Es wird wärmer in Deutschland! Praktisch, denn die Deutschen sind ein Fahrrad-Volk. Vom 21.04.-02.09.2018 zeigt das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt am Main die Ausstellung "Fahr Rad! Die Rückeroberung der Stadt".
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200 Jahre Fahrrad: Kult und Kuriositäten
Der Erfinder Karl Freiherr von Drais machte vor 200 Jahren seine erste Probefahrt auf einem Laufrad. Es war die Geburt des Fahrrads. Zwischen 1817 und 2017 hat es die vielfältigsten Formen angenommen.
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Das erste Laufrad
Karl Freiherr von Drais war eigentlich Förster - mit einer großen Begabung für Physik und Mathematik. Einige seiner Erfindungen wurden von anderen Tüftlern weiter entwickelt. Etwa der "Wagen ohne Pferde", der später zur Eisenbahndraisine wurde. Sein wichtigstes Werk war das Ur-Fahrrad, auch Laufmaschine oder "Draisine" genannt. Heutzutage lernen Kleinkinder mit einem ähnlichen Gerät Radfahren.
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Von der Draisine zum Velociped
Aus dem Laufrad entwickelte der Franzose Pierre Michaux 1861 das erste Tretkurbelrad, genannt "Michauline". Sein Landsmann Pierre Lallement verbesserte das Konzept und ließ es sich unter dem Begriff "Lallement-Velocipéd" patentieren. Es wirkte allerdings nicht sehr komfortabel. Der Vorderradantrieb war kraftraubend - und umfallen wollte man mit dem Rad sicher auch nicht.
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Nächste Generation: Das Hochrad
1870 erfand der Brite James Starley den nächsten Meilenstein im Zweiradbau: das Hochrad "Ariel". Es war dank der größeren Übersetzung durch das riesige Vorderrad viel schneller. Allerdings war es eine äußerst wackelige Angelegenheit. Alleine konnte man das Gerät kaum besteigen. Und bei einem Sturz konnten sich die Fahrer durch die hohe Sattelposition schwer verletzen.
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Die erste Tour de France
1890 hat das "Sicherheitsniederrad" mit Kettenantrieb und luftgefüllten Reifen das Hochrad verdrängt. Das berühmteste Radrennen der Welt, die Tour de France, startete mit diesen Rennrädern zum ersten Mal am 1. Juli 1903 mit 60 Fahrern in Paris. Sie führte über Lyon, Marseille, Toulouse, Bordeaux und Nantes zurück nach Paris. Nach 2428 Kilometern gewann der Franzose Maurice Garin (Mitte) die Tour.
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Tandem in einer anderen Dimension
Warum nicht direkt ein Fünfsitzer? Auf diesem Bild von 1895 sind die Söhne des Maschinenbauers Adam Opel zu sehen. Sie alle waren erfolgreiche Radrennfahrer und haben so das Opel-Fahrrad populär gemacht. In den 1920er Jahren war Opel der größte Fahrradhersteller der Welt - neben dem inzwischen sehr erfolgreichen Autobau.
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Rennen in den Trümmern
Um das triste Leben zwischen den Ruinen des Zweiten Weltkriegs erträglicher zu machen, mussten die Menschen großen Erfindungsreichtum an den Tag legen. Es gab nicht viel im Nachkriegsdeutschland. So kam man mit dem aus, was da war - und manchmal wurden tolle Sachen daraus: Hier haben sich Kinder und Jugendliche 1953 in Berlin aus Trümmerresten eine Radrennbahn gebaut.
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Zweckentfremdete Zweiräder
Dieses Foto entstand in Wien. Die Männer stellten sich auf ihre Räder, um bei einem Fußballspiel zuzuschauen, das hinter der Mauer stattfand. Ähnliche Bilder sieht man auch heute immer wieder. Etwa als die Rockband AC/DC 2015 in Köln auf einer großen Wiese spielte, haben sich Hunderte rund um die Wiese im Wald auf Bäume gesetzt oder am Zaun auf ihre Fahrräder gestellt, um zuzugucken.
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Das schwerste fahrbare Fahrrad der Welt
Der Tüftler Frank Dose musste das 1080 Kilo schwere Ungetüm für den Weltrekord 100 Meter weit mit eigener Kraft bewegen. Die Idee dazu entstand nach ein paar Bier auf dem Wacken Open-Air-Festival. Dann brauchte Dose nur noch etwas Schrott - darunter die Reifen eines ausrangierten Güllelasters.
