern auf die Sprengung von zwei bedeutenden Stätten der Aborigines im Mai dieses Jahres in der Juukan-Schlucht zur Gewinnung von Eisenerz

In den Höhlen in der westaustralischen Region Pilbara hatte ein Archäologe 2014 wichtige Artefakte gefunden, darunter einen 28.000 Jahre alten Känguru-Beinknochen, der in ein spitzes Werkzeug umgearbeitet worden war, sowie einen 4000 Jahre alten Gürtel aus menschlichem Haar.

Das Alter der beiden Stättem in der Juukan-Schlucht wird auf 46.000 bis 48.000 Jahre geschätzt. Sie gehören zu den ältesten Siedlungsgebieten des Kontinents. Ihre Zerstörung hatte einen Sturm der Entrüstung ausgelöst und zu einer parlamentarischen Untersuchung geführt.

Unersetzlicher Verlust

Der UNESCO-Vorsitzende für Kulturgüterschutz, Peter Stone, hatte die Sprengung als "Tragödie" und eine der schlimmsten Kulturgüterzerstörungen der jüngeren Geschichte bezeichnet. Stone verglich sie mit der Zerstörung der Buddha-Statuenvon Bamiyan durch die Taliban und der syrischen Oasenstadt Palmyra durch die den "Islamischen Staat".

Geschäftsführer Jean-Sebastian Jacques hier 2018 - verlässt spätestens im März 2021 den KonzernBild: Getty Images/S. Barbour

"Was in Juukan passiert ist, war falsch", räumte Rio Tinto ein. Der Konzern werde sicherstellen, dass die Zerstörung eines Kulturerbes von derart außergewöhnlicher archäologischer und kultureller Bedeutung seitens des Unternehmens nie wieder vorkommt. Im August hatte der Vorstand nach den Protesten bereits die Boni der drei Spitzenmanager gekürzt. Eine interne Untersuchung habe ergeben, dass Rio Tinto zwar die nötige Erlaubnis zur Sprengung einholte - die Sprengung selbst aber nicht den "Standards und internen Leitlinien" des Konzerns entsprochen habe.

Der Chef des Rates für Rechtsansprüche der Aborigines (NNTC), Jamie Lowe, begrüßte den Rücktritt der Top-Manager. Dies sende "eine starke Botschaft an den gesamten Bergbausektor". Damit zeige der Rio-Tinto-Vorstand, dass er bereit sei, "den entscheidenden ersten Schritt in Richtung Rechenschaftspflicht zu tun". Die Kürzung der Prämien sei hingegen keine ausreichende Maßnahme gewesen.

ust/AR (dpa, afp)

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