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Rügen im Regen: Schön!

Suzanne Cords/(pt)29. April 2002

Rügen in der Nebensaison: Das bedeutet feste Schuhe, warme Kleidung und Friesennerz. Doch auch in den nasskalten Frühlingsmonaten hat die Insel ihren Reiz.

Steilküste mit KreidefelsenBild: Illuscope

Immer mehr Feriengäste entdecken Deutschlands schönste Urlaubsgebiete in der Nebensaison. Schließlich gibt es genug Gründe nicht in den warmen Süden zu fliegen, sondern mit der deutschen Küste Vorlieb zu nehmen: In den Hotels und Pensionen purzeln die Preise, zahlreiche Wellness-Angebote locken und die Kultur kommt auch nicht zu kurz. Auch wenn sich nur die Hartgesottensten ins Wasser trauen.

Putbus - auf den Spuren der Fürsten wandeln

Der "Rasende Roland" auf RügenBild: Rügensche Kleinbahn

Fürst Malte I. scheute Anfang des 19. Jahrhunderts keine Kosten, um seine Residenzstadt salonfähig zu machen. Er ließ Schloß, Theater und Villen in einheitlichem klassizistischen Stil erbauen, und für das prunkvolle Badehaus bestellte er eigens Marmor aus italienischen Steinbrüchen. Bald flanierten Könige, Prinzen und Herzöge mit ihren Damen durch die Stadt. Das Fürstenschloß fiel 1962 allerdings politischen Erwägungen des DDR-Regimes zum Opfer und wurde abgerissen. Den Verfall der maroden Häuser hat man nach der Wende gestoppt. Rügen und seine architektonischen Kostbarkeiten - die berühmte Bäderarchitektur mit den hundert Jahre alten Ziergiebeln, Erkern und Türmchen - erstrahlen an der Strandpromenade in neuem Glanz. So wie in Putbus, die von den Einheimischen liebevoll "weiße Stadt" oder auch "Rosenstadt" heißt.

Weißer Strand - kühle Temperaturen - idyllische Orte

Rügens weißer Strand ist weltberühmt. Auch wenn die See zum Baden einlädt: Gäste, die sich auch im Herbst und Frühling in die kalten Ostseefluten stürzen, werden heute belächelt. Kein Ort ist weiter als sieben Kilometer von der Küste entfernt. Im Norden lockt der Nationalpark Jasmund mit der Kreideküste und dem Leuchtturm bei Kap Arkona, der Nordspitze Rügens. Auf der verträumten Halbinsel Mönchsgut findet man uralte Buchenhaine und gotische Backsteinkirchen, Steilküsten wechseln sich mit flachen Stränden ab, Hünengräber und Megalithen liegen dicht beieinander. Kein Wunder, daß sich Maler, Musiker und Schriftsteller immer wieder von grünen Alleen, reetgedeckten Fischerhäusern, romantischen Häfen und feinsandigen Stränden inspirieren ließen. Das berühmteste Denkmal jedoch setzte Caspar David Friedrich dem Eiland mit seinem Gemälde "Kreidefelsen auf Rügen".

Betonwüste Prora - Mahnmal der Diktaturen

Berühmte Denkmäler ganz anderer Art findet man am Strand in der Nähe von Binz, keine Naturschönheit, sondern eine historische Sehenswürdigkeit: Das ehemalige Kraft durch Freude-Bad Prora. Einst hatte Adolf Hitler hier geplant, ein Ostseebad für 20.000 Gäste zu errichten. Weil es die Rote Armee nicht nach dem Krieg schaffte die riesigen Betonanlagen wegzusprengen, stehen sie noch heute da. Zu DDR-Zeiten wurde es zu einem Militärstandort der NVA ausgebaut und diente als Naherholungsheim für Offiziere.
Heute beherbergt die Riesenanlage Museen, eines davon stellt nostalgische Überbleibsel aus DDR-Zeiten aus.

Mit Erich Kästner in die Nebensaison

Mit 926 Quadratkilometern ist Rügen Deutschlands größte Insel. Fast jeder vierte Rüganer arbeitet in der Tourismusbranche. Und die haben in der Hauptsaison viel zu tun. Ganze Touristenarmada schieben sich dann über den Damm, der die Insel mit dem Festland verbindet. Und über die hat sich einst Erich Kästner mockiert: "Zwischen deinen Augen und dem Meer/ das sich sehnt, von dir erblickt zu werden, laufen dauernd Menschen hin und her/ und ihr Anblick macht dir Herzbeschwerden." Ein Grund mehr, sich in der Nebensaison nach Rügen aufzumachen.