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Rad aus Gartenrechen
Der Designer Dieter "Didi" Senft ist bekannt für besonders ausgefallene Radkreationen. Mit seinen Modellen hat er schon mehrere Rekorde eingefahren. Dieses "Einhundertelfstück-Zwölfzinkengartenrechenlaufrad" besteht tatsächlich aus 111 Gartenrechen, ist vier Meter lang und zwei Meter hoch. Und es soll tatsächlich funktionstüchtig sein.
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Wie fährt man sowas?
Der Fahrradsammler Ulrich Teige hat sich auf besonders kuriose Fahrradtypen spezialisiert. In seinem Museum "Pedalwelt" zeigt er besonders exotische Räder wie Rikschas, Wackelräder, verkehrt lenkende Räder oder auch dieses hier: Ein Liegeradtandem, das nur dann fährt, wenn der eine Fahrer vorwärts tritt und der andere rückwärts.
Bild: picture-alliance/dpa
Mit dem Rad auf Weltreise
Fahrräder aus Bambus sind so stabil, dass sie sogar weltreisetauglich sind. Karina und Tim Poser (Foto) sind mit ihren Bambusrädern von Hamburg in die chinesische Metropole Chengdu geradelt. Die in sozialen Projekten in Ghana und Deutschland gebauten Räder schafften die 12.000 Kilometer nahezu ohne Panne.
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Hauptsache auffallen
Mittlerweile sind der Form kaum noch Grenzen gesetzt. Es gibt Liegefahrräder, extrem hohe Räder (Tallbikes) und Fatbikes mit absurd dicken Reifen. Auf dem Foto ist ein sogenannter Cruiser zu sehen. Diese Fahrräder sind besonders bequem und ziehen die Blicke auf sich. Nicht nur aufgrund der weichen Formen, auch wegen der ausladenden Größe. Daher eignen sich die Cruiser auch bestens als Werbeträger.
Bild: DW/S. Wünsch
Ballermann auf Rädern
Ein Holztresen, eine Zapfanlage, als Bugfigur das Holzfass. Eine Tonne Fahrgestell, angetrieben von bis zu zehn strampelnden Partyradlern: Die rollende Biertheke hat jahrelang Deutschlands Innenstädte unsicher gemacht. Viel zu betrunkene Leute behinderten den Verkehr, pöbelten oft herum. Kurz: Es war das Grauen auf Rädern. Die meisten Städte haben die "Saufräder" längst verboten.
Bild: picture-alliance/dpa
Mit dem Fünfrad durch Peking
Hier noch ein hübsches Beispiel für einen besonders kreativen Umbau: Im Jahr der Olympischen Spiele 2008 in Peking hat dieser Radfahrer aus seinem Zweirad ein Fünfrad gebastelt. So konnte er anlässlich des sportlichen Großereignisses die olympischen Ringe durch die chinesische Hauptstadt fahren.
Bild: picture-alliance/dpa/Imaginechina
"Nine Million Bicycles"
Peking galt lange als Fahrrad-Welthauptstadt. Längst beherrschen jedoch die Autos das Straßenbild in der chinesischen Metropole. Doch dass in Peking immer noch "Neun Millionen Fahrräder" herumfahren, glaubt spätestens seit dem Hit von Katie Melua jeder: 2005 sang sie sich mit der romantischen Ballade "Nine Million Bicylces (in Beijing)" in die Charts.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Klar
Lebensgefährliches Transportmittel
Seit Jahren werden Städte weltweit an ihrer Fahrradfreundlichkeit gemessen. Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba dürfte hierbei mit Schlaglöchern, Tierherden und rücksichtslosen Autofahrern unter den Schlusslichtern sein. Trotzdem befördern unerschrockene Viehhalter ihre Tiere gerne auf diese Weise von A nach B. Die fahrradfreundlichste Stadt der Welt soll die dänische Hauptstadt Kopenhagen sein.
Bild: picture alliance / dpa
Ein Rad zum Kleinkriegen
Früher gab es Klappräder. Heute gibt es Falträder. Die sind leicht und so klein zusammenfaltbar, dass man sie bequem tragen kann. Sehr beliebt sind sie bei Berufspendlern, die Teile der Strecke mit Bus oder Bahn zurücklegen müssen. Für ein mitgenommenes "normales" Fahrrad muss man extra zahlen - das Faltrad kostet nichts. Schließlich ist es kleiner als ein Koffer.
Bild: picture-alliance/dpa
Bromptonmaniacs
Das Faltrad "Brompton" hat sich in seiner britischen Heimat, aber auch in Japan und den USA zum Kultrad entwickelt. Es ist der "Mercedes" unter den Falträdern und dank einer perfekten Übersetzung schneller als es aussieht. So finden in London oder New York jährlich Weltmeisterschaften statt. Dort geht es nicht nur darum, wer am schnellsten fährt, sondern auch darum, wer am besten gekleidet ist.
Bild: Imago/ZUMA Press
Fahrrad mit eingebautem Rückenwind
Bei den Fahrrädern mit Elektromotoren gibt es verschiedene Klassen. Reine E-Bikes fahren auch ohne Pedalkraft. Beim am weitesten verbreiteten Pedelec verstärkt der Motor die Kraft, die der Fahrer in die Pedale legt. Den Ruf als "Rentnerfahrstuhl" haben Pedelecs längst abgelegt. Es gibt sie auch als Sportfahrräder und Mountainbikes.
Bild: Imago/MITO
Fahrrad statt Hochzeitskutsche
Wenn das nicht auch eine Liebeserklärung an das Fahrrad ist! Während andere sich dicke Limousinen als Hochzeitskutsche mieten, fährt dieses frisch vermählte Paar einfach mal mit dem Rad in die Flitterwochen. Fahrradhochzeiten sind durchaus üblich - selbst bei Promis: Die Schwester von Popstar Beyoncé, Solange Knowles, kam ebenso wie ihr Bräutigam auf einem weißen Rad zur Trauung.
Bild: picture-alliance/ROPI
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Der Frühling ist da - die Deutschen zieht es nach draußen. Und das am liebsten auf dem Fahrrad. Wer in oder nahe Frankfurt wohnt, kann mit dem Rad zum Deutschen Architekturmuseum (DAM) strampeln, um sich dort - der Titel passt zur Anreise - die Ausstellung "Fahr Rad! Die Rückeroberung der Stadt" anzuschauen.
Die Ausstellung, die vom 21. April bis zum 2. September 2018 zu sehen ist, will zeigen, welche Rolle der Radverkehr in Städten spielen kann, um dort die Lebensqualität zu erhalten und weiter zu verbessern. Kopenhagen, New York, Karlsruhe oder Oslo: Präsentiert werden Fahrrad-Projekte aus aller Welt, denen es gelingt, die Stadt "sanft zurückzuerobern".
Begleitend zur Ausstellung werden Ideenskizzen für die Schweizer Straße in Frankfurt am Main von Architekten, Stadtplanern und Landschaftsarchitekten gezeigt. Die Straße verbindet die beiden Standorte des DAM: das Museum mit seinem Archiv und die Bibliothek.
100 Millionen Euro im Jahr für die Fahrradwege
Im April 2017 hat die damalige Bundesregierung angekündigt, die finanziellen Mittel für den Ausbau des Fahrradwegenetzes von 60 auf 100 Millionen Euro im Jahr aufzustocken. Dabei soll es vor allem um sogenannte Fahrradautobahnen gehen: Radwege ohne Ampeln und Kreuzungsverkehr, ohne parkende Autos oder Lieferwagen, die in den Städten die Radwege blockieren.
Damit soll vor allem Berufspendlern der Umstieg vom Auto auf das Fahrrad schmackhaft gemacht werden. Vor allem mit dem Boom der E-Bikes ist das Radfahren eine echte Alternative zum Stau oder zur überfüllten Bahn geworden.
Fahrradfahren - ein Lebensgefühl
Auch in der Freizeit wird das Fahrrad immer beliebter. Es gibt inzwischen viele Spielarten für jeden Geschmack und Geldbeutel. Fahrräder sind begehrte Lifestyle-Objekte geworden. Design-Läden, in denen individuelle Räder angefertigt werden, haben ebenso Hochkonjunktur wie E-Bike-Shops.
72 Millionen Fahrräder rollen durch die Republik; viele Radler haben zwei oder mehr Räder - passend für verschiedene Aktivitäten. Auch der Tourismus auf dem Fahrrad boomt, hier stecken die Kommunen gerne Geld in den Ausbau der touristischen Infrastruktur.